Routen mit zehn Terabit

Mit dem ersten optischen Router eröffnet Lucent Technologies nach eigenem Bekunden eine neue Ära für optische Kommunikationsnetze. Der Wavestar Lambda-Router ermöglicht Übertragungsbandbreiten von mehr als 10 Terabit pro Sekunde.

Artikel erschienen in IT Reseller 1999/21

   

Firmen wie Nortel und Lucent arbeiten bereits seit einiger Zeit mit der sogenannten Wavelength Division Multiplexing-Technologie für optische Netzwerke und erreichten damit in der Messstrecke auch sehr schnelle Übertragungsraten. Das Problem, weshab diese bisher nicht wirklich realisiert werden konnten, lag beim Routing. Dafür mussten die optischen in elektrische Signale umgewandelt werden, und dieser Vorgang bremste die theoretisch mögliche Übertragunggeschwindigkeit. Lucent hat nun den Prototyp eines optischen Routers vorgestellt, der offensichtlich einen Durchbruch darstellt.

Technologie von Bell Lab

Der Lucent Wavestar Lambda-Router basiert auf der von Bell Lab entwickelten Microstar Technologie, die erstmals an der diesjährigen Telecom in Genf vorgestellt worden war. Im Wavestar Lambda-Router sind kleine Spiegel so angeordnet, dass jeder auf eine bestimmte Wellenlänge eingestellt ist. Die Spiegel sind beweglich und lassen sich auf jede einzelne der 256 In- und Outputfasern des Glasfaserkabels ausrichten. Da die Spiegel mikromechanisch schwenkbar sind, ist es möglich, die optischen Signale ohne Umwandlung direkt von einer Glasfaser auf eine andere zu lenken.
Sämtliche 256 Spiegel sind auf einer Siliziumplatte von weniger als einen Quadratzoll (2,54 x 2,54 cm) untergebracht. Die kompakte Bauweise erlaubt rund 32 mal schnellere Schaltvorgänge als mit heutigen, elektronischen Switches. Da keine Umwandlung von Licht in elektrische Impulse und wieder zurück stattfindet, benötigt der Lambda-Router ausserdem sehr viel weniger Energie als jede auf elektrischen Leitungen basierende Lösung.

Möglichkeiten für Service Provider

Der Einsatz von vollständig optischen Technologien eröffnet Netzwerkbetreibern neue Hochgeschwindigkeitsdienste für den Daten- und Videoverkehr und ermöglicht die Verwaltung individueller Verbindungen aufgrund verschiedener Wellenlängen. So könnte ein lokaler Service Provider mit dem Wavestar-System etwa seinen Kunden kurzfristig eine virtuelle Punkt-zu-Punkt-Verbindung für eine Videokonferenz in HDTV-Qualität zwischen zwei Städten irgendwo in der Welt zur Verfügung stellen. Ohne den optischen Router müsste dafür eine ganze Reihe von digitalen Switches eingesetzt werden, was einige Stunden und deutlich mehr Netzwerk- und Administrationsresourcen in Anspruch nähme.

Einer für alles

Der Wavestar Lambda Router besitzt eine modulare, ausbaubare Switching-Struktur und arbeitet unabhängig von Übertragungsraten und Protokollen. So kann er jede Art von Netzwerkverkehr abwicklen. Er ist nicht auf die SONET (Synchronous Optical Network) und SDH ( Synchronous Digital Hierarchy)-Datenströme beschränkt, sondern bewältigt auch ATM (Asynchronous Transfer Mode), IP (Internet Protocol) und Gigabit Ethernet, um nur einige Standards zu nennen.
Das System erlaubt ausserdem den Einsatz von Time Division Multiplexing (TDM) und ist laut Hersteller in der Lage, Übertragungskapazitäten dynamisch in Sekunden oder Minuten zuzuteilen statt in Stunden oder Tagen. Und da es für den Schutz des Netzwerkes optimiert wurde, unterstützt es im Falle eines Faserbruchs auch die Rekonfiguration.
«Mit dem Ausbau der Kommunikationsnetze», prophezeit Gerry Butters, Präsident der Lucent Optical Networking Goup, «wird die optische Übertragungstechnologie zum Herzstück dieser Netze werden. Sie bringt beinah unbeschränkte Bandbreite auf den Desktop und eines Tages wohl auch nach Hause.»
Die ersten Lambda-Router mit einer Switch-Kapazität von mehr als 10 Terabits pro Sekunde sollen im Juli 2000 an ausgewählte Kunden ausgeliefert werden. Allgemein verfügbar wird der Wavestar Routers im Dezember kommenden Jahres sein. (fis)


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