Apple macht von sich reden

Apple hat auf der diesjährigen World Developer Conference den Entwicklern eine Vorschau auf das neue Mac OS X Panther gegeben und den angeblich schnellsten PC der Welt präsentiert.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2003/13

     

Stolz und um keine Superlative verlegen präsentierte Jobs die neuen Apple Errungenschaften. Die nächste Version von Mac OS X 1.3 wird zurzeit unter dem Codenamen Panther entwickelt und soll Ende des Jahres ausgeliefert werden.
Das Herzstück, der neue Finder, hat von iTunes gelernt: Favoriten, Festplatten, Netzwerk-Server, iDisk und Wechselmedien werden ähnlich wie im erfolgreichen Musikprogramm per Ein-Klick-Zugriff abgerufen.
Exposé heisst eine neue Funktion, mit der sich alle geöffneten Fenster so anzeigen lassen, dass sie gleichzeitig zu sehen sind. Sie funktioniert wahlweise in einzelnen Applikationen oder über das ganze System.
Wer Apples Online-Datendienst iDisk nutzt, kann seine Dokumente in Zukunft automatisch mit der virtuellen Festplatte im Internet synchronisieren. Das soll auch zwischen verschiedenen Computern und mit anderen Benutzern klappen.
Daten im Benutzer-Ordner werden ähnlich wie mit dem Encrypted File System unter Windows «on the fly», verschlüsselt. Mit dem Mail-Programm werden zusammenhängende, etwa weitergeleitete Nachrichten mit mehreren Antworten verschiedener Benutzer, kombiniert und per Mausklick ein- und ausgeklappt.

«Very cool»

iChat wurde für Panther zu iChat AV weiterentwickelt und ermöglicht jetzt Vollbild-Video-Konferenzen über eine Breitbandleitung resp. Audio-Konferenzen über ein 56K Modem - alles automatisch über AOLs AIM-System, Apples eigenes .mac-Netz oder die Rendezvous-Technik.
Der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore lies sich auf der WWDC – in Fullscreen-Auflösung auf dem Bildschirm – die Bemerkung entlocken: «This is very cool.» Das ist es sicher, aber doch mehr Show als Hard Facts für Entwickler. Diese interessierten sich eher für Xcode.
Die neuen Entwicklungstools verbinden eine Unix-basierende Entwicklungsumgebung mit Technologien wie «Fix and Continue», «Zero Link» und «Distributed Build». Damit soll Xcode bis zu fünfmal schneller sein als die jetzigen Apple Entwicklungstools.

Panther Server

Ende Jahr soll auch Panther Server ausgeliefert werden. Panther Server kombiniert Open Source-Lösungen mit einem einfach zu beherrschenden Server Management. Dazu gehören etwa «Automatic Setup», um mehrere Server aufzusetzen, «Open Directory 2» für LDAP Directory- und Kerberos Authentifizierungs-Dienste, «Samba 3», um den Login und das Home Directory für Windows-Clients zu unterstützen und «Jboss Application Server», um J2EE-Anwendungen laufen zu lassen.
Wie Phil Schiller, Senior Vice President Worldwide Product Marketing, ausführte, verbindet
Panther Server Lösungen aus der Open Source-Welt mit der Benutzerfreundlichkeit von Apple zu einem Standard-basierenden Server-Betriebssystem, das eine breite Palette von Lösungen, angefangen bei Mac-, Windows- und Linux- Arbeitsgruppen bis zum Hosting von dynamischen Websites und Web Services unterstützt.

Power Mac G5

Gespannt war die Fan-Gemeinde vor allem auf die lang erwartete, neue Hardware. Der neue Power Mac G5 (Bild) ist der erste PC mit einem 64-Bit Desktop-Prozessor und einem 1 GHz Front-Side Bus. Er basiert auf dem von IBM und Apple gemeinsam entwickelten PowerPC G5-Prozessor, der 64-Bit-Rechenleistung und einen Speicherausbau auf bis zu 8 GB ermöglicht und gleichzeitig mit 32-Bit-Anwendungen kompatibel bleibt.
Mit zwei 2,0 GHz PowerPC G5-Prozessoren, die je über einen 1 GHz schnellen Front-Side Bus angesprochen werden, liefert der Power Mac G5 bis zu 16 GB/s Bandbreite. Die neue Power Mac-Linie wird in drei Versionen ausgeliefert werden: Mit Dual 2,0 GHz 64-Bit PowerPC G5 und zwei unabhängigen 1 GHz Front-Side Bussen für 4499 Franken, mit einem 1,8 GHz 64-Bit PowerPC G5 und 900 MHz Front-Side Bus für 3599 Franken und mit 1,6 GHz 64-Bit PowerPC G5 und 800 MHz Front-Side Bus für 2999 Franken.

Krach um die Benchmarks

Jobs’ Präsentation folgte eine Demonstration, welche die Überlegenheit des G5 gegenüber einem Dell 3,06-GHz-Dual-Xeon-Rechner unter Beweis stellen sollte. Der Power Mac G5 vereint einige Superlative: Er ist weltweit der erste 64-Bit PC.
Ausserdem der erste mit mehr als 4 GB adressierbarem RAM und mit integriertem SPDIF Digital Audio Ein- und Ausgang. Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, wurde, kaum waren die Fanfaren der Apple-Veranstaltung verklungen, Kritik an den Versuchsbedingungen laut, die beweisen sollten, dass er auch der schnellste PC der Welt sei. Die vorgelegten Benchmarks kommen aus dem Institut Veritest.
Die Testbedingungen seien allzu sehr auf die Stärken des neuen Prozessors ausgelegt gewesen, wurde gesagt. Damit steht Apple natürlich nicht allein. Die Benchmark-Saison hat eben erst begonnen. Intel kommt in diesen Tagen mit der dritten Ithanium-Version Madison. Die neue Pentium4-Version Prescot soll im zweiten Halbjahr vorgestellt werde und AMD will im September den Athlon64 ausliefern.
Zu all diesen Premieren werden Benchmarks präsentiert werden, die unter Bedingen entstehen, die kaum Gegebenheiten aus der wirklichen Welt entsprechen, dafür aber die jeweiligen Produkte gut aussehen lassen. AMD dürfte wie Apple und IBM herausstellen, dass mit dem neuen Prozessor 64-bit-Software besonders schnell läuft, jedoch kaum darauf hinweisen, dass bisher nur wenige Programme davon profitieren können. Wo der Power Mac G5 wirklich steht, werden unabhängige Tests zeigen, wenn die Maschinen im August ausgeliefert werden. (fis)


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