Alles integrieren: Was Grosskonzerne unter «E-Business» verstehen

Auch Daimler-Chrysler will E-Business vermehrt nutzen und gründete eine Holding, in der alle E-Business-Investitionen gebündelt werden sollen.

Artikel erschienen in IT Reseller 2000/18

   

Daimler-Chrysler, der fünftgrösste Automobilkonzern der Welt will die Vorteile des E-Business vermehrt nutzen. «Wir werden die Wettbewerbsvorteile ausschöpfen, die professionell betriebenes E-Business bietet», erklärt der Vorstandsvorsitzende Jürgen E. Schrempp.
Um den Transformationsprozess in ein flächendeckend vernetztes Unternehmen voranzutreiben, hat das Unternehmen die DCX NET Holding gegründet, in der alle E-Business-Investitionen und Beteiligungen des Konzerns gebündelt werden sollen. Die Holding verfügt über ein Startkapital von 550 Mio. Euro.
Damit soll das Unternehmen über alle Bereiche vom Einkauf bis zum Absatz schneller, effizienter und wettbewerbsfähiger gemacht werden. Die DCX NET Initiative (www.dcx.net) umfasst B2B (Business-to-Business), B2C (Business-to-Customer), B2E (Business-to-Employer) und die Telematik.

Time is money

Um die B2B-Potentiale auszuschöpfen, werden die Abläufe vom Einkauf über Entwicklung, Produktion und Vertrieb aufgebrochen und optimiert. Eckhard Cordes, im Vorstand für Konzernentwicklung und IT-Management verantwortlich, erklärt: «Es geht nicht nur um Web Enabling sondern auch darum, die tradierten Prozesse abzulösen und durch die konsequente Vernetzung der Funktionen Zeit und Kosten zu sparen.» Dass der Konzern versucht, die Kosten zu senken, verwundert wenig angesichts eines erwarteten Quartalsverlustes von 530 Mio. Dollar bei Chrysler.
Bereits sind erste Projekte angelaufen: Mit «Fastcar» arbeiten in den USA alle Beteiligten über ein internet-basiertes Entwicklungs- und Produktionssystem zusammen. Damit sind erstmals in der Automobilindustrie Design und Entwicklung, Produktion und Finanzbereich, Vertriebsabteilungen, Einkauf und Logistik in Echtzeit miteinander verbunden. Mit «Fastcar» hofft Daimler-Chrysler die Produktentwicklung erheblich zu verkürzen.
Im Bestellwesen konnten nach eigenen Angaben in einem Pilotprojekt die Durchlaufzeiten um bis zu 70 Prozent verkürzt werden.
Ausserdem wurde jetzt zusammen mit Ford, GM und Renault/Nissan nach der kartellrechtlichen Prüfung in Deutschland und den USA der Marktplatz Covisint definitiv gestartet und eine einheitliche Vernetzung mit den Zulieferern realisiert.

Anytime, anywhere

Durch web-basierte Technik soll der gesamte Vertriebsprozess effizienter gestaltet werden. Erst vor wenigen Tagen hat der Konzern mit dem Onlinevertrieb von Neuwagen angefangen. Ebenfalls kürzlich begann der Onlinevertrieb von Mercedes-Benz Reisemobilen durch Westfalia Van Conversion.
In Europa lassen sich über die Mercedes-Benz Gebrauchtwagenbörse rund 50’000 Fahrzeuge aus sieben Ländern online abrufen und ordern.
Der Smart kann bereits seit Dezember 1999 online konfiguriert und bestellt werden.
Als ebenso wichtig für die Wettbewerbsfähigkeit erachtet der Konzern jedoch die Vernetzung nach innen. Jeder Angestellte im Konzern ist über das Internet erreichbar. Im Intranet können die Mitarbeiter bereits heute auf Services wie Fahrzeugbuchung und Reiseplanung zugreifen und die Informationen in der «Knowledge Base» abfragen.

Daimler-Chrysler is watching you

Mit Telematik werden Prozesse bezeichnet, mit denen der Fahrer Informationen mit seinem Umfeld austauscht. Für das Pkw-Geschäft eröffnen sich damit völlig neue Dienstleistungsangebote. Im Nutzfahrzeugsektor bietet die Vernetzung der Fahrzeuge Möglichkeiten wie Flottensteuerung, Fernwartung und intelligente Logistik. Mit dem bei Mercedes-Benz-Nutzfahrzeugen schon eingesetzten «Fleetboard» verfügt der Konzern über eine Plattform, um in diesem Geschäft dabei zu sein.
In den USA soll ab nächstem Jahr jeder Mercedes serienmässig mit Zugang zum Internet und Dienstleistungen wie Navigation, E-Call und Telediagnose ausgerüstet werden . (fis)


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