Nur der flexible Outsourcer überlebt

Outsourcing ist bei Schweizer Firmen ein grosses Thema, doch scheitern Projekte noch oft an zu teuren, schlechten Outsourcern und mangelnder Kommunikation zwischen den Partnern.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2003/07

     

46% der Schweizer IT-Outsourcing-Projekte sind erfolgreich, 50% teilweise erfolgreich und nur 4% der Projekte sind gescheitert. Das ergab eine Umfrage unter Schweizer Grossunternehmen verschiedenster Branchen vom Zentrum für Informations- und Kommunikationsrecht (ZIK) der Uni Zürich in Zusammenarbeit mit dem Branchenverband Simsa (Swiss Interactive Media and Software Association) und dem Schweizer Zentrum für Kommunikationsrecht (SF).
Laut der Umfrage haben zwei Drittel der antwortenden Firmen in den letzten fünf Jahren mindestens einmal ein IT-Outsourcing-Projekt gestartet, 85% haben dabei pro Projekt zwischen einer und 10 Millionen Franken ausgegeben. Am häufigsten wurden Software-Management und Rechenzentrum-Leistungen an IT-Outsourcer abgegeben.

Wenig Vertrauen in Outsourcer

70% der Befragten würden zwar ein neues Outsourcing-Projekt in Angriff nehmen, aber nur die Hälfte würden wieder mit demselben Outsourcing-Partner zusammenarbeiten. In über der Hälfte der Fälle traf die Realität nicht die Erwartungen. Als Gründe, den Outsourcer zu wechseln gaben die Unternehmen folgendes an:
zu teuer (25%)
bessere Outsourcer auf dem Markt (18%)
schlechter Service (14%)
Erwartungen des Managements nicht erfüllt (14%)
jetzt besseres Technologie-Know-how (14%)
schlechte Kommunikation (12%)
nicht genug ROI (3%)

Risikomanagement angesagt

Teilweise oder ganz gescheitert sind Outsourcing-Projekte neben den zu hohen Kosten und Differenzen mit dem Outsourcing-Partner zudem an zu komplexer Technologie, sich während des Projektes ändernden Anforderungen, zu statischen und unflexiblen Verträgen und an der Tatsache, dass sich das Projekt zu einem «never ending project» entwickelte.
In 40% der Fälle hat sich das Projekt viel länger hingezogen als erwartet. Die Studie brachte zudem zutage, dass die Firmen sich noch viel zu wenig der Vertrags- und Technologierisiken bewusst sind. So hat beispielsweise mehr als die Hälfte der Unternehmen keinerlei Ahnung, ob ihr Oursourcing-Partner eine Haftpflichtversicherung hat.

Nur die Hälfte profitiert

Für 52% der Firmen haben ihre Outsourcing-Projekte bereits einen Return on Investment (ROI) gebracht. Für ein gutes Drittel der Glücklichen betrugt dieser über eine Millionen Franken. Doch es dauert seine Zeit bis das investierte Geld wieder zurück in die Kassen fliesst. Bei dem Grossteil der Unternehmen (37%) dauerte eszwischen sechs Monaten bis zu einem Jahr, bei 29 Prozent gar zwei bis fünf Jahre.
Nur bei gerade 15% der Befragten stellte sich der ROI sofort ein. Die Hauptgründe, wenn ein Projekt keine Einsparungen brachte, lagen nach Meinung von 25 Prozent der befragten Unternehmen auf der Seite des Outsourcers und jeweils zu 17% bei IT-Problemen und schlechter Kommunikation zwischen den Partnern.

Geld sparen weicht Qualität

Während in den letzten Jahren die Kostenreduktion (29%) im Vordergrund bei der Entscheidung die IT auszulagern stand, werde jetzt auch vermehrt auf qualitative Aspekte geachtet, so die Studie. Der Trend gehe zudem weg vom globalen hin zum selektiven IT-Outsourcing. Auch sogenannten Offshore Outsourcing in kostengünstigere Länder – besonders gefragt sind Indien, Mexiko und Ost-Europa – werde immer mehr zum Thema.
Wirklich in der Pipeline sind derzeit allerdings nur sehr wenige Projekte. Obwohl Outsourcing also auf dem Vormarsch ist, werden Outsourcing-Anbieter nicht gerade mit Aufträgen überhäuft werden. (sk)

Die Studie

Die Studie wurde im Januar und Februar 2003 unter 93 Grossunternehmen der Schweizer Top 200-Firmen durchgeführt. Die Fragebogen gingen an CIOs und Chefs der Rechtsabteilungen. Die Rücklaufrate betrug 49%. Folgende Branchen wurden einbezogen: Industrie (19%), Banken (12%), Telekommunikation (11%), Healthcare (11%), Retail (11%), Transport (11%), Versicherungen (9%), Nahrungsmittel (9%), Andere (7%)

Outsourcing-Projekte und die Lehren daraus


Transparente Kommunikation mit dem Partner ist der Schlüssel zum Erfolg
Outsourcing-Projekte müssen vorsichtig evaluiert werden
Genug Zeit nehmen für Verhandlungen und Abklärungen
Flexibles Pricing und Strafen im Vertrag definieren
Nie ein Problem oder Monopol outsourcen
Outsourcing nur bei detailliertem Verständnis für Serviceaspekte und Kostenstrukturen in Betracht ziehen


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