Vom Software-Disti zum ASP

ESD (Electronic Software Delivery) wird für Software-Händler und -Distis zur tödlichen Bedrohung. Die Nyoner Sotec hat reagiert und wird – zum ASP.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/07

     

Sotec ASP, so heisst das Joint-Venture des Nyoner Software-Distributors Sotec mit der Baarer Key Technology GmbH. Key Technology unter der Leitung von Andreas Joder vertreibt und betreibt die ESD-Server «Ziplock» der amerikanischen Preview Systems.
Ziplock gilt heute nach eigenen Angaben bei den grossen Herstellern als Standard für den Vertrieb von digitalen Gütern wie zum Beispiel Software. Dominik Zinggs Sotec distribuiert in der Schweiz Software von Herstellern wie Powerqwest, Ontrack und Panda, um nur einige zu nennen.
Doch der Vertrieb von Software wird früher oder später digitale Wege gehen, davon ist Dominik Zingg überzeugt. Deshalb sei es für einen Software-Distributor wie Sotec früher oder später eine Überlebensfrage, sich neue Wege zu suchen, so Zingg.

ESD-Services aller Art

Key Technology hat die ESD-Technologie und die Programmierer, Sotec das Vertriebs-Know-how und die Produkte – mit dieser Überlegung begannen Joder und Zingg erste Gespräche über eine mögliche Zusammenarbeit. Entstanden ist Sotec ASP. Der frischgebackene ASP bietet Software-Herstellern und -Händlern ESD-Services mit drei Shop-Varianten.
Bei jeder Konfiguration werden Server und Software in Baar gehostet, der Internet-Auftritt aber ist immer individuell. Bei steigender Nachfrage überlegt man sich, Hardware-Hosting zu einem Datencenter, zum Beispiel Mount10 oder Akamai, auszulagern.
Als einfachste Variante kann man bei Sotec ASP einen «Download-Kiosk» mieten. Mit diesem Angebot zielt Zingg vor allem auf Zeitschriften und Zeitungen, die ihren Lesern eine Download-Sektion anbieten wollen.
Der Standard Download-Shop enthält ein umfangreicheres, aber fixes Software-Angebot. Wichtig dabei sind die Services, die Sotec zusätzlich erbringt. So erstellt Sotec bebilderte Produkte-Beschriebe in mehreren Sprachen. Ausserdem hat der Ziplock-Server ESD-Features, wie der Download von «Try-Before-Buy»-Versionen und natürlich diverse Zahlungssysteme.
In der komplexesten Variante hostet Sotec ASP einen kundenspezifischen Online-Software-Shop, worin auch Funktionen wie zum Beispiel kombinierte Download-/Versand-Angebote, Cross-Selling-Features, usw. möglich sind. Bei einem solchen Shop ist auch die Anbindung an die Warenwirtschaft des Kunden vorstellbar.

Marketing-Services

Man merkt es dem Konzept an, dass Initiator Zingg kein neuer Hase im Software-Geschäft ist. So bietet Sotec ASP auch Marketing-Services an. Vorstellbar ist zum Beispiel, dass ein Retailer dem Kunden zusammen mit dem PC CDs mit Probeversionen diverser Softwarehersteller mitliefert. Der Endkunde kann die Software ausprobieren und bei Gefallen im Download-Bereich bezahlen und sich freischalten lassen.
Weiter bietet Zingg auch einen Fullfillment-Service an. Damit kann der Sotec ASP-Kunde seinen eigenen Kunden neben SW-Download auch den Versand von CD und Handbüchern anbieten. Zu diesem Zweck hat sich Sotec ein Zollfreilager eingerichtet, von wo aus Software nach ganz Europa physikalisch geliefert werden kann.

Software-Hersteller, Retailer, Medien...

Mit dem Angebot zielt Sotec ASP zum einen ganz klar auf Software-Hersteller, die als ihre eigenen Händler auftreten wollen. Man habe auf der Cebit extrem gute Reaktionen erlebt, sagt Zingg. Drei Viertel der angefragten Software-Hersteller hätten sich sofort für eine Zusammenarbeit entscheiden können. Zingg: «Software-Hersteller haben bei unserem Konzept nichts zu verlieren und können ihre Absatzkanäle ausweiten.»
Doch Zingg sieht auch Fachhändler und Retailer als mögliche Partner. Sein Argument: Sotec verkauft – im Gegensatz zu anderen ESD-Anbietern – nicht direkt und konkurrenziert seine Partner nicht. Händler, die ihre Download-Site von Sotec ASP hosten lassen und von dort die Inhalte beziehen, können ihr eigenes Design benützen und ebenfalls frei über Preise bestimmen, so Zingg.
Er habe an der Cebit mit einem Kunden einen definitiven Vertrag geschlossen und sei mit einem weiteren Fachhändler in konkreten Verhandlungen, meint der Sotec-Chef.
Einen grossen Vorteil seiner Lösung sieht Zingg darin, dass Wiederverkäufer Produkte-Know-how (Einkauf, Produktmanagement, Support) zu Sotec auslagern können.

Abheben ab Mitte Jahr

Das Konzept von Sotec ASP lässt sich problemlos exportieren. Die Kenntnis des Marktes und die nötigen Beziehungen zu den potentiellen Kunden hingegen nicht. Dies ist sich auch Zingg bewusst, der sich deshalb europaweit nach ähnlich gelagerten Partnern umschaut. Zingg: «Ich bin in Gesprächen mit Partnern in Spanien, Deutschland, Frankreich und Dänemark.»
«Ich denke, wir haben jetzt den Stein ins Rollen gebracht,» sagt Zingg auf die Frage, ab wann er mit echten Geschäften über Sotec ASP rechnet. Vor allem der Online-Shop mit Software von Ontrack habe geholfen, da man potentiellen Partnern nun einen echten Shop zeigen kann. Zingg: «Wir gehen davon aus, dass das Geschäft ab Mitte Jahr so richtig ins Laufen kommt.»
Ein interessanter Markt könnte sich für Zingg auch bei Quereinsteigern im IT-Markt, wie etwa Fachzeitschriften, ergeben. Warum sollen sie ihren Lesern nicht gleich auch noch Software zum Kauf anbieten? Ausserdem: «Über den Shop kann man theoretisch auch Kartoffeln oder Tomaten verkaufen – nur Download geht dann halt nicht», so Zinggs Schlusswort. (hc)


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