Clearing-Center für das Gesundheitswesen


Artikel erschienen in IT Reseller 2000/06

   

Atagdebis, IMTF und Sun präsentierten bei einer Tagung in Bern die Pläne für ein gesamtschweizerisches Clearingcenters für das Gesundheitswesen. Die Vorstellung kommt nicht von ungefähr, verlangt doch der neue Ärztetarif Tarmed eine immer umfangreichere Überprüfung und Verarbeitung.
Pro Patient fallen in der Schweiz jährlich fünf bis sechs Rechnungen an. Bei 7,5 Millionen Versicherten sind das zwischen 30 und 40 Mio. Rechnungen. Jede davon wird heute mehrmals erfasst und per Post zwischen Ärzten, Spitälern, Patienten und Krankenversicherern hin und her geschickt. Allein dies verursacht Kosten von insgesamt rund 200 Mio. Franken. Zudem werden die Patientenrechnungen heute noch manuell geprüft. Die Kontrolle erfolgt aufgrund von Erfahrungswerten und Stichproben, mittels langer Listen und unter Berücksichtigung komplexer Tarifbestimmungen.
Künftig soll die Überprüfung elektronisch durch das Tarif-Regelwerk aufgrund der Rechnungsposition erfolgen. Am Anfang der Verarbeitungskette steht dabei ein Hochleistungs-OCR-Scanner, der täglich Tausende von Rechnungen in unterschiedlichster Form einliest. Die Informationen werden sortiert und in einer Datenbank abgelegt. Eine Software enthält das gesamte Regelwerk des neuen Ärztetarifs Tarmed, die Bestimmungen des Krankenversicherungs-Reglementes (UVG) und der Krankenkassen-spezifischen Zusatzversicherungen gemäss VVG.

Elektronische Prüfung

Die einzelnen Positionen werden durch das System auf ihre gesetzliche Konformität überprüft und was nicht den Regelungen des neuen Ärztetarifs oder gängigen Medizinaltarifen entspricht an den Rechnungssteller zurückgewiesen. Die korrekten Ergebnisse werden zur Erstellung der Leistungsabrechnung an die Erbringer weitergeleitet, unabhängig vom System, das diese benutzen.
Bei Atagdebis läuft bereits ein Pilotprojekt, an dem sich rund 50 Ärzte beteiligen. Bisher dient es vor allem der Erprobung der Kommunikation. Im Sommer soll es mit der zur Zeit von IMTF entwickelten Software LM/3 («Leistungsmanagement der 3ten Generation») erweitert werden.
Obwohl die bisherige Teil-Clearingstelle Medidata wegen der Dominanz durch ein paar grosse Versicherer nicht unumstritten ist, sieht Paul Hostettler, Geschäftsleitungsmitglied bei Atagdebis, einer Einführung der Clearingstelle optimistisch entgegen: «Da rund die Hälfte der grossen Versicherer mit unserem System Sanaswiss arbeiten, rechnen wir hier mit einer gewissen Akzeptanz. Die Spitäler anderseits kennen uns durch das Kompetenzzentrum-Projekt des Inselspitals und mit den Ärzten stehen wir über das Pilotprojekt in Kontakt. Ausserdem beabsichtigen wir nicht, das Clearingcenter selber zu betreiben. Das wird Sache einer neutralen Trägerschaft sein.» (fis)


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