Täglich erreichen uns neue Hiobsbotschaften von Umsatz- und Gewinnwarnungen, rückgängigen Verkaufszahlen, Börsendepressionen und Massenentlassung rund um den Globus. Auch an Compaq ging die PC-Krise nicht spurlos vorüber.
Nachdem das Unternehmen letzte Woche einen Gewinneinbruch im ersten Quartal vermeldete, purzelten auch die Aktien der Houstoner und die Hoffnungen der Anleger wurden mal wieder enttäuscht. Hauptgrund für die ureigene PC-Krise bei Compaq sei «der aggressive Preiskrieg mit Dell» so ein Branchenkenner.
So hat
Dell denn auch Compaq von seinem Thron des weltweit grössten PC-Herstellers nach sieben fetten Jahren enthoben (siehe S. 8). Einzig und allein im Storage-Bereich, der für Compaq immer wichtiger wird - hat das Unternehmen richtig Geld verdient. Das Defizit will man nun kurzerhand durch die Entlassung von weiteren 2000 Mitarbeitern wieder ausgleichen.
Netzwerk-und Telcoausrüster werden zu Banken
Schlecht geht es auch Netzwerk- oder Telekomausrüstern wie Lucent,
Nortel,
Nokia oder
Ericsson. Um überhaupt Kunden ködern zu können, mutieren die Unternehmen zu «Kreditinstituten» und stürzen sich in Kundenfinanzierungs-Arrangements und damit mitunter ins Unglück.
Der Aufbau von Mobilfunknetzen der dritten Generation (UMTS) verschlingt Unsummen, die die Banken nicht mehr gewillt sind in Form von Krediten zu finanzieren.
Also müssen die Lieferanten selber ran. Gemäss Einschätzungen von Analysten kann beispielsweise Nokia derzeit mit Kundenkrediten im Wert von rund 5 Mrd. Euro aufwarten.
Es stellt sich die Frage, wie lange sich das die Finnen noch leisten können. Nicht mehr tragbar sind derartige Geschäftsgebaren für die nordamerikanischen Netzwerker Lucent oder Nortel. Zusammen haben sie in den letzten Quartalen mehr als 6 Mrd. Dollar Verlust eingefahren und planen die Entlassung von über 30’000 Mitarbeitern.
Lichtblicke am IT-Horizont
Trotz US-Konjunktur-Flaute scheint es Wege aus der Krise zu geben. Das beweisen die jüngsten Ergebnisse von Unternehmen wie
SAP,
Apple,
IBM,
EMC,
Dell oder
Microsoft. Diese konnten mit Umsatzsteigerungen und Gewinnerhöhungen aufwarten oder sich zumindest aus den roten Zahlen wieder herauswirtschaften.
Eine allzu grosse Euphorie sei aber noch nicht angeraten. Schliesslich kamen diese Ergebnisse teilweise auch durch Umstrukturierung und Entlassungen zustande. Auch wenn es langsam wieder aufwärts zu gehen scheint, die Krise ist noch allgegenwärtig. (sk)