«Wir sind jetzt Besitzer einer Mall», erklärte John Hampton, Direktor der New Venture-Abteilung von
Dell. Mit «Dell Marketplace» hat der Computerhersteller und Online-Verkaufpionier den Betrieb eines horizontalen Online-Marktplatzes angekündigt.
Vom 30. Oktober an sollen dort neben Dell-Produkten auch solche ausgewählter Dritthersteller erhältlich sein. «Wir bauen Dell Marketplace nicht nur für uns auf, sondern vor allem auch für unsere Kunden, die dort eigene Online-Läden einrichten können», erklärte John Hampton.
Vorerst werden es hauptsächlich Anbieter sein, die einen direkten Bezug zur Computerbranche haben. Später sollen auf dem Dell Marktplatz möglicherweise auch andere Produkte erhältlich sein.
Anders als bei den Dell-Sites «Dellware» und «Gigabuys» wird Dell die Produkte anderer Anbieter auf Dell Marketplace nicht selber, respektive über einen verbündeten Disti, verkaufen.
Die jeweiligen Anbieter wickeln die Transaktionen selbständig ab. Stattdessen wird Dell eine Transaktionsgebühr erheben, die je nach Produkt variieren kann. Ausserdem erwartet das Unternehmen zusätzliche Einnahmen durch Integrations- und Hosting-Dienste. Damit die Kunden nicht enttäuscht werden, gibt Dell den Partnern Lieferzeiten vor, die eingehalten werden müssen.
Dell Marketplace wurde zusammen mit Ariba, Lante und Expertise, einem Texanischen
E-Commerce-Software-Entwickler, aufgebaut. Vorläufig soll der Marktplatz nur in den USA betrieben werden. Bei Dell EMEA gibt man sich noch zurückhaltend: Man wolle erst die Erfahrungen in den USA abwarten und die Möglichkeiten abchecken. Sicher gäbe es die Idee, Dell Marketplace auch hierzulande einzuführen, ein Zeitplan dafür sei jedoch bisher noch nicht erstellt worden.
Marktforscher skeptisch
Vielleicht ist diese Zurückhaltung nicht unvernünftig. Manche Marktforscher in den USA geben sich unverblümt skeptisch. Die Gartner Group etwa meint, der Erfolg der
Dell.com-Direktverkäufe lasse sich nicht einfach auf den neuen Marktplatz übertragen. Dell Marketplace ziele auf den Bedarf kleiner und mittlerer Unternehmen an elektronischen Geräten. Dabei müssten sowohl die Beziehungen zwischen Anbietern und Käufern wie das E-Payment gehandhabt werden. Hier, meint Gartner, kämen einige Herausforderungen auf Dell zu.
Elektronische Marktplätze sind in letzter Zeit wie Pilze aus dem Boden geschossen. Die Konkurrenz ist gross. Dell wird seinen potentiellen Partnern einiges bieten müssen, damit sie bereit sind, in den Marktplatz zu investieren und daran teilnehmen zu wollen. Gartner bezweifelt jedenfalls, dass Dell mit dem Marktplatz in grösserem Rahmen neue Hardware-Verkäufe generieren kann. (fis)