Viel Ungemach für COS

Die COS-Gruppe wird dieses Jahr massive Verluste schreiben.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/22

     

Einen «konsolidierten Verlust in oberer einstelliger Millionenhöhe» musste COS-Chef Kurt Früh vergangene Woche ankündigen. Damit kommt Früh sowohl als CEO wie auch als Grossaktionär des VARs und Distributoren massiv unter Druck. Immerhin stand der Kurs der COS-Aktie bei Redaktionsschluss weit unter dem Stand vom Frühjahr 99.
Die Gründe für den massiven Rückschlag sind weitgehend bekannt: Integrationsschwierigkeiten nach der Alltron-Übernahme und Debitoren-Verluste (Dettwiler). «Debitoren- und Lagerabschreibungen, eine hohe Mitarbeiterfluktuation sowie eine unglückliche Fokussierung auf das Projektgeschäft führten zu einer raschen Kumulation von Verlusten», heisst es in der Pressemitteilung.
Dies dürfte aber nur ein Teil der Wahrheit sein. Sicher hat der Dettwiler-Konkurs (und andere? All Com?) bei der ehemaligen Alltron tiefe Löcher gerissen, doch ist es ebenfalls kein Geheimnis, dass die ehemalige COS-Distribution in Baden vor der Integration in Alltron ebenfalls nicht erfolgreich war. Dazu kamen die üblichen Integrationswirren, die einen Teil der Umsätze, sowohl der «alten» COS wie auch der ehemaligen Alltron zur Konkurrenz gespült haben dürften.

Auctionline: Endkunden sind teuer

Ausserdem musste auch das zu erwartende Ergebnis bei COS Auctionline (Vermarktung von gebrauchten Geräten über Internet-Auktionen) nach unten korrigiert werden. Es stellte sich heraus, so erfuhren wir in einem früheren Gespräch mit Früh, dass sich das Geschäft mit Endkunden erst ab einem relativ hohen Preis der Occasionsgeräte lohnt. Private Käufer scheinen wesentlich höhere Supportkosten zu verursachen, als erwartet. Deshalb muss COS einen grösseren Teil der Ware an Broker verschachern, was wiederum massiv auf die Marge drückt. Eine «Redimensionierung der logistischen Infrastrukturen» sei eingeleitet, so die Mitteilung.

Abschreibungen nach IAS

Zu all dem Ungemach kommt ein buchhalterisches Problem. COS hat neu die Bilanzierung nach IAS-Richtlinien eingeführt. Gemäss diesen Regeln muss COS in diesem Jahr die Beteiligung an der deutschen PrimusAvito teilweise abschreiben. Dies «kostet» die COS-Gruppe weitere 4 Mio. Franken.
So lüftet sich auch der Schleier über dem plötzlichen Abschied von Viktor Pabst, dem ehemaligen (erfolgreichen) Chef von Alltron, aus der COS-Gruppe. Er musste wohl den Kopf hinhalten. (hc)


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