Palm mit dem Rücken zur Wand

Der Handheld-Pionier wird für das letzte Quartal halb soviel Umsatz und doppelt soviel Verlust wie prognostiziert bekanntgeben müssen. Ausserdem ist die Fusion mit Extended Systems geplatzt. Es sieht alles andere als rosig aus.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/10

     

Die Fusion mit Extended Systems sollte Palm die Tür in die grossen Unternehmen öffnen. Jetzt haben die beiden Unternehmen ihre Pläne abgeblasen. Verantwortlich gemacht werden die «abgeschwächte Konjunkturlage und die aktuellen Marktverhältnisse».
Gemeint ist damit wohl eine Gewinnwarnung, die Palm für das vierte Geschäftsquartal abgeben musste. Die darauf folgende Zurückstufung der Palm-Aktie durch verschiedene Analysten und der annähernd 90 Prozent unter den Höchststand vom November letzten Jahres gefallene Kurs haben die im März angekündigte Übernahme offensichtlich verunmöglicht.
«Das ist enttäuschend, aber Palm und Extended Systems stimmen darin überein, dass die Entscheidung richtig ist. Palm wird aber weiterhin zusammen mit einflussreichen Partnern und durch strategische Allianzen im Enterprise-Bereich aktiv sein», kommentierte Palm-CEO Carl Yankowski.
Steve Simpson, CEO von Extended Systems, meinte: «Wir werden auch in Zukunft sehr eng mit Palm zusammen arbeiten, um Lösungen anzubieten, mit denen unternehmenskritische Anwendungen bestmöglich in mobile IT-Struktur integriert werden können.»

Gewinnwarnung

Laut der Gewinnwarnung von Palm wird der Quartalsumsatz des Unternehmens nur gerade zwischen 140 und 160 Millionen Dollar liegen. Das ist deutlich wenige, als die früheren Prognosen von rund 315 Millionen Dollar. Entsprechend erwartet Palm einen operativen Verlust zwischen 170 und 190 Millionen Dollar gegenüber dem noch im März prognostizierten Verlust von 80 bis 85 Millionen.
Nicht berücksichtigt sind dabei Abschreibungen, Aufwendungen oder Rückstellungen für Gerichtsverfahren, Kosten für die Trennung von 3Com und einmalige Sonderausgaben, wie sie für das vierte Quartal prognostiziert wurden.
Für die unbefriedigende Situation machen Yankowski und Finanzchefin Judy Brune die Schwierigkeiten bei der Markteinführung der neuen PDA-Modelle m500 und m505 verantwortlich. Die Produktion der Organizer sei langsamer angelaufen als erwartet, was sich auch auf die Verfügbarkeit ausgewirkt habe.

Rauchende Köpfe

Ein Problem bilden auch die hohen Lagerbestände mit einem Wert von etwa 300 Millionen Dollar, deren teilweise Abschreibung die Bilanz für das laufende Quartal zusätzlich trüben wird. Die Preissenkungen in den USA von Mitte April für die älteren Modelle haben laut Brune nicht den gewünschten Erfolg gebracht. «Die Verkäufe gehen weltweit nach wie vor schleppend», musste sie zugeben.
Zuletzt hatte Palm noch ca. 600 Mio. Dollar Cash. Nach den erwarteten Abschreibungen werden die Cash-Reserven also langsam eng.
Yankowsky versprach den Investoren derweil eine «dramatische Veränderung unseres Business-Modells». Es hätten sich, so Judy Bruner viele Palm-Manager zum Brainstorming zurückgezogen. «Work in Progress», wie Bruner es bezeichnete.
Die rettende Strategie will Yankovsky zusammen mit den genauen Zahlen des Quartalsergebnisses und dem Jahresresultat am 25. Juni bekannt geben. (fis)


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Vor wem mussten die sieben Geisslein aufpassen?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER