Hostlogic: Tod eines ASP

Der multinationale ASP (Application Service Provider) Hostlogic hat seine Tore geschlossen. Die Sites sind wie von Geisterhand aus dem Web verschwunden. Ruft man die Nummer der Zürcher Niederlassung an, schallt einem ein «diese Rufnummer ist ungültig» entgegen.
Sucht man unter dem Namen Hostlogic AG im Schweizer Handelsregister, verläuft quer über den Bildschirm ein dicker, schwarzer Strich.
Noch im April letzten Jahres wurde der neue Hauptsitz in Boca Raton, Florida pompös eröffnet, europäische Niederlassungen folgten. So gross und geräuschvoll der ASP angekündigt wurde, so sang- und klanglos scheint er jetzt von der Bildfläche verschwunden zu sein. Gerüchte von Regressansprüchen in Millionenhöhe kursieren, keiner weiss etwas genaues, niemand will sich äussern.

Schadenersatzforderungen?

Zumindest das Gerücht über einen Regressanspruch über 1,5 Mio. Franken der Zuger Beratungs- und Investitionsfirma Invision AG können wir dementieren. Man habe zwar als einer mehrerer Investoren an einer Finanzierungsrunde für Hostlogic teilgenommen und dem Unternehmen auch einen Kredit gewährt, von Regressansprüchen seitens Invision höre man aber zum ersten Mal, so Christian Stoller, Verantwortlicher «Projekt Hostlogic.»
Es sitze auch niemand von Invision im Verwaltungsrat von Hostlogic und man besitze auch keine Aktien des Pleite-ASP, was ja auch ganz gut so sei, meint Stoller mit Galgenhumor.
Hostlogic war SAP-Partner. SAP habe sich zwar den Businessplan des ASP angesehen, nicht aber die Finanzen geprüft, kritisierte die Financial Times Deutschland.
Die Pleite kommt zur denkbar ungünstigsten Zeit. Nämlich gerade jetzt, wo langsam das Vertrauen in ASP-Anbieter zu wachsen beginnt, passiert genau das, wovor die meisten Unternehmen wohl die grösste Angst haben: Ihr Dienst ist nicht verfügbar. Doch muss es ja nicht zwangsläufig heissen, einer schlecht, alle schlecht. Die Spreu wird sich vom Weizen trennen. (sk)