Rezepte gegen die Krise

Uwe Knappich, Geschäftsführer des Schaffhauser Fachhändlers PC Direct Systems, hat keine Angst vor der Krise. Sein Erfolgsrezept: Eine gemischte Kundschaft und ganz viele IT- und CE-artverwandte Standbeine aufbauen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2009/08

     

Während Krisenwolken seit Wochen wie ein Himmel voller Damoklesschwerter über der Schweizer CE-Branche hängen und die Marktforscher die nahe Zukunft eher schwarzsehen, kann sich Uwe Knappich nur ein Schulterzucken und ein verschmitztes Lächeln abringen. Für sein Unternehmen läuft es momentan noch sehr gut. Sollte ihn die Krise im Laufe des Jahres im IT- und CE-Bereich doch erwischen hat der Geschäftsführer von PC Direct Systems (PCDS) noch jede Menge Asse im Ärmel. IT Reseller hat ihn in Schaffhausen getroffen.

Herr Knappich, wieso sind Sie so gut gelaunt?

IT Reseller: Herr Knappich, wieso sind Sie so gut gelaunt? Spüren Sie die Krise nicht?
Uwe Knappich: Nein, im Moment läuft es für uns überdurchschnittlich gut.

Wie das? Die Marktforscher malen schwarz, der Rest jammert. Was machen Sie anders?
Die Wirtschaftskrise hat die Schweiz natürlich auch langsam erreicht. Man spürt, dass es vielerorts ums Überleben geht. Wir sind aber in der glücklichen Lage, dass wir sowohl einen Laden haben, als auch übers Internet verkaufen und zudem noch Dienst­leistungen anbieten.


Das allein macht aber noch kein Geschäft. Kunden haben Sie hier und dort und die sparen doch jetzt, oder nicht?
Richtig, das stimmt schon. Wir haben aber eine gemischte Kundschaft, also sowohl Private als auch Firmenkunden. Damit fährt man meiner Meinung nach am besten. Zu diesem Ergebnis kam auch eine kürzlich durchgeführte Studie. Der Privatkunde kann vom Wissen profitieren, das wir uns bei der Arbeit mit Firmenkunden aneignen. Firmenkunden wiederum profitieren von unserem breitgefächerten Angebot. Wir bauen heute ganze Netzwerke und bieten beispielsweise auch Netzwerk-Leasing an, für Firmen, die dafür keine eigenen Leute anstellen oder ausbilden wollen.

Mit welcher Kundschaft ...

Und mit welcher Kundschaft lässt sich derzeit am besten Geld verdienen?
Ich staune selbst, aber bei den Privatkunden läuft es brutal gut. Entweder spüren sie die Krise noch nicht oder sie setzen sich einfach über sie hinweg. Der lange Winter hat das Seine dazu getan: Die Leute sind zu Hause, chatten, sind im Internet auf Partnersuche, spielen Spiele und schauen Fernsehen. Für all das braucht es IT. Ausserdem sind sie übersättigt von dem ganzen Krisengeschwafel und geben das Geld aus, solange sie noch welches haben.


Und weil die Preise massiv gesunken sind.
Ja auch das. In vielen Segmenten sind die Preise massiv geschrumpft. Fernseher sind so günstig wie nie geworden. Aber vielleicht müssen die Endkunden auch bald sparen. Bei den Notebooks stellen wir eine Tendenz zum Kauf von günstigen Geräten zwischen 700 und 1300 Franken fest. Teilweise werden die Leute von der Technologie oder der Software gezwungen, sich etwas Neues anzuschaffen. Wer sich früher ein teures Gerät zugelegt hat, aber im Moment dafür kein Budget hat, nimmt das günstige Gerät, was dann statt sechs oder sieben Jahre, nur noch drei Jahre halten muss. Vielleicht findet aber auch gerade ein Ersetzungs-Zyklus statt. Oft werden neben dem PC auch gleich noch Drucker und Software und weiteres Zubehör ausgetauscht. Und die meisten Kunden zahlen in bar. Nur Jüngere fragen manchmal nach Leasing-Finanzierung.

Firmenkunden

Und wie steht es um die Firmenkunden?
Hier ist die Krise schon eher zu spüren. Besonders bei Unternehmen, die stark exportabhängig sind wie beispielsweise Zulieferer für die Automobilbranche oder im Maschinenbau. Da gibt es jetzt Investitionsstopp.

Und das spüren Sie nicht beim Umsatz?
Wir haben so viele Standbeine und immer wieder neue Ideen. Man muss flexibel sein und immer überlegen, was mit IT und CE noch artverwandt sein könnte. Wenn es in der einen Ecke hakt, wird es durch eine andere ausgeglichen.


Zum Beispiel?
Wir waren beispielsweise eines der ersten Unternehmen, das Navigationsgeräte angeboten hat. Heute haben wir unter www.navi.24.ch ein eigenes Portal dafür und bieten als eine von ganz wenigen Firmen Dienstleistungen dafür an. Wir machen Länder-Updates und führen Reparaturen durch. Bei uns gibt es auch noch Zubehör für ältere Geräte, das es sonst nirgends mehr gibt. Wir haben zudem ein Mietportal eröffnet und vermieten Navigationsgeräte, beispielsweise mit Karten für die gesamte USA und Kanada für Reisen nach Nordamerika. Geräte mit solcher Zusatzsoftware wollen die Leute lieber für drei Wochen mieten, als sich extra ein teures Gerät zuzulegen. Neuerdings kann man auch Fernseher bei uns mieten oder Displays und ­Beamer für Ausstellungen und Veranstaltungen. Firmen nutzen solche Angebote immer häufiger. Die wollen nichts mehr kaufen, um sich Wartung, Support und Reparaturen zu ersparen.

Weitere Standbeine

Haben Sie noch weitere Standbeine?
Mit Tomtom zusammen bieten wir Flottenmanagement-Lösungen an, mit denen Fuhrpark-Besitzer ihren gesamten Fuhrpark überwachen können, damit beispielsweise LKW-Fahrer nicht mehr im Leerlauf herumfahren. Wir programmieren auch Homepages. Produkte aus dem Luxus-Segment und gesundheitsfördernde Produkte für den Arbeitsalltag gibt es bei uns auch. Man muss Synergien nutzen, dann kann man auch Folgegeschäfte generieren.

Themawechsel: Viele Händler bilden keine Lehrlinge aus, weil es ihnen zu mühsam oder zu teuer ist. Sie bilden aus, warum?
Ich habe mich mal dazu entschlossen, keine eigenen Kinder zu haben. Meine Lehrlinge sind quasi meine Kinder. Irgendjemand muss sich der jungen Leute annehmen. Die Lehre ist manchmal die letzte Chance, den jungen Menschen «den letzten Schliff» zu geben. In drei bis vier Jahren hat man schon einen gewissen Einfluss auf die Jungen.


Wie sehen Sie die nahe Zukunft des Schweizer IT- und CE-Fachhandels?
Die Krise macht nicht halt an der Schweizer Grenze. Letzten Monat ist beispielsweise das Handelsvolumen mit Deutschland um 20 Prozent gesunken. Es ist also nur noch eine Frage der Zeit, bis es die ersten grösseren Einbrüche geben wird. Ich schätze, dass es drei bis fünf Monate noch einigermassen gut läuft, spätestens ab Oktober aber abflachen wird. Unternehmen sprechen jetzt Kündigungen aus, und nach drei bis sechs Monaten Kündigungsfrist wird sich im Herbst das neue Sparverhalten der Kunden in den Umsätzen der Händler widerspiegeln. (Interview Susann Klossek)

PC Direct Systems

Das Unternehmen wurde 1989 in Neuhausen am Rheinfall gegründet und wurde im Rahmen eines MBO (Management Buy Out) am 1. Januar 1995 von den Mitarbeitern zu 100 Prozent übernommen und in PC Direct Systems umbenannt. Seither fungiert Uwe Knappich als Geschäftsführer. Seit August 1995 bildet die Firma Lehrlinge in den Bereichen Informatik, KV und Verkauf aus. Seit 1997 bzw. 1999 ist PC Direct Systems unter anderem auch Internet-Serviceprovider und Kabel-TV-Internet-Provider. Heute ist das Unternehmen in Schaffhausen angesiedelt und beschäftigt derzeit 16 Mitarbeitende.


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