Neue Spiele für neue Spieler

Wanadoo will den deutschsprachigen Markt erobern. Alllerdings nicht, wie man erwarten könnte, als Provider und Portalbetreiber, sondern als Spiele-Publisher.

Artikel erschienen in IT Reseller 2001/12

   

Nur vielleicht fünf Portale würden in Europa die nächsten Jahre überleben, meinten die Gurus von Forrester Research im letzten Herbst. Als einen der aussichtsreichsten Kandidaten nannten sie Wanadoo. Wenn man also hört, dass Wanadoo den deutschsprachigen Markt erobern will, denkt man zuerst an ein neues Portal.
Dem ist aber nicht so. Wanadoo will zwar hierzulande «extrem bekannt» werden, wie uns Markus Malti, Marketing Manager von Wanadoo Deutschland sagte, aber strikt als Spielepublisher. Das liegt an einem Vertrag zwischen France Télécom und der Deutschen Telekom, der es Wanadoo verbietet, im deutschsprachigen Raum, Schweiz inklusive, als Provider oder Portalbetreiber aufzutreten.
Das nötige Know-how hat sich Wanadoo mit dem Kauf des Spieleentwicklers Index (bekanntester Titel «Dracula Resurrection») an Bord geholt. Ausserdem wird mit externen Entwicklerfirmen zusammengearbeitet. Im Verlauf des Jahres wird nun eine ganze Reihe von Titeln für PC und Playstation auf den Markt geworfen, später sollen auch alle möglichen anderen Plattformen bedient werden.
Historisches, Romantisches, Lizenzen
Als Zielpublikum hat man sich nicht die eingeschworenen Gamer, sondern den Massenmarkt ausgeguckt, gelegentliche Spieler, und Leute die noch gar nie am Computer gespielt haben. Gerade auch Frauen, die bisher lediglich etwa 10% der Spieler ausmachen, möchte Wanadoo gerne verlocken. Für seine Spiele verspricht Wanadoo – neben der selbstverständlich opulenten Grafik – gute Stories und ein überzeugendes Gameplay.
Damit will man sich von anderen französischen Spielen abheben, die in dieser Beziehung nicht den besten Ruf haben. Auf die angepeilte Käuferschicht wird auch das Marketing abgestimmt. Statt nur in den üblichen Spielemagazinen will man vor allem auch im Radio, Fernsehen und der Massenpresse präsent sein.
In nächster Zeit sind fünf Titel zu erwarten : «Adada», «Pilgrim» (Neuauflage als Budget-Titel) und «Das Geheimnis von Alamut» sollen am 15. Juni herauskommen, «Arabian Nights» am 22. Juni und «Casanova» am 15. August.
Bei «Adada» handelt es sich um ein Lernspiel für Kleinkinder (2-4 Jahre). Die anderen vier sind Adventures und Action. In Zukunft soll das Angebot an Genres allerdings breiter werden, und man hat auch einige bekannte Namen lizenzieren können, z.B. «Das fünfte Element» und «Hitchcock».
In der Schweiz arbeitet Wanadoo exklusiv mit dem in La Chaux-De-Fonds beheimateten unabhängigen Distributor Ifrec zusammen, der seit zwei Jahren auch in der Deutschschweiz aktiv ist. Wanadoo habe sich Ifrec ausgesucht, weil die Romands «jung und motiviert» seien, und man zusammen mit ihnen wachsen könne, erklärt Markus Malti. (hjm)
"Wir sind keine Touristen"
IT Reseller: Herr Malti, haben Sie keine Befürchtungen, dass Wanadoo, mit seinem Versuch, ausgetrampelte Pfade zu verlassen, Ladenhüter produziert?
Markus Malti: Wanadoo hat sich entschieden, in den Spielebereich zu investieren, und hier etwas neues zu versuchen, nämlich sich an den Massenmarkt statt an die Hardcore-Gamer zu wenden. Ich bin überzeugt davon, dass wir mit starken Lizenzen und technisch guten Umsetzungen auf graphisch hohem Niveau Erfolg haben werden.
ITR: Was passiert, wenn die ersten Produkte trotzdem floppen, wie lange reicht die Geduld von Wanadoo?
MM: Wir sind keine Touristen auf dem Spielemarkt, denn durch die Fusion mit Index kann Wanadoo auf langjährige Erfahrung im Videospielmarkt zurückgreifen. Selbst wenn manche Produkte die Erwartungen nicht erfüllen werden, wird Wanadoo auf jeden Fall weitermachen. Dieses Jahr ist allgemein ein schwaches Jahr für den Spielemarkt, aber unsere Ziele sind realistisch gesetzt und wir haben qualitativ hochwertige Produkte.
Durch den flachen Markt könnte noch einige Bewegung in die Szene kommen, wir sind mit unserer hochwertigen Produktrange jedoch in einer sehr guten Position. Auch für das kommende Jahr sehe ich ein großes Potenzial für unsere Produkte, da ich glaube, dass die neuen Konsolen nochmals neuen Schub bringen werden. (Interview: hjm)


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