Transtec in den Miesen

Der deutsche High-End Assemblierer hat kein erfolg- reiches Jahr hinter sich. Ursachen: «Digital Winter» und das Datacomp-Debakel in der Schweiz.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/06

     

Der deutsche High-End Assemblierer (Storage, Unix, PCs, Server, Networking) muss für letztes Jahr einen Verlust publizieren. Leser des IT Resellers überrascht dies nicht, denn bereits im vergangenen Winter machte der Konzern in der Schweiz nicht eben positive Schlagzeilen.
Die Belegschaft des übernommenen Distis Datacomp wurde massiv zusammengestrichen und die Produktion bei der Schweizer Transtec-Niederlassung eingestellt. Dies führte auch zum Abgang praktisch des kompletten Kaders sowohl bei Transtec Schweiz wie auch bei der ehemaligen Datacomp, die nunmehr «auf kleinem Feuer» und auf Zusehen hin weitergeführt wird.
Insgesamt verlor der Konzern letztes Jahr vier Millionen Euro (ca. sechs Mio. Franken). Neben den Wirren, Entlassungen und Restrukturierungen in der Schweiz macht Transtec auch das schleppende Geschäft in Deutschland für den Verlust verantwortlich. In Deutschland scheint der «Digital Winter», die Nachfrageschwäche im Grosskundengeschäft, die Gruppe hart getroffen zu haben. Ausserdem hat offensichtlich der Aufbau des eigenen IT-Marktplatzes «tec2B» mehr Mittel als geplant verschlungen.

Schweiz schrumpft

Bei der Übernahme von Datacomp durch Transtec rechnete man intern noch mit einem gemeinsamen Umsatz von etwa 100 Mio. Franken. Dieses Ziel war nicht besonders hoch gesetzt, denn Datacomp setzte vor der Übernahme mit ca. 50 Leuten jeweils etwa 44 Mio. Franken um, Transtec mit 15 Leuten etwa gleich viel. Doch daraus wurde nichts.
Transtec und Transtec-Datacomp setzten im vergangenen Jahr gemeinsam nur gerade knapp 80 Mio. Franken (51,4 Mio. Euro) um. Zusammengerechnet sind sowohl Umsätze wie auch der Personalbestand von Transtec Schweiz und der ehemaligen Datacomp letztes Jahr massiv geschrumpft.
Ein ehemaliges Datacomp-Kadermitglied kommentiert: «Von der Übernahme hat eigentlich nur einer profitiert: Ueli Bachmann, der seine Firma verkaufen konnte.»
Profitiert vom Datacomp-Debakel haben aber auch Konkurrenten. Ehemalige Datacomp-Leute sind unterdessen bei Claudio Cisullos Panatronic und beim Assemblierer Micro Control untergekommen.

Wachstum bei Servern und Speichern

Für das laufende Jahr ist man bei Transtec gedämpft optimistisch. Die Tübinger rechnen mit einem Umsatzplus von insgesamt 15 Prozent auf etwa 190 Mio. Euro (ca. 230 Mio. Euro). Die Hoffnungen liegen auf den gut laufenden Niederlassungen in Frankreich und Holland und darauf, dass die Schwierigkeiten in den «Problemländern» Schweiz, Schweden (Aufgabe der Sun-Distribution) und Österreich unterdessen bereinigt sind.
Wachstum generierte Transtec im vergangenen Jahr vor allem bei den Servern (Transtec hat Solaris lizenziert) und bei Raid-Systemen, die im Built-to-Order-Verfahren hergestellt werden. Fast die Hälfte des Umsatzes des Assemblierers stammte aber auch im vergangenen Jahr vom Handelsgeschäft, nur 5 Prozent aus dem margenstarken Service-Geschäft. (hc)


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