Licht aus!


Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2008/20

     

Die Tage der europäischen PC-Hersteller sind gezählt. Diese übertriebene Behauptung hat im Ansatz ihre Richtigkeit. Jüngstes Beispiel ist der Marler Computer-Bauer Maxdata, der Ende Juni Insolvenz anmelden musste. Immerhin: Die Marken Maxdata und Belinea sind gerettet und werden auch in Zukunft in der Schweiz erhältlich sein. Und wie man auf Seite 9 nachlesen kann, wird Belinea Schweiz ihre Geräte vom neuen deutschen Mutterhaus Brunen-IT beziehen, der sein Privatkundengeschäft mit der Übernahme der Belinea-Marke um Geschäftskunden erweitern will.

Brunen-IT lässt zwar seine Geräte in einem Werk in Ostdeutschland fertigen, aber bei Maxdata sind die Fabrikhallen geschlossen, und die Produktion von 300'000 bis 400'000 Geräten, die Jahr für Jahr dort zusammengebaut wurden und das Förderband verliessen, ist Geschichte. Die Hallen sind leer, das Licht ist aus.


Ein ähnliches Schicksal erreichte vor nicht allzu langer Zeit die deutsche Produktionsstätte des Handy-Herstellers Nokia, der seine Produktion nach Polen verlegen wird. Gezeter und Mordio der Arbeitnehmerverbände und Politiker, die sich anpässlerisch zu dem Thema in die Medien drängten und ihren empörten Senf dazu gaben, haben das Werk nicht retten können.

Bis 2010 sollen bei Siemens mindestens noch PCs für die Marke Fujitsu Siemens Computers gebaut werden. Der deutsche Mischkonzern hatte vor bald zehn Jahren gehofft, die PC-Fertigung durch ein Joint-Venture mit dem japanischen Elektronik-Riesen aufrecht erhalten zu können. Alles in allem war dies für Siemens eine eher unbefriedigende Lösung, ein langfristiges Überleben des deutschen Produktionsstandortes konnte man dadurch auch nicht erreichen.

Was ist eigentlich so schlimm daran, wenn es keine Massenware aus Deutschland oder der Schweiz gibt? Eben, gar nichts. Klar ist es für den Einzelnen schlimm, seinen Arbeitsplatz zu verlieren. Aber das hat es immer gegeben und wird es auch in Zukunft. Wichtig ist doch, dass uns das Licht aufgeht, dass wir die Produktion von Dingen, die keiner bezahlen will, besser anderen überlassen.

Markus Häfliger
Chefredaktor


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