Commerce One: Back to the Roots

Commerce One will Unternehmen seine Supplier Relationsship Managment Software schmackhaft machen und konkurrenziert damit seinen Partner SAP.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/03

     

Commerce One ist vor allem als «Marktplatz Company» bekannt. Nach eigenen Angaben basieren derzeit weltweit 167 Internet Marktplätze auf Commerce One-Technologie. Die Hälfte davon soll bereits auf dem Weg zum Profit sein und 25 auch Transaktionen von Marktplatz zu Marktplatz durchführen.
Glaubt man allerdings einem Report von Gartner vom letzten Oktober, sieht die Situation bei den Internet-Marktplätzen nicht ganz so toll aus. Offensichtlich sind viele Kunden noch nicht willens, ihr Geschäftsmodell an die Vorstellungen der Anbieter anzupassen. Von den beobachteten knapp 2000 Marktplätzen sind viele im letzten Jahr wieder verschwunden. Andere versuchen krampfhaft, ihr Angebot anzupassen oder schauen sich nach Partnern um.
Die momentanen Schwierigkeiten bedeuten aber, wie Gartner ausführt, noch lange nicht das generelle Aus. Auch wenn die umgesetzten 140,8 Mrd. Dollar im Jahr 2000 weniger als ein Prozent des Marktes ausmachten, steigt der Online-Anteil bei der Beschaffung doch stetig. Bis 2005, sagen die Analysten, werden öffentliche und private Marktplätze in den B2B-Handelsbeziehungen «eine dominante Stellung einnehmen».
Doch bis dahin sieht es für Software-Anbieter wie Commerce One nicht rosig aus. Die Einnahmen aus dem Lizenzgeschäft nehmen sich mit rund 25 Prozent eher gering aus. Um bis zum prophezeiten Marktplatz-Aufschwung zu überleben, will man sich daher, wie Robert Gatz (Bild), Markteing Chef Europa bei Commerce One, ausführt, auf die eigenen Wurzeln zurückbesinnen und Unternehmen Beschaffungs-Software verkaufen. Den Weg dazu soll «Commerce One 5.0» ebnen.

E-Sourcing

E-Sourcing ist ein neues Modewort. Gemeint ist damit, Lieferanten über elektronische Ausschreibungen zu finden und zu pflegen. Auch die neue «Commerce One 5.0» Suite verfügt über ein Sourcing-Modul. Es erlaubt, Lieferanten nicht nur unter Preisaspekten, sondern auch nach qualitativen und quantitativen Gesichtspunkten über das Internet zu evaluieren und zu managen.
Das Buy-Modul der Suite andererseits unterstützt wie bis anhin die einzelnen Mitarbeiter bei ihren Einkäufen und stellt sicher, dass diese unter den richtigen Posten, der richtigen Zuordnung und zum richtigen Preis getätigt werden. Die Anbindung an die ERP-Legacy-Systeme der Unternehmen und an die Back-Office- Applikationen der Lieferanten ermöglicht dabei jederzeit eine aktuelle Sicht auf Verfügbarkeit und Auftragsstatus.

Knatsch mit SAP?

Mit der neuen Suite kommt Commerce One nun aber seinem Partner SAP, der nach wie vor 20 Prozent des Aktienkapitals von Commerce One hält, und dessen vor kurzem vorgestellten Tool «My SAP SRM» in die Quere. Nachdem in der Presse bereits von Trennung die Rede war, beteuern beide Unternehmen, dass sie ihre strategische Zusammenarbeit weiter pflegen werden. Nur bei der SRM-Software wollen sie getrennte Wege gehen. Ganz einfach dürfte das für Commerce One allerdings nicht werden.
Gatz weiss denn auch: «Unsere Suite ist für Unternehmen mit ab 500 zum Einkauf berechtigten Mitarbeitern gedacht. Da bleiben in Europa nicht allzuviele übrig, bei denen SAP nicht aktiv ist. Wir setzen aber auf die bessere Performance und die grössere Flexibilität unserer Lösung.» Er wird auch, wie er sagt, «das Missbehagen mancher Unternehmen an der einseitigen Abhängigkeit von SAP ausnutzen müssen.» Chancen rechnet er sich bei Versicherungen aus, die «nicht ganz so auf SAP ausgerichtet sind, wie die Banken». Im Visier hat er zudem die grossen Retailer und die Industrie, wo nach der Analyse von Gatz der Mitbewerber ebenfalls nicht so omnipräsent ist. (fis)


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