Topsoft Flopsoft?

Das Zentrum für Prozessgestaltung Aarau (ZPA) veranstaltete am 8. und 9. Mai die Business-Software-Messe Topsoft 2001. IT Reseller sah sich um und befragte einige dir Aussteller zur Lage an Markt und Messe. Ein Stimmungsbericht.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/09

     

Stellen Sie sich vor, Sie veranstalten eine Messe und (fast) keiner geht hin. So geschehen an der diesjährigen Topsoft, der Mini-Messe für Business-Software für Handel, Industrie und Dienstleistung.
Das Licht ist gedämpft, die Stimmung auch. Im Erdgeschoss des Gebäudes Süd des ZPA hat sich die ERP-Szene versammelt. Hie und da scheinen ein paar Fachgespräche stattzufinden, der grössere Teil sitzt einsam und leicht lethargisch auf Hockern an den Ständen.
Besucher sind auch eineinhalb Stunden nach der Türöffnung nur vereinzelt wahrzunehmen. Von den Rängen der oberen Etagen schauen Studenten über die Brüstung auf das verhaltene Treiben herab. Ihre Blicke drücken ein Gemisch aus Neugierde und Belustigung aus und manch einer stellt sich vielleicht die Frage, ob er nicht doch noch die Studienrichtung wechseln solle.
Ab und an schreckt eine an Feueralarm erinnernde schrille Klingel die Aussteller aus ihren Träumen über eine geschäftige Messe. Der Grundtenor zur Beurteilung der Messe ist manisch-depressiv, mit Tendenz zu letzterem. Die Messe hätte generell noch nie zu euphorischen Ausbrüchen veranlasst, doch hätte man die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass es dieses Jahr vielleicht besser werde. Doch das ist scheinbar nicht der Fall.
Die Werbung war wieder miserabel, heisst es, und es fehle ganz einfach eine nicht zu unterschätzende Komponente: Die Anwesenheit von Besuchern. Das ist schade, denn die Aussteller hätten durchaus interessante Lösungen zu präsentieren. Von Navision, Sesam, Solomon über Europa 3000, Simultan, Abacus bis hin zu Oracle ist alles zu haben. Ob ASP, CRM, ERP, SCM – für fast jedes Bedürfnis wäre hier eine Lösung zu finden.
Obwohl man eine kleine, themenspezifische Messe durchaus begrüsse, wollen diverse Aussteller im nächsten Jahr nicht mehr an der Topsoft teilnehmen. Es lohne sich schlicht und einfach nicht.

Die Optimisten

Doch nicht bei allen kommt die kleine Fachmesse so schlecht weg. Für Abacus oder Probyt beispielsweise habe sich die Teilnahme an der Topsoft durchaus gelohnt. Für einen relativ geringen Aufwand habe man doch interessante Kontakte knüpfen können.
Ein weiteres Plus der Messe: Der Fokus auf ein Thema, wodurch nur wirkliche Interessenten und kompetente Leute angezogen werden. Ausserdem sei die Messe klein und übersichtlich und die Besucher wüssten, was sie wollen.

Am Markt geht’s aufwärts

Was die allgemeine Marktlage betrifft, so ist man sich ziemlich einig. Nach dem After-Jahr-2000-Einbruch sei die Talsohle endgültig durchschritten. Es gehe aufwärts, man schaue optimistisch in die Zukunft.
Der Bedarf ist wieder da heisst es, neue Technologien kommen auf den Markt, bei denen man selbstverständlich dabei sein will und ist. Mittlerweile ist es Mittag, man trifft sich zu Schinkengipfeln in der Caféteria. Walter Vogler, Marketing-Mann von Brain bringt es auf den Punkt: «Die IT-Welt ist in Bewegung.» (sk)
Nathan A. Schönbeck, Verkaufsleiter Simultan: «Es läuft sehr schlecht, Fachleute kommen kaum, eine sehr trockene Angelegenheit. Wir überlegen uns, ob wir noch mal kommen.»
Sybille Hodel, IT Consultant, Bison: «Es ist eher ruhig, der Anlauf ist nicht so gross. Trotz allem konnten wir gute Gespräche führen. Die allgemeine Flaute haben wir nicht so sehr zu spüren bekommen»
Armin Fröhli, Geschäftsleiter Probyt: «Die Topsoft ist nie überlaufen, aber die Stimmung hier ist immer gut. Die Aussteller haben kompetentes Fachpersonal an den Ständen und man ist konzentriert auf ein Fachthema. Die Messe ist nicht so riesig wie die Orbit oder so ein unkontrollierter Haufen wie die Internet Expo.»
Christian Flütsch, Marketing/Verkauf Timag Informatik: «Eine Ausstellung für die Aussteller. Gestern mussten wir uns gegenseitig unsere Produkte vorführen. Die Messe wurde schlecht beworben, wir haben kaum Publikum. In den letzten vier Jahren ist es mit der Topsoft immer mehr bergab gegangen. Was die allgemeine Marktsituation betrifft, sind wir grundsätzlich zufrieden.»
Daniel Pechmann, Geschäftsführer Daneco: «Ich weiss nicht, ob es an unserem schlechten Standort liegt, an fehlender Werbung oder ob einfach kein Interesse besteht. Wir hatten gehofft, die Veranstalter hätten etwas gelernt, aber wie in den letzten Jahren ist nichts los. Ich stehe mir die Beine in den Bauch. Aber allgemein ist der Bedarf wieder da.»
Meinrad Egger, Abacus: «An unserem Stand ist recht viel los. Es ist immer was gelaufen. Aufwand und Ergebnis stehen in richtigem Verhältnis. Für uns hat sich’s gelohnt. Die allgemeine Marktlage ist für uns gut, aber nicht überragend.»
Walter Vogler, Marketing/Verkauf Brain Schweiz: «Es hat sich schon gelohnt. Der Platz ist nicht so besonders, aber wir haben kein Laufpublikum und nur wirkliche Interessenten. Und sonst ist die Welt für uns in Ordnung.»


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