Banken-IT braucht's auch in der Krise

Die IT-Infrastruktur ist für Banken schlicht zu wichtig, um hier grosse Sparübungen durchzuziehen. Manche treten dennoch auf die Bremse.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2008/20

     

So unterschiedlich sich die verschiedenen Banken in der Finanzkrise behaupten, so unterschiedlich sind auch die Auswirkungen der Krise auf ihr IT-Budget im kommenden Jahr. Marktforscher wie Gartner oder Pierre Audoin Consultants (PAC) sind sich jedoch einig, dass die Banken auf die Bremse treten. Wie PAC-Consultant Eike Bieber auf Anfrage von IT Reseller mitteilt, wurden die Prognosen für das kommende Jahr nach unten korrigiert.

Krise schon eingeplant

Die gesamten IT-Ausgaben im Schweizer Bankensektor sollen demnach nicht wie noch im September angenommen um 3,7, sondern lediglich um 2,2 Prozent wachsen. Während das Wachstum für Personalkosten in den IT-Abteilungen um einen Prozentpunkt auf nur noch 0,3 Prozent absinkt, trifft es externe Dienstleister etwas härter. Den Rückgang schätzt PAC hier auf 1,6 Prozent, übrig bleibt aber noch immer ein Wachstum von 5 Prozent. Diesen angesichts des Ausmasses der Krise doch recht moderate Rückgang erklärt Ellen Carney von Forrester Research damit, dass gerade grosse Banken schon seit längerem ob der negativen Auswirkungen der Immobilienkrise Bescheid wüssten und dies bei der Budgetierung bereits berücksichtigt hätten.


Auf Anfrage von IT Reseller zeigten sich die Schweizer Finanzinstitute indes wenig auskunftsfreudig. Insbesondere die gebeutelten Grossbanken blieben in Deckung. Die eingetroffenen Antworten zeichnen jedoch ein gemischtes Bild: Insbesondere die antwortenden Kantonalbanken planen im kommenden Jahr eine Erhöhung ihrer IT-Budgets. Anders sieht es bei einer grossen Privatbank und einem nationalen Finanzdienstleister aus: Sie kürzen ihr Budget um 10 bis 15 Prozent. Bei ihnen wird vor allem bei externen Dienstleistern gespart, und geplante Projekte werden erst einmal auf Eis gelegt. Auch bei Investitionen in Hardware-Produkte wurde Sparpotential ausgemacht. Auffällig ist, wie unsicher die Banken sind, was den Geschäftsverlauf in naher Zukunft betrifft. Diejenigen, welche eine Besserung der Marktsituation erwarten, halten sich mit den Pessimisten in etwa die Waage.

Doch noch Schweizer Inselromantik?

Insgesamt, sagt Eike Bieber, sei die Schweiz deutlich weniger betroffen als andere europäische Länder. «Und deutlich weniger als wir zunächst vermutet haben.» Das liegt einerseits daran, dass Investitionen in Risiko- und Performance-Management zu geschäftskritisch sind, um gestrichen zu werden, und auch in der erhöhten Bereitschaft der Kunden, die Bank zu wechseln. Projekte, die der Kundenbindung dienen, sehen die Analysten deshalb nicht in Gefahr. So könnten insbesonders Anbieter von Customer- Relationship-Management-Software und Business-Intelligence-Lösungen als Sieger aus der Krise hervorgehen. Auch Risikomanagement-Spezialisten dürften sich im Aufwind befinden. (Markus Gross)


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Welche Farbe hatte Rotkäppchens Kappe?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER