Boom-Markt IP-Telefonie

Mit AT&T investiert erstmals ein klassischer Carrier im grossen Stil in die IP-Telefonie. Cisco bringt im Q2 neue VoIP-Produkte und Equant bietet Lösungen für Multis.

Artikel erschienen in IT Reseller 2000/07

   

AT&T, der grösste US-Telekommunikationskonzern investiert in Net2Phone, einen führenden US-Anbieter von sprachintegrierten Internetkommunikations-Services und Produkten. AT&T kontrolliert ein Konsortium, das sich die Beteiligung an Net2Phone sage und schreibe 1,4 Milliarden Dollar kosten lässt. An dem Konsortium sind neben AT&T die British Telecom und AT&Ts Liberty Media Group beteiligt.
Nach Abschluss der Aktien-Transaktion wird das Konsortium 32 Prozent an Net2Phone halten, bei einem Stimmanteil von 39 Prozent. Das Konsortium übernimmt 14,9 Millionen Aktien von IDT, einem internationalen Carrier und bisherigen Mehrheitsaktionär von Net2Phone. Da IDT und das Konsortium ein Vorkaufsrecht auf die verbleibenden 10 Millionen Aktien verreinbart haben, die IDT noch besitzt, könnte das Konsortium dereinst 48 Prozent der Aktien und 59 Prozent Stimmrecht an Net2Phone besitzen.
Dass der grösste US-Telefoncarrier Unsummen in die Internettelefonie buttert, deutet darauf hin, dass das Interesse an der IP-Telefonie wieder grösser ist als auch schon. Die Hoffnung aufs Geschäft mit VoIP scheint also wieder zu steigen, nachdem angesichts der schwankenden Übertragungsbedingungen und nach dem Zerfall der Telefongebühren das Interesse an VoiP in den letzten Monaten etwas verflacht schien.

Run auf Net2Phone

Mit der Beteiligung an Net2Phone erhofft sich AT&T-Boss C. Michael Armstrong einen Vorsprung von 18 bis 20 Monaten gegenüber der Konkurrenz. «Das ist wirklich die erste Firma, die das Internet mit dem öffentlichen Telefonnetz zusammenbringt,» so Armstrong. Firmen wie Cisco, 3Com, Matracom etc. investieren zwar auch in IP-Telefonie, bringen aber Lösungen, die herkömmliche Telefonanlagen mit IP-Netzen vereinen, sodass sowohl grosse wie kleine Unternehmen oder deren Zweigstellen Sprach und Datenverkehr über ein Kabel abwickeln können.
Ausserdem ist AOL bereits mit 5 Prozent an Net2Phone beteiligt, und Microsoft soll sich ebenfalls für die Firma interessieren und will neben Investitionen auch eine Kooperation mit Net2Phone ankündigen, so der Finanzdienst Bloomberg Information. AOL muss seine Pläne, nach der Fusion mit Time Warner als Komplettanbieter für Daten- und Sprachdienste und Inhalten auftreten zu können, nach der Investition von AT&T allerdings etwas zurückstecken. Immerhin plant AOL, die Beteiligung auf wenigstens 7 Prozent zu erhöhen.

Cisco pusht IP-Telefonie

Nachdem bereits Matracom und 3Com in der Schweiz ihre neuen Produkte angekündigt haben (IT Reseller 04/2000 und 05/2000), bringt nun auch der Routergigant Cisco im zweiten Quartal neue Lösungen im VoIP-Bereich. 3Com hat eben unrentable Bereiche abgestossen und setzt ihre Hoffnungen unter anderem in die IP-Telefonie. Dafür, dass Ciscos Produkte gute Chancen haben dürften, spricht die Tatsache, dass sie bei den IP-Routern führend ist und sich im zu erwartenden Boom auch für Internet Service Provider, wo Cisco den Schuh schon weit in der Türe hat, ein rentables Geschäft auftun könnte. ISPs könnten als Full-Service-Anbieter den Telekom-Carriern bedeutende Konkurrenz machen.
Darunter sind etwa zwei neue IP-Telefone der zweiten Generation. Das Cisco IP Phone 7960 etwa ist ein Telefon, das mit einer grafischen Benutzerschnittstelle den Anwender durch die Features leitet und mit einem Fast-Ethernet-Port, mit dem das Gerät über ein Kabel an den Desktop-PC angeschlossen werden kann. Das Modell 7960 hingegen ist ein Einsteigermodell, dessen Features denen von digitalen Telefonen mit Highend-Features entsprechen. Die IP Phones lassen sich mit Software-Updates für zukünftige Anwendungen aufrüsten.

Bis zu 100’000 Anschlüsse

Um das System skalierbar und höchst verfügbar zu halten, lagert Cisco die Anrufverarbeitung auf das ganze LAN aus. Die Features stehen mit dem Cisco Call Manager der neuen Version 3.0 zur Verfügung und laufen auf dem Media Convergence Server, dessen neuestes Modell 7835 Cisco ebenfalls im zweiten Quartal bereithält, die Call Manager Software ist dabei bereits enthalten.
Version 3.0 des Call Managers arbeitet neu mit Windows 2000. Mit dem Call Manager lassen sich mehrere Server zu einem gemeinsamen Cluster gruppieren; er unterstützt so 10’000 Anschlüsse mit einem Cluster aus fünf Servern, sodass sich das System laut Cisco auf bis zu 100‘000 Anwender pro Mehrstandort-System skalieren lässt. Die Switches der Catalyst-6000er Serie wurden mit Gateway- und Stromversorgungsmodulen für die IP-Telefonie nachgerüstet (siehe Kasten).
VoIP für Multis
Mit den modularen Multiservice-Routern von Cisco will übrigens Equant als erster einen globalen VoiP-Service antreten. Equant bezeichnet sich selbst als den Betreiber des weltgrössten Netzwerks und kommt im Unterschied zu beispielsweise AT&T nicht aus der Telefonie-Ecke, sondern baut seine VoiP-Dienste voll auf IP-Technologie auf (IT Reseller 02/2000). Bisher fährt Equant in 21 Städten Versuche und will ab sofort in 50 Ländern – unter anderem auch ion der Schweiz – multinationale Konzerne direkt bedienen. (mh)

Neue Produkte von Cisco

- IP Phone 7960: 495 Dollar zzgl. Lizenzgebühren
- IP Phone 7910: 145 Dollar zzgl. Lizenzgebühren
- Cisco Callmanager 3.0: Kostenloses Upgrade für Smartnet-Kunden, Neukunden erhalten ihn vorinstalliert auf jeder MCS-Plattform
- MCS 7835: 14‘995 Dollar
- Catalyst Inline Power Patchpanel: 4995 Dollar
- Inline Power Field-Upgrade Module für Catalyst 6000: 3995 Dollar
- VG200: ab 2495 Dollar
- 24-Port Analog-Gateway: 9995 Dollar
- T1 oder E1 Digital Gateways: 19’995 Dollar
- Catalyst 600 48-Port10/100 Karte mit offenem Inline Power Module Slot: 12’995 Dollar
Die Preise sind US-Listenpreise, weitere Infos unter www.cisco.com/go/CiscoAVVID


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