Früher war alles einfacher: Da gabs die Hersteller von (vorwiegend) PCs, die länderweise mit Distributoren ein Vertriebsabkommen schlossen. Die Distributoren wiederum lieferten ihren «Fachhändlern» die Kisten, diese wiederum bedienten ihre Kunden und alle waren zufrieden.
Natürlich ist der Spruch nicht wahr.
Es war nicht einfacher – erinnern wir uns doch an einige spektakuläre Konkurse im PC-Handel.
Wahr ist hingegen, dass die Lieferkette sich rasant verändert. Wo ist der Platz (ja, es hat einen!) des VARs bei Direktverkäufern wie Dell? Wo steht der Distributor (ja, auch er hat einen Platz!) im «Direkt»-Modell?
Während die Konfigurierung von PCs, Servern und Netzwerkkomponenten früher zu den klassischen Kernkompetenzen der VARs und Systemintegratoren gehörte, so reklamieren heute Distributoren diese Tätigkeit für sich. Beispielhaft dafür das Gespräch mit dem Europa-Boss von
Tech Data, Graeme Watt.
Er sagt: «Wir nehmen dem VAR Kosten aus der Lieferkette.» Tech Data wird mit einer ganzen Reihe von Dienstleistungen auf die Reseller aller Art losgehen. Man wird beim Distributions-Multi Marketing-Dienstleistungen (Call-Center) mieten können oder kann seine E-Commerce-Aktivitäten dorthin outsourcen. Wenn man nicht sowieso grad das ganze PC-Geschäft (Systemintegration) zum Multi auslagern will.
Die Riesen ihrerseits kommen von ausserhalb ganz schön unter Druck. Die Pöstler aller Art (UPS, TNT, Schweizer Post, deutsche Post, ...) können nämlich auch ganz gut Waren lagern, einpacken, versenden und Retouren bearbeiten. Sie zielen auf den wachsenden Bedarf nach Lager- und Versanddienstleistungen, der durch E-Commerce entsteht, aber auch auf das klassische Distributionsgeschäft.
Und die «Kleinen»? Ihre Antwort lautet klar VAD (Value Added Distribution). Know-how-Vermietung, Schulung, ASP. Aber gibt es überhaupt noch «kleine» Distributoren ohne paneuropäische Mütter? Zählen Sie mal nach!
Christoph Hugenschmidt