Gute Laune, trotz allem, bei Novell Schweiz

Novell strukturiert weltweit um, entlässt Mitarbeiter und hat Ertragsprobleme. Wie gehen die Schweizer Novell-Manager damit um? IT Reseller hat sich mit Marketing Manager Reto Zwyssig und Strategic Alliance Manager Sabine Wyser über die Auswirkungen in der Schweiz unterhalten.

Artikel erschienen in IT Reseller 2000/18

   

Seit dem Aufstieg von Adrian Humbel ins europäische Marketing von Novell wird Novell Schweiz interimsmässig vom Österreicher Peter Latzenhofer geleitet. Bis Februar will man einen neuen GM für die Schweiz gefunden haben. Die Schweiz ist übrigens für Novell zum «Top Land» aufgerückt, bekommt also in Zukunft mehr Marketing-Unterstützung vom Konzern.

IT Reseller: Wie fühlt man sich auf einem sinkenden Schiff, Herr Zwyssig?

Reto Zwyssig: Das Schiff sinkt nicht. Sicher, der Umsatz von Novell ist seit dem Frühjahr nicht mehr so gut. Anfang 2000 waren die Investitionen in Netzwerk-Infrastruktur nach den Y2K-Investitionen eben relativ gering. Aber jetzt ist wieder ein Aufwärts-Trend sichtbar. Dazu kommt, dass man Ende letztes Jahr die Erwartungen zu hoch geschraubt hat.
ITR: Aber Novell entlässt Leute in den USA. Da besteht doch die Gefahr von Know-how-Verlust.
RZ: Das ist eben der amerikanische Weg. Wenn die Zahlen nicht stimmen, wird restrukturiert. Es geht um den Abbau von Wasserköpfen in der Organisation, um die Company wieder gesund zu machen. Wir in der Schweiz sind davon nicht betroffen, der Abbau findet vor allem in der Zentrale statt.
Sabine Wyser: Novell reduziert die Anzahl der europäischen Regionen von fünf auf drei. Da gab es bisher einige «Durchlauferhitzer». Der Abbau hat aber auch mit unserer neuen Strategie zu tun.

ITR: Können Sie uns diese Strategie erklären? Was bedeutet «One Net»?

RW: Wir richten uns im Markt neu aus. Unser Ziel ist es, die Komplexität im Netz zu verringern. One Net bedeuet für uns mehr Transparenz durch Net-Services wie unsere Directories und Lösungen rund um die Verzeichnisdienste. Netware wird aber weiterentwickelt.
Auf der anderen Seite entwickeln wir Plattform-unabhängige Dienste, wie zum Beispiel Produkte für «single-sign-on» und DirXML. DirXML dient zur Verknüpfung von Applikationen, zum Beispiel einer SAP-Anwendung zu Lotus Notes. Der Vorteil: Jede Applikation behält ihre eigenen Directories, also die Datenhoheit.
ITR: Ich werde den Eindruck nicht los, dass Microsoft, was die Ausbildung von Fachleuten angeht, mehr und mehr die Nase vorn hat. Täusche ich mich?
SW: Sie täuschen sich. Gerade öffnen zwei neue autorisierte Schulungszentren für Novell-Technologien in Zürich: WMC und Allcom. Ausserdem bilden wir neu «CDEs» (Certified Directory Engineers) aus. Und es gibt für unsere Partner neu Consulting und technischen Support zu DirXML.
Überhaupt: Von unseren bestehenden Partner hat noch keiner gesagt, er traue uns nicht mehr.
ITR: Im Mai war von einem massiven Einbruch bei der «Packaged Software» die Rede. Fand der Einbruch auch in der Schweiz statt?
RW: «Packaged Software» spielt in der Schweiz keine so grosse Rolle. Wir haben schon länger vor allem die Lizenzierungsprogramme gefördert. Heute gibt es schon Lizenzverträge ab einem Volumen von 1600 Franken. Das hat den Vorteil der besseren Kundenbindung. (Interview: hc / hjm)


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