Zuversicht bei Palm

Mit den Taschen-PCs geht es – trotz Farbdisplay, Bluetooth, GPRS-Jacket und Multimedia-Fähigkeiten – nicht mehr ganz so toll wie einst. Palm ist trotzdem zuversichtlich.

Artikel erschienen in IT Reseller 2002/13

   

Eine Studie von Gartner rechnet 2002 weltweit noch mit einem PDA-Marktwachstum von 18 Prozent oder rund 15,5 Millionen verkauften Handhelds. Ursprünglich waren die Marktforscher weit optimistischer und hatten für 2002 eine Zunahme um rund 30 Prozent vorhergesagt.
Doch damals hatte der weltgrösste PDA-Hersteller Palm auch noch nicht bekanntgeben müssen, dass er zurzeit pro Quartal «nur» 1,3 Millionen PDAs absetzt. Zwischen 2000 und Anfang 2001 lag diese Zahl noch bei über zwei Millionen. Der Markt scheint einigermassen gesättigt. Doch die Marktforscher prognostizieren wieder steigende Absatzzahlen und sagen vor allem bei den Geschäftskunden einen Aufschwung voraus.
Diesen Optimismus teilt Marc Heinrich (Bild), Country Manager von Palm Schweiz, zumindest für seine eigenen Produkte. Dazu verweist er auf eine Studie der Gantry Group (www.palm.com/pdfs/TCO_wp.pdf), die berechnet, dass durch den Einsatz der PalmOS-Plattform im Vergleich zur Windows-CE-Plattform jährlich 41 Prozent der TCO (Total Cost of Ownership) eingespart werden könne.
Berücksichtigt wurden dabei die Kosten für Einkauf, Einsatz, Verwaltung und Support. Vor allem Services, Schulung und Software sind laut der Studie bei der PalmOS-Plattform frappant günstiger.Die von der Gantry Group befragten Unternehmen setzen durchschnittlich 500 Handhelds ein. Darauf basierend soll ein Unternehmen jährlich 160’000 Dollar sparen können.

Palm im Unternehmen

In der Schweiz, vermutet Heinrich, wird der grösste Teil der Palm-Geräte in Unternehmungen eingesetzt. Dabei müsse aber unterschieden werden zwischen reinen PIM-Anwendungen und Unternehmen, welche die Taschen-PCs auch für Corporate E-Mail und firmeneigene Applikationen benutzen: «Wir forcieren diesen Bereich und der Anteil wächst auch ständig.»
Entsprechend wichtig sind für Palm Unternehmensanwendungen und Integratoren. Weltweit kennt Palm rund 190’000 registrierte Entwickler. Dazu gehören auch unternehmensinterne IT-Abteilungen, wie etwa bei BMW Finance Schweiz. BMW Finance ermöglicht Finanzierungslösungen für den Erwerb von Fahrzeugen. Um Abzahlungs- oder Leasingraten zu berechnen, werden Palms mit einer von BMW Finance Schweiz entwickelten Software eingesetzt.
Durch Antippen mit dem Stift können die Händler die aufwendigen Berechnungen durchführen, während sie neben dem Kunden im Auto sitzen. Dank einer Verbilligungsaktion brachte BMW Finance Schweiz mehr als 350 Palms unter die BMW-Verkäufer. Patrick Cupelin, Projektmanager bei BMW Finance: «Unsere Palm-Software Finance 1.0 gibt den Händlern die nötige Sicherheit beim Durchführen der Berechnung. Nach unseren Umfragen benutzt rund die Hälfte der Anwender Finance 1.0 täglich.»

Entwickler und Integratoren

Heinrich ist sich bewusst, dass er nicht mehr die ganze Schweizer Palm-Entwicklerszene überblickt, seit Palm Source für das OS und damit für die Software-Entwickler zuständig ist, während sich Palm Schweiz primär um die Hardware kümmert. «Ausserdem», meint er, «gibt es eine beträchtliche Zahl von nicht registrierten Entwicklern. Applikationen sind mit C++ ja relativ einfach zu entwickeln.»
Die Spannweite reicht von generellen Anwendungen bis zu branchenspezifischen Applikationen. Heinrich: «Gleich zwei Unternehmen in der Schweiz haben etwa Anwendungen für den Gesundheitssektor entwickelt.» Andere wie Comdirekt in Bösingen bei Laupen haben sich auf den Business-Einsatz von Handhelds spezialisiert, ohne eigene Anwendungen zu entwickeln. Comdirect etwa bietet serverbasiernde Synchronisations- und Bluetooth Lösungen an und setzt zu diesem
Zweck den XTNDConnect-Server von Extended Software ein. Der XTNDConnect-Server unterstützt neben Palm OS auch PocketPC und Symbian, doch sind, wie Comdirect Product Manager Thomas Bevc sagt, bei den konkreten Installationen die Palms bei weitem in der Überzahl.
Glue Software Engineering AG in Bern hat ein Programm entwickelt, mit dem der Palm auf europäische elektronische Telefonbücher zugreifen kann. Für Hermann Hüni, Product Manager bei Glue, sind Bluetooth- und Infrarotverbindung zum GPRS-Handy allerdings nicht der Weisheit letzter Schluss.
Er hätte die Smartphones als Kombination von PDA und Funktelefon eigentlich «etwas früher erwartet.» Immerhin bringt jetzt Nokia neue Smartphones unter Symbian 7.0 auf den Markt. Palm hechelt noch hinterher: Auf den Herbst wurden neue Modelle angekündigt, von denen immerhin eines unter Palm OS 5 eine Telefon-Funktion bieten soll. (fis)


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