Full Outsourcing kein Thema mehr

Das Auslagern der gesamten IT-Aufgaben ist kein Thema mehr. Viel Potential liegt dafür beim selektiven Auslagern von einzelnen Prozessen der Finanzindustrie und KMUs.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/19

     

An der Fachtagung «Outsource IT 2001» präsentierte der Veranstalter MSM Research nach unten korrigierte Wachstumsraten für das laufende Jahr für den IT-Markt Schweiz. Anstatt 6,2% sollen die gesamten Ausgaben dieses Jahr im Vergleich zu 2000 nur noch 3,8% wachsen. Und selbst für dieses moderate Wachstum bräuchte es, so Philipp Ziegler, Chef von MSM Research, noch ein «sehr starkes» viertes Quartal.
Für das kommende Jahr sieht man die Lage wieder etwas optimistischer, 6,2% Wachstum sieht MSM Research voraus. Eine signifikante Steigerung dürfe aber erst im Q2 bis Q3 erwartet werden.

Schicksal als Chance

Soviel zum Gesamtmarkt. Doch eigentlich ging es an der Tagung um Outsourcing. Wichtigstes Fazit: «Full Outsourcing», das Auslagern der gesamten IT-Aufgaben, ist nicht mehr gefragt. Für 86,4% aller befragen KMUs und 75% der Grossunternehmen ist Full Outsourcing in absehbarer Zeit kein Thema. Lediglich 3,6% der KMUs und 5,6% der Grossunternehmen haben ihre gesamten IT-Prozesse ausgelagert.
Betrachtet man die Zahlen der Befragung zum selektiven Outsourcing, so ändert sich das Bild aber massiv: 30,6% der Grossunternehmen und 21,4% der KMUs haben bereits IT-Aufgaben ausgelagert und nur für 29% der Grossunternehmen und 50,3% der KMUs ist selektives Outsourcing kein Thema. Laut MSM Resesarch wächst der IT-Outsourcing-Markt in der Schweiz dieses Jahr auf 1,156 Mrd. Franken an, übernächstes Jahr sollen es 1,484 Mrd. Franken sein.

Finanzbranche und KMUs

Was die Wachstumsbranchen für Outsourcing angeht, so sind sich die Experten einig: Während der Handel und die Industrie diesbezüglich schon ziemlich reif sind und Vertrauen in die Services der Outsourcer gewonnen haben, liegt noch viel Potential in der Finanzbranche. Die hohen Sicherheitsanforderungen der eidgenössischen Bankenkommission (EBK) überfordern kleinere Banken und Finanzdienstleister, deshalb suchen sie sich einen kompetenten Partner. IT-Outsourcer haben allerdings die gleichen Anforderungen an Sicherheit und Datenschutz zu erfüllen wie die Banken.
Die Herausforderung liegt allgemein darin, die Unterschiede zwischen den vom Kunden erwarteten und vom Partner erbrachten Dienstleistungen zu minimieren und das Vertrauen des Marktes zu gewinnen. Interessant wird Outsourcing für grosse Anbieter wie Compaq, HP oder Systor erst ab einem Auftragsvolumen von ca. 1 Mio. Franken pro Jahr. Diesen Umstand illustriert allein die Tatsache, dass bereits die Offertstellung den Dienstleister einen Aufwand von 50’000 bis 100’000 Franken kostet.
Doch was die Grossen nicht interessiert, muss nicht automatisch unrentabel sein. Viel Potential liegt nämlich im Outsourcing von IT-Prozessen für KMUs. Und hier sind starke Channel-Player gefragt. (mh)


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