Siemens und Sunrise verschenken TVAs und Endgeräte

Siemens Schweiz und Sunrise haben ein aggressives Marketing-Bundle geschnürt. Ähnlich den Gratis-Handys sollen mit TVAs für null Franken Neukunden verpflichtet und Mehrwertdienste verkauft werden.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/15

     

Siemens Schweiz und Sunrise lancieren ein aggressives Bundle für KMUs. Es handelt sich um ein Package der Siemens Hipath Serie 3000 zusammen mit Telefonie-Angeboten von Sunrise. Die TVA ist IP-basiert und es können zusätzliche Services mit Sunrise «Mobile VPN» integriert werden.
Siemens verschenkt (offiziell heisst es «Verkauf für 0 Franken») seine TVA und die Endgeräte im Wert zwischen 12’000 und 160’000 Franken an den Endkunden.
Dieser verpflichtet sich im Gegenzug, mindestens drei Jahre als Geschäftskunde mit Sunrise zu telefonieren und die Installation und Wartung der Anlage von Siemens vornehmen zu lassen. Die Anlage geht nach Unterzeichnung des Vertrags in den Besitz des Kunden über.

Gebühren-Mindestbetrag

Mit dem Angebot begeben sich erstmals – ähnlich wie mit den Gratis-Handys – ein Telefoncarrier und ein Gerätehersteller im Business-Bereich auf aggressive Verkaufswege. Man betont, dass beide Dienstleistungen, die Wartung von Siemens und das Telefonieren mit Sunrise, zu marktüblichen Preisen angeboten werden.
Die Anlage werde also nicht über höhere Wartungs- und Gesprächskosten, sondern durch Siemens und Sunrise finanziert. Bei näherem Hinsehen differenziert sich das Angebot allerdings etwas. Wie Jörg Bischof, Leiter der Abteilung ICE (Information and Communications Enterprise Networks) von Siemens Schweiz, gegenüber IT Reseller ausführt, gebe es je nach Endkunde einen Mindestbetrag an Gesprächsgebühren, die dieser bei Sunrise generieren muss. Der Mindestbetrag sei abhängig von der Anzahl Endgeräten und zusätzlichen Features, die im Bundle enthalten sind. Selbstverständlich hätte man darauf geachtet, den Mindestbetrag so attraktiv zu gestalten, dass das Angebot für KMUs auch interessant ist.

Neukunden mit Zusatzgeschäften im Visier

Angesprochen werden KMUs oder Filialen von Grossunternehmen mit 10 bis 200 Teilnehmern. In den nächsten Wochen sollen rund 13’000 Unternehmen direkt angegangen werden. Man wolle nicht in erster Linie Sunrise-Kunden ansprechen, sondern sowohl für Sunrise wie für Siemens Neukunden gewinnen. Siemens schielt bei dem Deal nicht nur auf die erwähnten Wartungsverträge, sondern erhofft sich bei den neuen TVA-Kunden weitere Geschäfte wie zum Beispiel den Bau eines neuen Netzwerkes, die Anbindung von Call-Center-Arbeitsplätzen etc. Schliesslich, so Peter von Grebel, Vertriebsleiter Schweiz bei Siemens, habe man «von der Kaffeemaschine bis zum Atomkraftwerk so ziemlich alles im Angebot».

Die Sache mit dem Channel

Mit dem Angebot wird Siemens aber beweisen müssen, dass man in der Lage ist, die Installationen und Services in Eigenregie fehlerfrei zu garantieren. Nicht zuletzt fragt sich aber, was die Installateure dazu sagen werden, dass ihre Kunden nun nicht mehr bei ihnen eine Anlage kaufen müssen, weil sie die TVA von Siemens direkt geschenkt bekommen.
Jörg Bischof hat da keine Bedenken, es würden, so seine Argumentation, die meisten Telefoninstallateure noch andere Marken im Angebot führen. Ausserdem werde ja gerade von den Installateuren immer ihre Stärke, die regionale Verankerung hervorgehoben, man mache Geschäfte, weil man mit dem KMU-Boss in der selben Männerriege sei. Sollte Siemens durch den Schulterschluss mit Sunrise wirklich der erhoffte Verkaufsknüller gelingen, schliesse man eine Zusammenarbeit mit Installateuren allerdings nicht aus.
Das Angebot wird wohl in der Schweiz keine Nachahmer finden. Und zwar ganz einfach deshalb nicht, weil dann Swisscom ihr Business-Modell ändern müsste. Bisher wickelt Swisscom nämlich ihre Miet- und Serviceverträge selbst und nicht über den Hersteller ab. Sunrise hingegen kann nun endlich Mehrwertdienste anbieten, vorher hatte man nur Gebührenprodukte im Angebot. (mh)

Swisscom Systems entlässt


Swisscom Systems sieht sich gezwungen, Stellen abzubauen. Der Provider für
Kommunikations-Infrastruktur (PBX-Services) musste im ersten Halbjahr eine beträchtliche Umsatzeinbusse einstecken. Nun werden bis Ende des Jahres 131 Vollzeitstellen gestrichen.
Trotz Überarbeitung von Produkten und Prozessen zeichne sich keine Besserung der Situation ab und die Investitionsbereitschaft in Kommunikationssysteme sei derzeit aufgrund Wartens auf neue Technologien rückläufig. Die Entlassungs-Massnahme erfolge im Rahmen des von Swisscom im März angekündigten Abbaus von 3000 Stellen bis 2003. (sk)


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