Tablet-PC-Absatz ist enttäuschend

Microsoft selbst ist laut den Marktforschern von Canalys Schuld daran, dass sich die Tablet-PCs nicht wie erwartet verkaufen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2003/14

     

Die hochgejubelten Tablet-PCs scheinen sich im zweiten Quartal seit ihrem Erscheinen zunehmend als Flop zu entpuppen. Eine Untersuchung der Londoner Marktforschungsgruppe Canalys belegt, dass in der Region Europa, Afrika und Naher Osten (EMEA) im zweiten Quartal dieses Jahres 23 Prozent weniger Tablet-PCs verkauft wurden als im Quartal zuvor.
Konkret wurden in den letzten drei Monaten in de EMEA-Region total 26’920 Tablet-PCs ausgeliefert. Das sind laut Canalys weniger als ein Prozent aller Notebook-Verkäufe in Europa, Afrika und dem Nahen Osten.
Marktführer war HP mit einem Anteil von 28 Prozent, gefolgt von Fujitsu Siemens mit knapp 13 Prozent, Toshiba mit elf Prozent und Acer mit 10,8 Prozent. Andere Anbieter kamen zusammen auf 37,3 Prozent.

Schlappe Microsoft

«Mit dem Tablet-PC beginnt eine aufregende, neue Ära des mobilen Computing, der nur die Vorstellungskraft der Anwender Grenzen setzt», hatte Bill Gates Ende letzten Jahres verkündet. Dem entgegnet Canalys-Analyst Chris Jones heute ironisch: «Grenzen setzen dem Tablett-PC heute – nicht zuletzt in der EMEA-Region – vor allem die mangelnden Anstrengungen von Microsoft
Er wirft den Redmondern vor, nicht genügend zu unternehmen, um den Tablet-PC zu verbessern, ihn vermehrt mit mehr den von einem Notebook gewohnten Features auszustatten und überzeugend zu vermarkten.

Zu wenig Features

Bei den meisten Anbietern erreichten die Verkaufszahlen gerade einmal fünf bis zehn Prozent der Notebook-Umsätze. «Es hat ja niemand erwartet, dass über Nacht gewaltige Verkaufszahlen erreicht werden. Doch jetzt ist der Absatz noch unter die konservativsten Erwartungen gefallen», kommentiert Jones die Marktentwicklung.
Die Anwender seien offensichtlich nicht bereit, die gesteigerte Mobilität mit dem Verzicht auf Features zu bezahlen. Zudem drücke die allgemeine Zurückhaltung bei den IT-Ausgaben auf den Umsatz. Das gelte besonders bei Projekten, die keinen klar ersichtlichen Return on Investment versprechen.

Notebooks ziehen, Tablet-PCs nicht

Der Markt für spezialisierte, Stift-basiernde Geräte bewegt sich laut Canalys bei rund 50’000 Einheiten pro Quartal. Die Anbieter sollten daher, so die Schlussfolgerung der Analysten, aus den vertikalen Nischen ausbrechen und vermehrt generell interessierende Angebote für mobile Profis entwickeln.
Dass viele Hersteller nur ein einziges Modell führen, und Microsoft das Konzept nicht mit voller Kraft propagiere, lasse allerdings bei vielen potentiellen Kunden Zweifel daran aufkommen, wie ernst das Bekenntnis zu den neuen Produkten gemeint sei. Dazu kommt, dass wichtige Notebook-Anbieter wie Dell, IBM und Sony nach wie vor abseits stehen.
Die Stagnation – während der restliche Notebook-Markt floriert – sei nur mit einer innovativen Weiterentwicklung des Konzepts zu überwinden, meint Jones, wobei die Vorteile für Geschäftsanwender deutlich aufgezeigt werden müssten. «Das alles geht aber», so Jones, «nicht ohne tatkräftige Unterstützung durch Microsoft.» (fis)


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