Ich bin gar kein Anhänger der Übertragung von Naturgesetzen auf soziale oder wirtschaftliche Zusammenhänge. So hat man in den vergangenen Jahren unermüdlich behauptet, die «kleinen Fitten» würden die «grossen Fetten» auffressen. Und dazu hat man jeweils noch bedeutungsschwanger irgendwelches Primarschülerwissen über Dinosaurier von sich gegeben.
Analysieren wir den Schweizer ASP-Markt der letzten 24 Monate, so ist es genau umgekehrt. Dinos leben länger! Vielleicht weil sie genug Speck auf den Rippen oder – lassen wir die schiefen Biologismen! – Geld auf dem Konto haben, um den langwierigen und teuren Aufbau zu finanzieren.
Mit wenigen Ausnahmen (Steffen Informatik, ERPSourcing, eventuell auch In4u), die die Regel bestätigen, sind die Überlebenden im Schweizer ASP-Geschäft; alles etablierte, grosse und finanzstarke Firmen. So ist der gemäss unserer Forschung grösste ASP mit
Abraxas ausgerechnet das Produkt zweier ausgelagerter kantonaler EDV-Abteilungen. Nicht gerade der Ort, wo man Innovation und Risikofreude vermuten würde.
Nicht überlebt haben die Kleinen, Fitten, Innovativen, Frechen. Eine UDT beispielsweise, von der «nur» noch das alte Business mit Servern und Storage übriggeblieben ist, während der Ausflug in Hochleistungs-Computerei und ASP-Dienste mit dem Untergang der einen Tochtergesellschaft bestraft wurde. Oder die altbekannte Sassotext, später ST-Communications, deren Einstieg in den ASP-Markt geradewegs in den Untergang geführt zu haben scheint.
Der Markt für die «Miete» von Software über Internet wird in den kommenden 12 Monaten abheben. Neben den Playern im Public-Umfeld werden wichtige Impulse von ausserhalb der Branche kommen. Es sind Service-Anbieter wie Treuhänder, Banken oder Versicherungen, die für ihre KMU-Kunden nicht nur die Daten verwalten, sondern ihnen per Internet zu geringen Kosten auch raffinierte Software anbieten. Das Angebot der «Zürich» Service ist erst der Anfang.
Christoph Hugenschmidt
Chefredaktor