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Distributoren-Bestellsysteme im Vergleich

Artikel erschienen in IT Reseller 1999/08

   

Wie bestellen Sie Ihre Produkte beim Disti? Rufen Sie an oder faxen Sie – oder sind Sie ein mit EDI beglückter Grosskunde? Erst eine winzige Minderheit der Reseller in der Schweiz benutzt die fortgeschrittenen Bestellsysteme, die viele Distributoren heute im Internet bieten. Eine erstaunliche und traurige Tatsache zugleich, denn bei sinkenden Margen und Preisen wird die Rationalisierung des Backoffices zur Überlebensfrage für jeden Reseller.
Der Reseller ist das eine, das Angebot des Distis das andere. IT Reseller hat für Sie die Web-Bestellsysteme der Schweizer Distributoren untersucht. Wir haben den grossen Distis und einigen Spezialisten einen Fragebogen unterbreitet und bei einigen auch gleich das Bestellsystem einem Praxis-Test unterzogen. Unsere Geschwindigkeitsangaben sind allerdings mit Vorsicht zu geniessen, da wir die Tests zwar zeitlich sehr eng beeinander machten, sie aber nicht wiederholten.

Distributoren im Härtetest

Alltron: Am 15.6. will Alltron ein neues E-Commerce-System aufschalten (siehe Tabelle). Wir haben das bestehende nicht getestet.
Also: Schon der Einstieg lässt den professionellen Anspruch der Also-isten erkennen: Ein einfacher Mausklick führt zur verschlüsselten Übertragung der Daten (SSL). Im «Internet VIS» können Artikel beispielsweise nach Artikelgruppen und Untergruppen gesucht werden. Die Antwort lässt sich nach eigenen Kriterien vorselektionieren, so kann man sich etwa ausschliesslich Neuheiten anzeigen lassen. Die Antwort kommt webwendend und gefällt. Angegeben werden bei den gefundenen Produkten, ob es sich um eine Promo handelt oder nicht, Preise, Lieferfrist (ab Lager / in Tagen) sowie ein Link zu einer Liste von passenden Zubehörprodukten. Unter «Artikel-Details» bekommt der margenhungrige Reseller sämtliche Preisangaben und gleich noch ein Margenberechnungsprogramm.
Mit einem einfachen Klick auf das «Postiwägeli» stellt man sich seine Bestellung zusammen. Sehr gut ist die Seite mit den Informationen über den eigenen Rabattstatus. Die Website von Also glänzt durch Schnelligkeit, Vollständigkeit und sehr klaren Aufbau. Besonders gut gefallen hat uns, dass die gesamte Site in reinem HTML gehalten ist, so dass für den Reseller Konfigurations- und Installationsprobleme völlig ausgeschlossen werden.
CHS: Für Anfang 3. Quartal 99 ist ein völlig neues Web-Bestellsystem vorgesehen. Max Tschabuschnig wollte uns noch nicht allzuviel darüber verraten. Die neue Bestell-Site soll aber ein voll ausgebautes E-Commerce-System werden. Wir sind gespannt. Auf Detailbesprechung der bestehenden Site verzichten wir.
Computer 2000: Die Leute von C 2000 haben uns gleich mit der brandneuen Version 3 des Bestellsystems «InTouch2000» beglückt. InTouch läuft nicht innerhalb eines Browsers, sondern besteht aus einem ausgedehnten Programmpaket, das auf dem eigenen Computer installiert werden muss. Die Software ist gut dokumentiert und installiert sich problemlos. Allerdings bringt der Ansatz der Innerschweizer nicht nur Vorteile für die User, denn die installierten Systemkomponenten können sich unter Umständen mit bereits laufenden Applikationen schlecht vertragen. Dafür hatte C 2000 freie Hand bei der Programmierung und konnte beliebig viele Features einbauen. Die Daten werden übrigens lokal in einer Access-Datenbank gespeichert und bei Bedarf über FTP vollautomatisch erneuert. Trotzdem empfiehlt sich eine schnelle Leitung zum Provider, weil aufgrund des riesigen Sortiments auch so noch eine rechte Datenmenge zustande kommt.
Ansonsten lässt Intouch2000 keine Wünsche offen: Lieferfristen, eigene Preise kalkulieren (hübsch: das System merkt sich die gewünschte Marge und rechnet immer die akuraten Endpreise aus), Exportfunktionen in eigene Datenbanken, intelligente Suchfunktionen, Lieferstatus, Backorder, Kontrolle von Teillieferungen – alles da. Besonders die Exportfunktionen in eigene Datenbanken und von dort natürlich auch in Hostrechner eröffnet dem Reseller ein riesiges Rationalisierungspotential.
Ingram Macrotron: Der Schweizer Ableger des amerikanischen Disti-Riesen hat auf seiner Website noch nicht die ausgefeilten Funktionen einer C 2000 oder Also. Da sich dies aber mit der Einführung des weltweit installierten Systems «Impulse» bald ändern wird, verzichten wir auf eine Detailbesprechung. Interessant ist der Weg, den Ingram ab Herbst 99 beschreiten wird. Reseller und VARs werden sich sozusagen bei Ingrams E-Commerce einnisten können. Der Enduser wird dann über die Site des Resellers bei Ingram seinen Computer konfigurieren und bestellen können. IM wird selbst konfigurieren und auslieferen, die Rechnung läuft über den Reseller. Ein weiterer Schritt in Richtung auf das – zumindest in den USA – vielbeschworene «Channel Assembly» und Agentenmodell.
Studerus: Die Modemspezialisten halten sich strikte an Standards. Ein Browser genügt als Frontend, um den Händlerbereich zu benützen. Studerus bietet eine Preisliste mit Warenkorb, Aktionsangebote und zeigt Konditionen, offene Aufträge und die Aufträge der letzten 3 Monate. Die Reaktionszeiten schienen uns ein bisschen langsam, dafür gibt es Links zu hervorragenden Produkteinfos und Übersichtstabellen. Man merkt, dass die Studerus-Leute etwas von ihren Produkten verstehen.

Ende 1999: Maximal 20 Prozent des Umsatzes per Web

Wir haben die schweizerischen Distributoren auch nach User- und Umsatzzahlen, die über das Web generiert werden, abgeklopft. Das Resultat ist für die IT-Szene doch eher ernüchternd: Einzig die Alltron und Joe Feierabends Ingram Macrotron wagen sich mit der Prognose hervor, dass gegen Ende Jahr 15 bis 20% des Umsatzes über die Website generiert werden soll. Dass seit Anfang Jahr gegen 1000 Reseller monatlich das System von Also frequentierten, zeigt jedoch, dass gute Websites rege benutzt werden. (hc)
Tabelle: siehe Heft.


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