Minusgrade bei den Pinguinen

Linux-Entwickler und Distributoren machen immer mehr mit sinkenden Umsätzen und Entlassungen von sich reden.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/17

     

Dem Pinguin geht’s zur Zeit schlecht. Kaum jemand aus dem Linux-Bereich kann mit guten Zahlen aufwarten.
Dell hatte im Dezember noch kräftig in den «ultimativen Desktop» für Linux investiert, hat es sich aber mittlerweile anders überlegt. Das Kundeninteresse am vorinstallierten Linux war zu gering.
Red Hat meldet für das gerade abgeschlossene Quartal einen Nettoverlust von 55 Mio. Dollar. Der Umsatz fiel gegenüber dem Vorjahr um 15 Prozent auf 21,1 Mio. Dollar. Letztes Jahr hatte der rote Hut noch einen Verlust von «nur» 20 Mio. Dollar eingefahren.
Caldera kündigt den Abbau von acht Prozent seiner Belegschaft (51 Stellen) an. Ein umgekehrter Aktiensplit ist die Reaktion auf den auf 18,8 Mio. Dollar gestiegenen Nettoverlust (vor allem auch durch die übernommene Server-Division von SCO) im 3. Quartal bei einem Umsatz von 18,9 Mio. Dollar.
VA Linux Systems hat sich endgültig vom Hardwarevertrieb getrennt, Zwei Entlassungsschübe seit Jahresbeginn konnten die kalifornische Firma nicht aus den roten Zahlen retten. Zukünftig sollen nur noch der Verkauf Linux basierter Software und Dienstleistungen Geld bringen.

Im Serverbereich stark

IBM und Intel wollen die kränkelnde Suse mit einer Finanzspritze von fünfzig Mio. Euro aufpäppeln. Vor drei Monaten wurde angekündigt die Suse-Belegschaft um ein Zehntel zu verringern. CEO Roland Dyroff verliess das Schiff vor zwei Monaten, einen Monat später folgte ihm Dirk Hohndel, Präsident und Cheftechniker. Die Geldspritze verdankt Suse, nach der Meinung einiger Beobachter vor allem den Hoffnungen von IBM und Intel auf die mögliche Spaltung von Microsoft nach den anhängigen Verfahren.
Die Schwächung von Microsoft hätte für Linux eine Profilierungschance geboten. Sollte die Spaltung endgültig nicht stattfinden, wird wohl auch das edle Engagement von Big Blue für Linux nicht unbedingt anhalten. Zwar ist Suse die beliebteste Linux-Distributorin im deutschsprachigen Raum. Sie leidet aber darunter, dass sich Linux allein im Servermarkt durchzusetzen scheint. Hier liegt die Marktdurchdringung laut einer IDC-Studie bei 30 Prozent.
Der Linux-Zuwachs bei Desktop Systemen ist allerdings reichlich mager. Der geschätzte Marktanteil liegt bei zwei Prozent. Linux ist noch zu technisch, um für Einsteiger attraktiv zu sein. Und was der User erst einmal gewöhnt ist...
Wichtig für den Erfolg wäre ein ausreichendes Angebot an Anwendersoftware und Support. Potentielle Linux-Anwender müssten auch auf bereits vorhandene Office-Dokumente und Mails zugreifen können, um den Umstieg nicht als völligen Neubeginn durchziehen zu müssen.
Suse will der Schere aus Desktop-Usern, die neue Spiele wollen und professionellen Anwendern, für die Skalierbarkeit und Hochverfügbarkeit das wichtigste ist mit fünf «Business Units» entgegenwirken. Diese soll den verschiedenen Bedürfnissen besser entgegenkommen. (ava)


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