Informatiklehre: Kosten übersteigen Nutzen
Quelle: Swiss ICT Magazin

Informatiklehre: Kosten übersteigen Nutzen

Eine Erhebung der Eidgenössischen Hochschule für Berufsbildung EHB zeigt, dass die Kosten, einen Informatiker oder eine Informatikerin auszubilden, den Nutzen übersteigen. Gründe, Lehrlinge auszubilden, gibt es trotzdem.
18. November 2025

   

Die Eidgenössischen Hochschule für Berufsbildung EHB hat zum bereits fünften Mal eine Kosten-Nutzen-Erhebung der beruflichen Grundbildung aus Sicht von Unternehmen erstellt, und dabei auch die Ausbildung zur Informatikerin respektive zum Informatiker EFZ untersucht. Als eine der wenigen Berufsgattungen übersteigen bei der Informatiklehre aus rein monetärer Sicht die Kosten den Nutzen.

Konkret: Die Auswertung der Daten von 107 Lehrbetrieben mit 551 Lernenden zeigt, dass die Bruttokosten bei der Ausbildung zum Informatiker EFZ über vier Jahre im Durchschnitt bei 118'790 Franken liegen. Dem stehen produktive Leistungen der Lernenden in Höhe von 116'530 Franken gegenüber. Daraus ergeben sich durchschnittliche Nettokosten von 2260 Franken pro Lehrverhältnis.


Ein Grossteil der Bruttokosten entfällt auf Löhne und Ausbildungspersonal. Die Lehrlingslöhne steigen im Verlauf der Ausbildung von 630 Franken im ersten auf 1400 Franken im vierten Lehrjahr. Der Aufwand für Ausbildnerinnen und Ausbildner von durchschnittlich 5,6 Stunden im ersten Lehrjahr sinkt im vierten Lehrjahr auf durchschnittlich vier Stunden pro Woche. Die produktive Arbeitszeit nimmt im Verlauf der Ausbildung deutlich zu.

Die produktiven Tätigkeiten, die sonst von Fachkräften erledigt werden müssten, machen im ersten Lehrjahr nur 22 Prozent der Zeit am betrieblichen Arbeitsplatz aus, steigen bis im vierten Lehrjahr dann auf 72 Prozent. Der Leistungsgrad gegenüber einer voll ausgebildeten Fachkraft liegt im vierten Lehrjahr bei 71 Prozent, gegenüber 21 Prozent im ersten Lehrjahr.
Nebst der gesellschaftlichen Verantwortung ist eine Motivation für Unternehmen, Lehrlinge auszubilden, die Weiterbeschäftigung nach der Lehre im Unternehmen. "Die Weiterbeschäftigung der Lernenden als Fachkräfte für den Betrieb dürfte ein wichtiger Grund dafür sein, warum die Lehrbetriebe bereit sind, im Durchschnitt Nettokosten während der Lehrzeit in Kauf zu nehmen", heisst es dazu von der EHB. 59 Prozent der Lernenden bleiben denn nach ihrem Abschluss auch im Ausbildungsbetrieb. Derweil kostet die Rekrutierung und Einarbeitung einer Fachkraft im Beruf Informatikerin und Informatiker EFZ über den externen Arbeitsmarkt im Schnitt 39 860 Franken pro Einstellung. " Durch die Weiterbeschäftigung von eigenen Lernenden – anstelle einer Rekrutierung über den externen Arbeitsmarkt – können die Betriebe im Schnitt pro Lehrverhältnis rund 26 100 Franken an solchen Rekrutierungs- und Einarbeitungskosten einsparen", so die EHB.


Beim Gros der übrigen Berufe – die EHB spricht von 70 Prozent der Lehrverhältnisse – ergibt sich ein Nettonutzen für den ausbildenden Betrieb. Im Schnitt lag dieser bei rund 4500 Franken pro Lehrjahr und Lehrverhältnis. Eine Übersicht über die verschiedenen Berufe, inklusive der Informatikerlehre, findet sich unter diesem Link. (mw)




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