Orbit wird zu «Orbit/Comdex Europe»

Die Messe Basel und der Comdex-Veranstalter ZD Events, eine Tochter des US-Verlags Ziff Davis, sind eine Kooperationsvereinbarung eingegangen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 1999/22

     

Die nächste Orbit vom 26. bis 29. September 2000 wird unter dem neuen Label «Orbit/Comdex Europe» stattfinden und soll zu einer «der grössten IT-Messen in Europa» im Bereich Business-to-Business werden. Die Messe wird — laut Angaben der Veranstalter — neben der jährlich im Herbst in Las Vegas stattfindenden Comdex/Fall zur weltweit zweitgrössten Veranstaltung mit dem Label Comdex.
Die Verantwortlichen der Messe Basel gaben an der kurzfristig einberufenen Pressekonferenz unmissverständlich zu verstehen, dass sich die neu formierte Orbit/Comdex Europe als Konkurrenz zur Cebit versteht. Man will sich als Business-to-Business-Plattform mit Fokus auf Internet und E-Business etablieren.
Dieser Ansatz soll durch die Schaffung eines Fachkongresses zusätzlich unterstrichen werden. Bisher steht die Internet Expo (iEX) hier allein in der Schweiz. Da die Entscheidung über die Teilnahme an Messen vermehrt auf internationaler Basis und nicht mehr national getroffen werden, erhoffen sich die Veranstalter, sich durch den Zusatz Comdex im Label die Teilnahme der Keyplayer in Zukunft zu sichern.
Jürg Böhni, CEO der Messe Basel, gibt sich pragmatisch: «Die Orbit kennt niemand. Mit der neuen Orbit/Comdex wollen wir in Zukunft nicht nur die CIOs, sondern die CEOs bei uns haben. Und wir wollen die Entscheidungsträger nicht nur am Dienstag, sondern an allen vier Messetagen bei uns sehen.»

«Orbit Home» oder «PopTronics»?

Wie an der Ankündigung der Partnerschaft mit der Comdex bekannt wurde, werden die bisherigen Consumer-Teile der Orbit ab 2000 nicht mehr an der Orbit/Comdex zu finden sein. Stattdessen soll es eine eigene «Home»-Messe zu einem separaten Zeitpunkt geben. Details dazu waren in Basel noch nicht zu erfahren. Laut Swico-Sprechern will man aber die UE-Branche, die seit dem Ende der Fera keine Plattform mehr hat, stärker als bisher in das neue Projekt einbinden. Die Messeverantwortlichen gaben auf Anfrage bekannt, dass durch die Ausgliederung der Orbit Home im nächsten Jahr bei der Orbit/Comdex mit einer Reduktion der Besucherzahlen von heute 110’000 auf mindestens 60 bis 70’000 gerechnet werden muss.
Ebenfalls eine neue UE-Messe für die Schweiz plant nun allerdings auch die Reed Messen (Schweiz) AG in Fällanden. Die neue Messe mit dem Namen «PopTronics» (Popular Electronics) soll erstmals im Spätherbst 2001 stattfinden und stösst laut Reed-Chef Urs Ingold bereits auf höchstes Interesse der UE- und PC-Marktleader. Nicht zuletzt dürfte dabei auch der Standort Zürich eine Rolle spielen. Detail-Infos zur PopTronics werden laut Ingold im Januar 2000 bekanntgegeben.

Zum neuen Versuch der Comdex in Europa

Die amerikanische Comdex hat es früher schon versucht in Zentraleuropa, nämlich 1998 mit der «Comdex Enterprise Frankfurt» zusammen mit dem deutschen Veranstalter LogOn Technology Transfer. Das Unternehmen war jedoch wenig erfolgreich mit gerade mal 132 Ausstellern, 6000 Besuchern und 800 Konferenzteilnehmern. Besser etabliert hat sich die Comdex IT Paris mit 1999 über 100’000 Besuchern. Dennoch: Der Name «Comdex» allein bürgt nicht automatisch auch für Erfolg in unseren Breitengraden.
Was bringt die Kooperation nun der Basler Orbit bzw. der Swico als deren Träger? Anzumerken ist viererlei:
Erstens ist die US-Comdex bzw. deren Konzept bei den führenden Anbietern zunehmend umstritten – so fehlten an der Comdex/Fall 99 zum zweiten Mal hintereinander Namen wie IBM, Dell, Intel und AMD. Auch bei der Comdex kritisieren nämlich viele der IT-Anbieter, wie bei der Orbit, den fehlenden reinen Business-Fokus und die hohen Kontaktkosten.
Zweitens wird wohl auch in Zukunft die Cebit mit ihren 600’000 und nicht die Orbit/Comdex mit ihren künftig vielleicht 60’000 Fachbesuchern (die Anzahl echter Fachbesucher an der letzten Orbit) «die europäische IT-Messeplattform im Bereich Business-to-Business» sein. Ob man wirklich «mehr hochqualifizierte IT-Entscheidungsträger als vergleichbare IT-Messen in Europa» anziehen kann, bleibt auf jeden Fall erst mal abzuwarten.
Drittens ist für die Schweiz mit der Zürcher Internet Expo bereits eine B-to-B-Messeplattform entstanden, die sowohl den zentralen Standort wie einen echten Fachkongress bietet. Bereits 2000 konnte die iEX Dutzende von grossen Ausstellern aufgrund des knappen Platzes nicht mehr berücksichtigen, im Jahr 2001 wird deshalb von vier auf sieben Hallen bzw. mindestens 30’000 m2 aufgestockt.
Viertens: Auch die Cebit will sich stärker auf den Businessbereich konzentrieren, um den Problemen vorzubeugen, die auch US-Comdex plagen. Das jedenfalls erklärte jetzt Cebit-Direktor Joerg Schomburg gegenüber «European Sources & News». Vorgesehen ist, über hohe Ticketpreise die Consumer fernzuhalten bzw. an die Cebit Home zu locken. Ein Cebit-Entritt kostet heute 60 DM und dürfte laut Schomburg noch höher steigen. (mvb/mh)


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