Distributoren-Stimmungsbarometer

Die Schweizer IT-Distributoren sind mit dem letzten Jahr zufrieden und rechnen für 2009 mit steigenden Umsätzen. Einigkeit herrscht darüber, dass das Geschäft nicht einfacher wird und die Konsolidierung anhält.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2009/01

     

Zurückhaltende Zufriedenheit über das vergangene und verhaltene Zuversicht für das laufende Jahr, so in etwa könnte man die Stimmung zusammenfassen, die sich aus unserer jährlichen Umfrage zum Schweizer Distributions-Markt ablesen lässt. IT Reseller hat alle aus der Disti-Award-Umfrage bekannten grossen und kleinen IT- und CE-Distributoren, die in der Schweiz mit einer eigenen Niederlassung tätig sind, angeschrieben und von 23 Firmen Rückmeldungen über den Geschäftsverlauf 2008 und die Aussichten 2009 erhalten.

Lediglich 2 der 23 Unternehmen gaben an, im letzten Jahr weniger (1 bis 9 Prozent) Umsatz gemacht zu haben als 2007, eine Firma meldet gleichbleibenden Umsatz. Alle anderen, Also 20 von 23 Schweizer IT-Distributoren, sagen, sie hätten den Umsatz 2008 gesteigert. Erstaunlich: 9 Firmen wollen mehr als 20 Prozent Umsatzsteigerung erreicht haben, 6 davon sagen gar, umsatzmässig mehr als 30 Prozent gewachsen zu sein. Für das laufende Jahr sind die Voraussagen allerdings etwas zurückhaltender. Ein Drittel rechnet mit 1 bis 10 Prozent mehr Umsatz, ein Fünftel mit Zuwachs zwischen 10 und 20 Prozent und ein Fünftel mit einem Plus zwischen 20 und 30 Prozent und ein Viertel (6 von 23) rechnen mit gleichbleibenden oder sinkenden Umsätzen für 2009.


Die Aussagen zu den Umsatzzahlen spiegeln sich in den Antworten zur Personalsiutation wider: Ein Disti hat letztes Jahr abgebaut, 9 melden gleichbleibende Mitarbeiterzahlen und 13 der 23 sagen, sie hätten 2008 Personal eingestellt. 2009 wollen lediglich nur 6, also rund ein Viertel der Befragten, neue Leute einstellen. 17 der 23 Unternehmen sagen, es werde 2009 keine Veränderungen im Personalbestand geben.

Geplante Investitionen

Die Antworten auf die Frage nach den für das laufende Jahr geplanten Investitionen, spiegeln statistisch in etwa die weiter unten kommenden Aussagen einzelner Vertreter zur Marktlage wider: Über die Hälfte der antwortenden Distributoren wollen 2009 in die Mitarbeiterschulung investieren. Ob dies bei den einen eine Notwendigkeit aufgrund mangelnder Skills oder bei anderen ein Entscheid aufgrund der (noch) ausgetrockneten Arbeitsmarktsituation ist, sei dahingestellt. 8 von 23 gaben überdies an, in die Qualitätssicherung zu investieren. Ganz oben auf der Prioritätenliste stehen auch Prozessoptimierung (12 von 23 Antworten), neue Geschäftsfelder (11 von 23) und Investitionen in den Channel (10 von 23). 9 von 23 und 5 von 23 wollen mit Akquisitionen wachsen oder in irgendeiner Form expandieren.

Generelle Markteinschätzungen

Dass die in den letzten Jahren verstärkte Konsolidierung im Schweizer Distributions-Markt noch nicht abgeschlossen sein dürfte, sehen einige Vertreter der Umfrage. Stellvertretend sei hier Avnet-CEO Maurizio Campagnaro zitiert: «Vor allem im reinen Hardware-Markt wird die Konsolidierung der Distributoren und Partner weiter voranschreiten. Es bleibt am Ende nicht genügend Nährboden für reine Hardware-Distributoren.» Urs Fink, Sales Manager von Boll Engineering meint, dass die letzten zwei Jahre für die meisten Distis eine «sehr erfolgreiche Zeit» gewesen seien. Fink präzisiert allerdings: «Probleme dürfte es 2009 bei den Unternehmen geben, die neu auf dem Schweizer Markt und noch auf Wachstum angewiesen sind.»

Manfred Steinhardt, Managing Director von Tech Data, sagt: «2008 war für den Schweizer IT Markt ein gutes Jahr. Die Schweiz hinkt allerdings dem europäischen Konjunkturverlauf circa sechs bis neun Monate hinterher. Es bleibt abzuwarten wie sich die Schweizer Wirtschaft im ersten Halbjahr 2009 entwickelt.» Mit etwas Glück werde die Delle nicht allzu gross, sagt Steinhardt.


Auch im Hause Brack scheint man zuversichtlich. «Die drohende Wirtschaftskrise verursacht viel Hektik. Krisenzeiten sind Chancenzeiten für Firmen, die ihre Hausaufgaben gemacht haben», sagt Alltron-Geschäftsführer Roland Brack. Auch Tom Brunner, Manging Director der Alltron-Schwesterfirma Wyscha Computer, sieht Chancen für seine Zunft: «Bei den Broadlinern herrscht eine gespannte Situation. Für Spezialisten und Marktentwickler gibt es aber trotz Krise genügend Potential.» Ronald Potthoff von EET sagt: «Es besteht ein anhaltender Trend zur Grösse und Effizienz durch optimale IT-Systeme und Prozesse. Genügend Kapital ist unumgänglich.» Der Platz für «Bastler» werde kleiner.

Preise rauf oder runter?

Bezüglich der Preisentwicklung scheiden sich die Geister. Komponenten-Grosshändler wie Rotronic, Alltron oder Littlebit rechnen mit sinkenden Preisen. Littlebit-Chef Patrick Matzinger: «Wie immer werden die Preise nach unten gehen. Auch werden wohl vermehrt günstige Produkte den höherwertigen bevorzugt, denn die Leute werden sparen.»


Bei den Broadlinern schätzt man die Situation anders ein. «Grundsätzlich ist mit Lagerabbau im ersten Quartal und deshalb Preisreduktionen zu rechnen. Allerdings sind zahlreiche Hersteller ans Limit angelangt und werden aufgrund der Kostenstruktur zu Preiserhöhungen gezwungen sein», sagt Daniel Bodmer, Head of Marketing and CE bei Also Schweiz. Auch Tech-Data-Chef Manfred Steinhardt sieht steigende Preise voraus, so wie Ingram-Chef Joe Feierabend: «Hersteller versuchen, die Preise leicht zu erhöhen, um mit einer höheren Marge trotzdem profitabel zu wirtschaften.»
Zusätzlich haben wir die Frage nach der Entwicklung der Transportkosten gestellt. Value Added Distributoren wie Abo-Storage oder Avnet kümmert dieses Thema erwartungsgemäss wenig. Die meisten der befragten Distributoren rechnen vorläufig nicht mit einem weiteren Anstieg, gehen aber davon aus, Transortkosten vermehrt verursachergerecht weiterzugeben. (Markus Häfliger)


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