Cambridge Technology Partners und Novell fusionieren

HP wollte PWC kaufen und scheiterte am Preis. Novell zieht sich nun seinerseits einen Consulter und einen neuen Chef an Bord. Verdauungsprobleme sind vorprogrammiert.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/05

     

Novell und Cambridge Technology Partners werden fusionieren, wie letzte Woche überraschend bekannt wurde. Damit haben zwei Unternehmen zusammengefunden, die beide im letzten Jahr ihre Schwierigkeiten hatten: Gewinnwarnungen, Aktienabsturz und Personalreduktionen hüben wie drüben.
Technisch gesehen wird das Ganze als Akquisition durchgeführt, und durch einen Aktientausch bezahlt. Die Cambridge-Aktienbesitzer werden für jede ihrer Aktien 0,668 Novell-Aktien erhalten. Die Kosten des Deals für Novell werden auf ca. 250 bis 270 Mio. Dollar geschätzt. Cambridge, das Beratungsunternehmen mit Schwerpunkt auf E-Business- und Web-Consulting, wird nach Abschluss der Transaktion als Novell-Tochterunternehmen fungieren.
Bei der relativen Grösse der beteiligten Partner (Novell ca. 4900 Mitarbeiter, Cambridge ca. 3400) muss das Ganze aber wohl eher als Merger betrachtet werden. Der Deal ist bereits von den beiden Verwaltungsräten abgesegnet worden, die Shareholder von Cambridge und die Antitrust-Behörden müssen allerdings noch zustimmen, bevor er endgültig wird.

CEO-Wechsel

Als Teil der Abmachung wird der gegenwärtige CEO von Cambridge, Jack Messman, den CEO-Posten bei Novell übernehmen. Novell CEO Eric Schmidt wird Chairman von Novell bleiben und sich als Chefstratege betätigen.
Für Novell bedeutet der Deal eine starke Ausweitung seines Consulting-Arms (bisher 500 Mitarbeiter). Der Kommentar von Noch-CEO Eric Schmidt: «Dieser Schritt ist strategisch konsistent mit der Richtung, in die wir Novell bringen wollen.» Die Zusammenarbeit werde Novell näher zur Verwirklichung seiner Net Services Strategie bringen.

Alle überrascht

In der Schweiz scheinen die beteiligten Niederlassungen von der Entwicklung etwas überrumpelt worden zu sein. Über den konkreten Ablauf der Fusion konnte verständlicherweise noch niemand genauere Angaben machen. Immerhin meinte Reto Zwyssig, der Marketingleiter von Novell, dass Cambridge wahrscheinlich mindestens in nächster Zeit weiter als herstellerunabhängige Beratungsfirma arbeiten wird, so dass sich für beide Seiten nicht so schnell etwas ändert. Für die Zukunft hofft er, dass sich Synergien ergeben.
Er glaubt, dass Cambridge vom Netzwerk-Know how bei Novell profitieren wird. Für Novell selbst sollte sich die Möglichkeit bieten, noch stärker als Lösungsanbieter aufzutreten. Wie bei jeder Fusion dürfte das Gelingen der Integration mit möglichst wenig Machtkämpfen und Reibungsverlusten entscheidend sein. (hjm)


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