Sun dumpt die Preise

Mit einer Tiefpreisstrategie will Sun Microsystems den Markt für 32-Bit-Intel-Systeme erobern.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2003/16

     

Journalisten wie auch Kunden werden es danken, dass Sun Microsystems nicht mehr das ganze Jahr über Produkteneuheiten ankündigt, sondern stattdessen nur noch viermal pro Jahr – dafür in geballter Form. So geschehen für das dritte Quartal vergangene Woche in Zürich. Unter dem Namen «Java Systems» macht sich Sun heuer endlich daran, Java als integrierte Lösung selber zu vermarkten und damit seinen Wandel zur Anbieter von Hard- und Software zu unterstreichen.
Das Software-System von Sun umfasst – aufsetzend auf der Orion genannten Entwicklerebene – diverse Java-Systeme wie etwa das Java Enterprise System und das Java Desktop System, eine vollspurige Desktop-Lösung mit dem Übernamen Mad Hatter. Mad Hatter wird erstmals im November verfügbar sein und ist eine vollständige, auf Open-Source-Software basierende Desktop-Lösung, die den Vergleich mit dem herkömmlichen Windows-Desktop mit Office, Outlook, .Net und Internet Explorer nicht zu scheuen braucht.
Bloss: Das Java Desktop System soll für nur gerade mal 100 Dollar pro Desktop zu bekommen sein. Die Kampfansage an Microsoft ist unmissverständlich und dürfte – angesichts des für den Redmonder Software-Riesen in Asien tobenden Preiskampfes – auch gehört werden.

«Dumping» bei der Hardware

Doch nicht nur in Sachen Java, sondern auch bei der Hardware setzt Sun ihre Tiefpreisstrategie kompromisslos um. Mit der Sun Fire V250 kündigt das Unternehmen einen Workgroup Server für KMU an, der sämtliche Aufgaben, die in grösseren Umgebungen das Datacenter übernimmt, in einer kompakten Box vereint.
Angetrieben von einem oder zwei Ultrasparc-IIIi-Prozessoren skaliert das System mit bis zu acht Gigabyte DDR-Arbeitsspeicher von 20 bis 200 Benutzern. Mit Platz für maximal acht Raid-verwaltbare SCSI-Platten bietet es bis zu einem halben Terrabyte Daten Raum.
Der Server eignet sich laut Sun besonders als Basis für eine komplette Arbeitsumgebung mit Sunray-Thin-Clients und ist in der einfachsten Konfiguration für 4650 Franken erhältlich. Vergleichbare Systeme von Dell, IBM und HP kosten laut Sun rund 500 Dollar mehr. Das System ersetzt den bereits fünfjährigen Vorgänger Enterprise 250 und ist in der Schweiz ab dem 7. November verfügbar.

Rack-Applikationsserver für rund 15’000 Franken

Mit dem Sun Fire V440 lanciert Sun einen Applikationsserver für das Rack, der die Vorteile des 64-Bit-Computings auf Solaris in das Preissegment von 10’000 bis 15’000 Dollar bringen will. Der zwischen Datenbank- und Webserver sitzende Bolide kommt mit zwei oder vier Ultrasparc-IIIi-Prozessoren und bis zu 16 Gigabyte Arbeitsspeicher.
Dank der 64-Bit-Architektur und einem maximalen Datendurchsatz von 2,3 Gigabyte pro Sekunde können vier Gigabyte Speicher pro Prozessor adressiert werden. In der Grundausstattung kostet das Sun Fire V440-System, das Platz für bis zu vier SCSI-Platten bietet, 15’560 Franken. Der vergleichbare PE6650 von Dell kostet laut Sun rund die Hälfte mehr. Der Sun Fire V440 ist ab sofort in der Schweiz erhältlich.

Desktop-Workstation für weniger als 5000 Franken

Mit dem Sun Blade 1500 wird Sun schliesslich eine Desktop-Workstation für anspruchsvolle Entwicklungs- und Engineering-Aufgaben auf den Markt bringen, die in der einfachsten Konfiguration weniger als 5000 Franken kostet. Der Rechner wird von einem Ultrasparc-IIIi-Prozessor mit einem Gigahertz Taktfrequenz angetrieben, bietet bis zu vier Gigabyte DDR-Speicher und Platz für bis zu zwei ATA100-Festplatten.
Vorinstalliert sind das Betriebssystem Solaris 8 und die Bürosuite Staroffice in der Version 6.0. Die Workstation ist ab sofort in der Schweiz erhältlich und kostet 4650 Franken.

Tiefe Preise – sinkende Margen

Die Tiefpreis-Strategie von Sun zielt ganz klar darauf, im Hardware-Bereich den nach oben strebenden 32-Bit-Intel-Serversystemen Marktanteile abzuringen. Für die Sun-Partner wie Tradeware, Varec, IPS, LC Systems und Tristar wird diese Strategie natürlich auch sinkende Margen nach sich ziehen.
Die Margen sind zwar laut den Sun-Verantwortlichen prozentual fixiert – dennoch bedeuten tiefere Hardwarekosten auch prozentual weniger Marge für den Partner. Die neuen Preise werden es diesen allerdings erlauben, ein weit höheres Volumen an Sun-Boxen abzusetzen, wie Christian Hunziker, Head of Practices and Solutions, an der Pressekonferenz in Zürich erklärte. Man darf gespannt sein, ob die Strategie von Sun auch für die Partner aufgehen wird. (bor)


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