Slotmusic soll die CD ablösen

Sandisk will der serbelnden Musikindustrie mit der Micro-Speicherkarte «Slotmusic» aus der Misere helfen. Konsumenten reagierten verhalten. Sie kritisieren die Winzigkeit der Karte und die unzulängliche MP3-Qualität.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2008/17

     

Geht es nach Flashspeicher-Spezialist Sandisk, soll eine Speicherkarte bald die Musik-CD als Tonträger ablösen und die Musikindustrie retten, die mit dem weit verbreiteten Herunterladen von Musik aus dem Internet Probleme hat. Die Umsätze mit CD-Verkäufen sind in den letzten Jahren dramatisch eingebrochen, die Verluste konnten durchs Online-Musikgeschäft nicht kompensiert werden.

Slotmusic machts möglich

Das neue Konzept von Sandisk nennt sich «Slotmusic» und besteht aus einer SD-Karte, die auch mit MicroSD-Slots kompatibel ist, sowie einem USB-Adapter. Die nur 11x15x0,75 Millimeter kleinen MicroSD-Karten werden von Sandisk gefertigt und haben eine Speicherkapazität von 1 GB. Etwa 200 MB sollen dabei auf das Musikalbum entfallen, der Rest kann vom Hersteller mit Bonusmaterial gefüllt oder vom Käufer frei genutzt werden. Es lassen sich auch Videos, Text und Fotos speichern. Alle Daten sollen zudem löschbar sein.


Slotmusic bietet MP3s ohne ohne Kopierschutz. Der USB-Adapter soll garantieren, dass die Karten von jedem Gerät gelesen werden können, lässt Sandisk verlauten. Bereits heute können Milliarden Kartenlesegeräte und auch Handys weltweit MicroSD lesen.

Verhaltene Euphorie

Da SD-Karten also auch von vielen Handys gelesen werden können, erhofft sich Sandisk einen hohen Absatz seiner Minispeicherkarten. Konsumenten sind jedoch skeptisch und reagierten in Foren und Blogs eher verhalten enthusiastisch auf die Ankündigung. Besonders wird die schlechtere Qualität der MP3 gegenüber der klassischen CD angeprangert sowie die Winzigkeit der SD-Karte, die schnell mal verloren gehen kann.
Zudem gebe es sowieso bereits zwei Lager von Musikkonsumenten: Jenes derer, die CDs kaufen, Wert auf Musik legen und diese auf hochwertigen Abspielgeräten hören und sowieso keine MP3s nutzen oder Musik downloaden und jenes der Nebenbei-Musik-Hörer, die sich die Musik aus dem Internet herunterladen, die sie dann beim Joggen oder auf dem Weg zur Arbeit hören. Beide würden eher nicht auf die SD-Karte umsteigen. Einer Online-Umfrage der «Welt Online» zufolge, würden 40 Prozent der Befragten die CD weiterhin bevorzugen und 27 Prozent sich Musik lieber weiterhin aus dem Internet herunterladen. Nur 33 Prozent sprachen sich für das neue Konzept aus.

Ab Oktober erhältlich

Sandisk kooperiert unterdessen mit den vier grossen Plattenmultis Sony BMG, EMI, Universal Music und Warner Music. Erste Alben sollen bereits im Oktober in den USA auf den Markt kommen. Laut «New York Times» soll ein Album zwischen sieben bis zehn Dollar kos­ten, umgerechnet wären das in etwa 7.60 bis 10.80 Franken. (Susann Klossek)


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