Winware-Fall: Mehrheit der Händler wechselt zu Selectline

24. September 2007

     

Der Streit zwischen Sage und Selectline um den Vertrieb der ERP-Software Winware sorgt bei den betroffenen Partnern für rote Köpfe. In einer Umfrage von IT Reseller zeigen sie sich enttäuscht über das Gebaren der beiden Streithähne. "Peinlich" sei die ganze Geschichte, sagt einer der 56 antwortenden Winware-Partner, und das ist noch eine vergleichsweise freundlich formulierte Aussage.

"Die aktuelle Situation ist völlig inakzeptabel für Reseller, welche für den Support und Updates mit Sage Verträge unterzeichnet und Geld bezahlt haben", präzisiert Aurélien Perret, Direktor des Westschweizer Sage-Partners Evok. Ausserdem befürchte man in der Romandie, dass Selectline den Support nur in deutscher Sprache anbieten werde. Das Gezänk mache eher den Eindruck eines Kindergartens als denjenigen seriöser Geschäfte, formuliert es ein dritter deutlicher.


Marc Ziegler, Marketingleiter bei Sage Schweiz, bedauert die aktuelle Situation, verspricht aber ein gutes neues Winware-Produkt und auch, dass seine Firma die Partner bei der Migration unterstützen werde. Die Umfrage spricht jedoch eine deutliche Sprache – und zwar gegen Sage. Gut zwei Drittel der 56 Umfrageteilnehmer gaben an, mehr oder minder freiwillig zu Selectline zu wechseln. Nicht einmal jeder dritte will bei Sage bleiben, und zwei Personen enthielten sich einer Aussage (s. Grafik). Darunter auch die Lenzburger Wesu Datentechnik, deren CEO Werner Suter meint: "Wenn zwei sich streiten, lacht der dritte. Wir evaluieren mit Hochdruck alternative Lösungen."

Insgesamt gaben fast 30 der befragten Wechselwilligen zu Protokoll, schlicht das gleiche Produkt weiterverkaufen zu wollen wie bisher. "Ich bezweifle, dass Sage in der Lage ist, in so kurzer Zeit eine komplett neue Software auf die Beine zu stellen", formuliert Sverre Bernhardsen, Inhaber von Pinotech Consulting, die Bedenken vieler.

Nicht allen scheint die Aussicht auf einen Wechsel zu Selectline zu missfallen. Immerhin 20 der befragten Firmen äussern die Hoffnung, dass die Unterstützung der Winware-Partner unter Selectline besser werde als bei Sage. Die Informationspolitik der Innerschweizer sei extrem schlecht gewesen, meint beispielsweise der Inhaber von Megacomp Computers Peter Hasler und Reto Brügger von Compucare fügt an: "Die Betreuung durch Sage war in den letzten Jahren so schlecht, dass es bei Selectline nur besser werden kann."

Man habe ein ausgezeichnetes Entwicklerteam auf die Aufgabe angesetzt, verspricht Marc Ziegler, gibt aber auch zu, dass es in der ersten Version einige Funktionslücken geben werde. "Ende Oktober werden wir bei der Lancierung des Produkts über diese Lücken informieren und den Partnern aufzeigen, wie diese in den folgenden Versionen geschlossen werden sollen."

Es gibt auch Partner, die sich auf die neue Version zu freuen scheinen: "Ich freue mich auf ein rundum erneuertes Winware ohne Altlasten», so ein Partner, der Sage die Stange halten will. Diverse andere äussern zum Teil schwerwiegende Bedenken an der Person von Selectline-Chef Bernd Pfaff und bleiben deshalb bei Sage, während Hans-Peter Gamma von CPS aufgrund prinzipieller Gründe bleiben will: "Im Geschäftsleben muss die Fairness aufrechterhalten werden", meint er und verspicht den Lieferanten beizubehalten. (mag)


Wechseln Sie zu Selectline?

- Ja 68%

- Nein 28%

- Keine Angabe 4%

(n= 56, Quelle IT Reseller)

Weshalb wechseln Sie zu Selectline?

- Ich will/muss dasselbe Produkt weiterhin verkaufen. 57,9%

- Ich will kein zusätzliches Produkt in meinem Sortiment. 36,8%

- Die Betreuung wird bei Selectline besser. 35,1%

- Bei Selectline bekomme ich endlich eine SQL-Version. 29,8%

- Ich vertraue dem versprochenen Migrations-Pfad von Sage nicht. 24,6%

- Andere Gründe 43,9%

(n = 130, Mehrfachantworten möglich, Quelle IT Reseller)


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