TFT-Preise im freien Fall

Nach dem kurzzeitigen LCD-Engpass Anfang des Jahres sollen laut Analysten die Preise für Flachbildschirme nun wieder purzeln.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/14

     

Aufgrund der schwachen Nachfrage werden die Preise für Flachbildschirme nach einem zwischenzeitlichen Hoch schon bald wieder ins Rutschen geraten. Zum einen sind die Kosten für Komponenten der Flatpanels gesunken, zum anderen haben die geschrumpften PC-Verkaufszahlen im Frühjahr anstatt für die vorausgesagte Knappheit für ein Überangebot an Flachbildschirmen gesorgt.
Die ersten Hersteller und Händler haben mittlerweile schon weltweit Preisnachlässe 0vermeldet. LCD-Display-Hersteller Samsung, der seine Flatpanels auch an andere Monitor-Hersteller liefert, hat angekündigt, seine Preise für alle Modelle um zehn Dollar zu senken. Taiwanische Hersteller wie Chi Mei Optoelectronics, Hannstar und AU Optronics haben bereits nachgezogen. Auch Toshiba, Sharp und Hitachi wollen die Preise für Flachbildschirme ebenfalls senken.
Iiyama, Benq und CTX haben sie schon um bis zu acht Prozent reduziert. Bei den 17-Zöllern werden allgemein in den nächsten Monaten die grössten Preissenkungen erwartet. Zudem werden 18-Zoll-Geräte nachziehen müssen, da sie nicht nur von 17-Zöllern von unten, sondern 19-Zoll-Geräten von oben bedrängt werden.

Gelassenheit im Schweizer Lager

Die Schweizer LCD-Händler haben sich offensichtlich bereits an das Auf und Ab im TFT-Markt gewöhnt. Kaum einer spricht wirklich noch von einem Preiskrieg. Man will mehrheitlich die Preise reduzieren und abwarten, bis sie in ein paar Monaten wieder anziehen werden.
Samsung-Importeur Dicom erwartet in den nächsten ein bis zwei Monaten moderate Preissenkungen bei fast allen TFT-Geräten. Teilweise seien diese charttechnisch und auf Überlager bei bestimmten Herstellern oder TFT-Assemblern zurückzuführen, so Hanspeter Baumgartner, Business Unit Manager bei Dicom. «Grundsätzlich gehen wir davon aus, dass das Preistiefstniveau vermutlich im November 2002 erreicht sein wird.
Es ist nicht ganz auszuschliessen, dass danach eine ähnliche Entwicklung stattfinden wird wie letztes Jahr: Stabile Preise ab Dezember 2002 mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit von Preiserhöhungen ab Januar 2003.»
Bei Rein Computer läuft das Geschäft mit Flachbildschirmen laut Key Account Manager Stefan Cadonau im Projektbereich gut, im Daily Business eher zurückhaltender. Der Preiskrieg sei wieder eröffnet, tönt es aus Wil. So sind bei Rein Computer die Preise für Eye-Q-, Viewsonic und LG Electronic-Produkte zwischen 8 und 18% gefallen. Ein LG-15-Zöller ist bereits ab 579 Franken, ein Viewsonic 18”-TFT ab 1281 Franken zu haben.
«Ein Problem allerdings bleibt, dass viele Produzenten ihre B- und C-Panels zu aggressiven Preisen auf den Markt bringen, um die Ausschussquoten gering zu halten.» heisst es von Viewsonic Europa. Dadurch werde dem Endkunden der falsche Eindruck vermittelt, man könne die Preise ohne Limit herunternehmen. Die A-Brands würden weiterhin gute Qualität nur zu für alle Seiten vernünftigen Preisen anbieten können. Viewsonic rechnet damit, bei einem gleichbleibend starken Euro, die Preise bis zum Jahresende je nach Produkt noch um 5 bis 15% reduzieren zu können.
Maxdata will laut eigenen Aussagen den «Schweizer Flachbildschirm-Markt kräftig durchmischen» und nimmt auf seine Belinea TFT Display-Reihe teilweise massive Preissenkungen vor. So sind ab sofort beispielsweise ein Standard 15-Zoll-Flachbildschirm für 599 Franken und verschiedene 17”-Ausführungen zu Preisen ab 899 Franken erhältlich. Die Preise für 18- und 19-Zoll-Geräte liegen zwischen 1499 und 1799 Franken. «Der Schweizerfranken ist derzeit sehr stark respektive der Dollar schwach.
Dies wirkt sich natürlich entsprechend auf die Preise der TFTs aus», so Eric Hoffmann, Geschäftsleiter Maxdata. «Zudem sind offenbar, wegen weltweit schwachem Absatz der Panels, die Lager bei den Panelhersteller sehr gut gefüllt. Diese versuchen nun Ihre Bestände wieder schnell in den Markt zu drücken. Das bedeutet, die Preise fallen in der Herstellung der TFT-Monitore.
Wurde noch vor ein bis zwei Monaten von grossen Verknappungen im zweiten Halbjahr ausgegangen (vor allem bei 17”-TFTs und grösseren Modellen), geht man derzeit bei den Panelherstellern davon aus, dass es kaum noch zu grösseren Engpässen bis Ende Jahr kommen wird. Ab Q1-2/2003 werden die taiwanesischen Hersteller ebenfalls ihre Produktionswerke auf die fünfte Generation umgestellt haben, was einen deutlich höheren Ausstoss bedeuten wird. Die Preise dürften – je nach Entwicklung des Dollars – bis Ende Jahr ziemlich stabil bleiben oder nur noch leicht sinken», so Hoffman abschliessend.
Patrick Schenkel, Excoms Product Marketing Manager, schätzt die Situation folgendermassen ein: «Die LCD-Preise werden auch im Schweizer Markt in den nächsten Monaten tendenziell eher sinken.» Excom positioniere sich aber mit Eizo-Geräten im Business-Umfeld etwas ausserhalb des traditionellen LCD-Marktes, wo der eigentliche Preiskampf unter Billig-Herstellern und -Anbietern stattfinde. So seien die TFT-Marktanteile von Eizo (Quelle: Bryan Norris) trotz eines verhaltenen respektive leicht rückläufigen Marktes im Q2 gestiegen.
Bei Hitachi Schweiz läuft das Geschäft mit den «Flachmännern» nach Aussagen von Geschäftsleiter Egon Huber nicht gut. Trotzdem habe man keine Preissenkungen vorgesehen. Bei Hitachi sind derzeit 15”-Flachbildschirme für 898 Franken, 17-Zöller für 1398 und der 18”-SuperIPS für 1898 Franken zu haben. Einen Preiskrieg als solchen gäbe es nicht, so Huber weiter, vielmehr würden einige Hersteller wieder auf normale Margen zurückgehen. Die alte Regel, dass die Nachfrage den Preis bestimmt, gilt also noch immer.

CRTs sterben aus


Einig sind sich hingegen alle darin, dass der CRT-Markt in der Schweiz praktisch nicht mehr vorhanden und völlig unbedeutend geworden sei. Die Preise lagen für Röhrenbildschirme schon lange auf tiefem Niveau, weitere Preissenkungen könnten den CRT-Markt nicht mehr wiederbeleben und wird es somit vorläufig nicht geben. (sk)


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