Mit PLC könnte man die bereits bestehenden Stromnetze zwischen Gebäuden und dem nächsten Transformator für den Transport von Daten und Sprache benützen. Und das mit einer Übertragungsrate von mehr als einem Megabit pro Sekunde. Die Konkurrenz bei den Technologien zur Überbrückung der «letzten Meile» ist gross, die Zeit bis zur Marktreife wohl einer der entscheidenden Faktoren. Schliesslich will nicht nur
Ascom das Monopol der ehemaligen nationalen Telefoncarrier bei den Kommunikationsanschlüssen zu den Haushalten und Büros brechen. Daten- und Sprachübertragung wollen auch die Kabelfernseh-Gesellschaften (Cablecom), grosse ISPs mit xDSL-Technologien und die WLL-Konzessionäre (Wireless Local Loop) anbieten. In nicht allzuferner Zeit werden auch die Mobiltelefonie-Carrier mit wesentlich höheren Übertragungsraten zum Kreis der Anbieter stossen.
Bündnisse mit 14 Stromversorgern
Ascom hat sich nun mit 14 Partnern für breit angelegte Feldversuche in elf europäischen Ländern und in Singapur zusammengetan. Unter den Partnern findet sich auch die Diax Holding (dem Zusammenschluss von vielen Schweizer Kraftwerken). Gemäss Ascom-Sprecherin Gaby Bachofner will man in der Schweiz im Sommer dieses Jahres mit Feldversuchen beginnen. Diese sind nötig, weil die Stromversorgungen von Land zu Land unterschiedlich sind, die Ascom aber Geräte entwickeln will, die zumindest in ganz Europa eingestzt werden können.
Serienprodukte soll es, so die optimistische Schätzung von
Ascom, ab Frühjahr 2001 geben. Bis dahin sind nicht nur die Feldversuche abzuschliessen, sondern das PLC-»Modem» muss auch noch um den Faktor 10 verkleinert werden, so Bachofner.
900 Franken pro Anschluss
Natürlich hat PLC nur eine Chance, wenn die Technologie auch preislich konkurrenzfähig wird. Ein PLC-»Modem» soll auf 100 bis 150 Franken zu stehen kommen, ein Anschluss pro Partei (Wohnung, Einfamilienhaus) auf maximal etwa 900 Franken.
Ascom rechnet sich Marktchancen beileibe nicht nur bei der Überbrückung der letzten Meile aus. PLC kann auch für den Aufbau eines LANs in Privathaushalten oder Firmen genützt werden. Grosse Chancen sieht Gaby Bachofner auch im Markt für Steuerung und Überwachung von Geräten wie Zentralheizungen, Sicherheitsanlagen und für das Management von Dienstleistungen wie Strom und Wasser.
Marktchancen in «Emerging Countries»
Ein weiteres Feld sind die sogenannten «Emerging Countries» wie beispielsweise Brasilien. Dort besitzen nur 24% der Haushalte einen Telefonanschluss, aber über 95% sind an das Stromnetz angeschlossen. Entsprechend sind auch in Brasilien Feldversuche geplant. Der Gedanke an die Bevölkerungszahlen von Ländern wie China, Brasilien und Indien wird in Bern wohl manche Augen zum Leuchten bringen. (hc)