Bill Clinton, E-Business-Suite und neue Entwicklungen an der Appsworld

An der Oracle Appsworld in New Orleans stellte Oracle die Roadmap für die Weiterentwicklung der E-Business-Suite und Oracles Sofwarepartner neue Programmierumgebungen und -werkzeuge vor. Und natürlich nutzte Larry Ellison die Gelegenheit, gegen Konkurrenten zu wettern.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/04

     

Die Appsworld in New Orleans letzte Woche bot Oracle-Chef Larry Ellison Gelegenheit, einmal mehr seine Vorstellungen von «Software als Service» unter die Leute zu bringen. Oracles Softwarepartner dagegen nutzten die Messe, um neue Programmierumgebungen und –werkzeuge für die Oracle-Plattformen vorzustellen. BDL etwa zeigte mit Four J’s eine Programmiersprache für Thin Clients. Virtual Sellers präsentierte Tame 5.0, eine Script-Sprache für Schnittstellen mit Oracle und anderen Datenbanken. Outerbay stellte den Archiver vor, der für die Archivierung Informationen rasch aus Oracle Datenbanken zieht.
Für öffentliches Aufsehen sorgte aber in erster Linie das Auftreten von Bill Clinton. Larry Ellison dementierte zwar, dass der ehemalige Präsident demnächst in die Vorstandsetage von Oracle einziehen werde, bezeichnete ihn aber als mutigen Führer, der für die amerikanische Hightech-Branche neue Märkte eröffnet habe.

«Das Internet bleibt unsere Zukunft»

Clinton lobte die Anwesenden für die wichtige Rolle, die sie beim Wirtschaftsboom während seiner Präsidentschaft gespielt hätten: «Natürlich weiss ich, dass einige Dotcoms in letzter Zeit an der Nasdac in Ungnade gefallen sind. Aber machen wir uns nichts vor, das Internet ist und bleibt unsere Zukunft.» Er rief die Industrie auf, die Technologien vermehrt allgemein verfügbar zu machen. Es sei doch unwürdig, wenn ärmere Schichten gezwungen seien, «sich zwischen Penicillin und Pentium zu entscheiden.»
Während draussen gegen den unmoralischen Expräsidenten demonstriert wurde, erhielt dieser in der Halle von den begeisterten Zuhörerinnen und Zuhörern stehende Ovationen. Nur die Vereinigung «Citizens against Governement Waste» (CAGW) motzte, Oracle und Clinton hätten als Hauptverantwortliche für die Klage gegen Microsoft 40 Millionen Dollar verschleudert.
Demgegenüber meinte Ellison zu Journalisten, Oracle werde auch weiterhin ein wachsames Auge auf die «fragwürdigen Geschäftspraktiken» von Microsoft haben. Dann wandte er sich neuen Feinden zu: «IBM lässt seine Kunden E-Business-Software von allen möglichen Herstellern kaufen, und dann brauchen sie die IBM-Berater, damit das alles funktioniert. Oracle-Kunden benötigen keine Spengler. Unser Paket beinhaltet alles Nötige.»

Roadmap

Die Roadmap von Oracle zeigt, was damit gemeint ist: In Kürze sollen die bereits früher vorgestellten Teile Supply Chain Exchange, Transportation Logistics Exchange and Product Development Exchange in die Oracle E-Business Suite integriert werden. Noch in diesem Jahr werden laut Senior Vice President Mark Barrenechea zudem automatische Banking-Interfaces zur Verfügung stehen.
Wie Product Manager Cliff Godwin ausführte, wird die E-Business Suite LDAP unterstützen. Auf diese Weise sollen die Benutzer Passworte und Authentifikation direkt in andern Directories wie Microsoft Activ Diretory oder iPlanet von Netscape hinterlegen können.
Die Oracle 9i Integration Services samt OAI (Oracle Application Interconnect) sollen in der gesamten Oracle Plattform zur Verfügung stehen. OAI übersetzt die Daten anderer Anwendungen wie SAP R/3 oder Peoplesoft für die E-Business Suite und soll diesen Job laut Godwin besser tun als es heute mit XML möglich ist. Oracle versprach zudem, alle drei bis vier Monate Zwischen-Updates freizugeben, um so die Entwicklungszyklen bis zur nächsten Vollversion zu verkürzen.

Larrys Sorgen


Oracle-Chef «Super Larry» Ellison jedoch kann das alles nicht mehr so recht begeistern. Eigentlich werde die Computerei langsam langweilig, meinte er. «Ich habe drei Generationen mitgemacht: Mainframe, Client/Server und Internet. Da wird so bald nichts Neues mehr kommen. Wäre ich heute einundzwanzig, würde ich mich lieber mit der Biotechnologie befassen.»
Das lässt sich verstehen. Glaubt man nämlich den Marktforschern von Dataquest, musste der wortgewaltige Oracle-Chef soeben einen Dämpfer einstecken: IBM soll den Kontrahenten mit einem Datenbank-Marktanteil von 30 Prozent eingeholt haben. Auch Big Blue trumpft gegenwärtig lautstark mit Untersuchungen auf, welche belegen sollen, dass die TCO (Total Cost of Ownership) bei DB2 um bis zu 81 Prozent günstiger lägen als bei Oracle Datenbanken. Insbesondere seien die unbegrenzten Anwenderlizenzen drei bis fünf mal so teuer wie beim Prozessor-orientiertem Tarifmodell von IBM. (fis)


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