3Com auf dem Rückzug

Die Netzwerker verabschieden sich aus dem Highend-Markt und verkaufen das Modem- und PC-Card-Business. Die Zukunft sieht 3Com bei NICs, Heimnetzwerken und im Mobilfunkbereich. Ein Surfterminal kommt im Sommer.

Artikel erschienen in IT Reseller 2000/06

   

Wachstum ist für Shareholder-orientierte US-Gesellschaften alles. Nach diesem Kriterium gemessen, steht 3Com gar nicht gut da. Aber eigentlich geht es 3Com nicht so schlecht. Im soeben zu Ende gegangenen, dritten Geschäftsquartal lagen Umsatz und Gewinn leicht über dem Verlgeichsquartal im Vorjahr. 3Com beendete das Quartal besser, als die Wallstreet-Analysten erwartet hatten. Trotzdem entwickeln sich die Geschäfte für die Verantwortlichen zu schleppend. Das Unternehmen will sich daher von jenen Teilen trennen, die als Bremser wirken.
3Com verabschiedet sich aus dem Highend-Netzwerkmarkt und verkauft das Modem- und PC-Card-Business an eine neu gegründete Gruppe aus der taiwanesischen Accton Technology und NatSteel Electronics in Singapur. Rund tausend Stellen sollen gestrichen werden. Ausserdem kündigte 3Com an, dass die verbliebenen Palm-Aktien bald unter die Leute gebracht werden sollen, eher im ersten als im zweiten Quartal.
Ob die neue Gesellschaft, die das Modemgeschäft von 3Com übernimmt, den Markennamen US Robotic beibehalten wird, ist noch nicht bekannt. Klar ist jedoch, dass die Grenzen analoger Modems in absehbarer Zeit erreicht sind. So macht es durchaus Sinn, dass sich 3Com auf neuere Technologien wie DSL und Kabelmodems konzentrieren will. In Zukunft soll das Geschäft mit Netzkarten, Heimnetzwerken und mit Ausrüstung für die Telekommunikationsindustrie, insbesondere im Mobilfunkbereich, im Mittelpunkt stehen.

Pralle Kriegskasse

Ein weiteres Standbein werden Produkte bilden, die ISPs helfen, zusätzliche Dienstleistungen im Audio-, Video- und Data-Bereich anzubieten. In diese Richtung deutet auch der Kauf des Unified-Messaging-Spezialisten Call Technologies und die Partnerschaften mit Copper Mountain Networks und Extreme Networks.
Mit drei Milliarden Dollar in bar und rund 874 Millionen aus dem IPO von Palm in der Kriegskasse, überrascht es kaum, dass 3Com angekündigt hat, weitere Akquisitionen und strategische Investitionen im Bereich Breitband- und Home-Networking sowie im Carrier-Bereich tätigen zu wollen. Für die Analysten kam der Schritt von 3Com nicht überraschend. Für sie war klar, dass die Firma etwas unternehmen musste, um zu zeigen, dass sie trotz des langsam wachsenden Geschäft nach dem Spin-Off von Palm auch in Zukunft noch etwa bieten kann.
In diese Richtung deutet auch, dass 3Com nach Aussagen von CIO Eric Benhamou noch in diesem Somme eine eigene Internet Appliance herausbringen will. Das Internet-Terminal sei keineswegs als Ergänzung zum Palm gedacht, sondern eine reine 3Com-Entwicklung. Es werde jedoch auf den Erfahrungen, die das Unternehmen mit den populären Handhelds gemacht habe, aufbauen und gleichzeitig neue Möglichkeiten des Internet-Zugangs eröffnen. (fis)


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