Wäre alles eingetroffen, was die Marktforscher voraussagten, müsste Application Service Providing (ASP) längst ein Riesengeschäft sein. Dem ist aber offensichtlich nicht so. In der Schweiz beziehen, wie Philip A. Ziegler anlässlich des xSP-Forums anfangs Juni ausführte, gerade einmal knapp sechs Prozent der von
MSM Research befragten Unternehmen Dienstleistungen von ASPs, und knapp vier Prozent planen konkret, dies in absehbarer Zeit zu tun. In 23,5% der Unternehmen wird eine ASP-Lösung diskutiert. Doch für annähernd 57% ist ASP in absehbarer Zeit offensichtlich kein Thema.
In den letzten Monaten haben die Marktforscher ihre Prognosen für die Geschäftsaussichten von ASPs nach unten korrigiert. Sie stellten fest, dass noch bevor das Umsatzvolumen eine nennenswerte Grösse erreicht und das Geschäft richtig begonnen hat, bereits eine Konsolidierung im Gange ist.
Verantwortlich dafür sind verschiedene Gründe. Das Platzen der Dotcom- und New-Economy-Träume bildete für die junge ASP-Gemeinde nicht gerade die beste Ausgangsbasis und hat sie stark belastet. Anderseits riefen die hohen Wachstumsprognosen bei Investoren und Herstellern zu hohe Erwartungen hervor.
Vor allem aber wurden von vielen Anbietern die Anforderungen nicht richtig gesehen. Unterschätzt wurde insbesondere die Bedeutung von Verfügbarkeit, Sicherheit und Know-how für das ASP-Geschäft sowie das notwendige Startkapital. Zwei Server in einem Abstellraum reichen nicht aus – eine Erkenntnis, die zur momentanen Flurbereinigung beigetragen hat.
Trotzdem ist Ziegler überzeugt, dass auf Anwenderseite Nachfrage und Interesse durchaus vorhanden sind. Allzu oft waren jedoch die Produkte nicht ausgereift oder stellten sich bei konkreten Anfragen als noch in der Entwicklung befindlich heraus.
IDC: 91% Wachstum
Unterdessen sind die Analysten von IDC wieder optimistischer. In einer neuen Studie sagen sie für den westeuropäischen Markt – trotz 12% weniger Wachstum als vorhergesagt – bis 2006 einen Umsatz von rund 6,5 Mrd. Dollar voraus. Das entspricht im Vergleich mit den 258 Millionen im Jahre 2001 einem jährlichen Wachstum von sage und schreibe 91%.
«Der Begriff ASP wird nicht sterben», meint Lars Schwaner, Analyst bei der IDC European Software Group, «jedenfalls wenn man auf die wesentlichen Grundsätze abstellt wie die One-to-many-Distribution über das Internet und die Abrechnung über ein Abo».
Ihren Optimismus schöpfen die Marktforscher von IDC aus ihren Marktbeobachtungen: Der verstärkte Fokus auf die Kosten bei den Unternehmen führe zu verlängerten IT-Kaufzyklen. Damit werde Outsourcing generell zu einer interessanten Alternative. Anderseits propagierten Software-Anbieter und Dienstleister zunehmend ASP-Modelle.
In den USA hat IDC einen neuen Typ von ASPs ausgemacht: «Web Native ASPs». Diese setzen nicht mehr auf Technologien wie
Citrix und «dumme» Clients. Sie richten ihre Online-Applikationen konsequent auf Netz und Browser aus. Der Zugriff erfolgt ähnlich unkompliziert wie auf einen
Amazon Account oder auf
Yahoo Mail. Laut IDC wurde dieses Modell in den USA schnell akzeptiert und macht bereits einen Markt von rund 200 Millionen Dollar aus. Bis 2006 sollen es laut IDC anderthalb Milliarden werden. (fis)