Satyam rüstet auf

Der indische IT-Dienstleister emanzipiert sich zunehmend von seinen europäischen Partnern.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2008/15

     

Gokul Varma (Bild) heisst der Länderchef des indischen Dienstleisters Satyam in der Schweiz. Der Vorgesetzte von nunmehr 150 zumeist indischen Angestellten lebt seit vier Jahren im Alpenland. «Satyam ist spät in die Schweiz gekommen», gibt Varma im Gespräch mit IT Reseller zu. Mittlerweile ist das kleine Land zu einem der wichtigsten Märkte der Inder in Kontinentaleuropa aufgestiegen. Umsatzmässig befinde man sich hier etwa auf Augenhöhe mit der deutschen Ländergesellschaft, bestätigt auch der Holländer Peter Heij, welcher Satyams Geschäfte auf dem Kontinent verantwortet. Die hohe Dichte an international tätigen Unternehmen im Land macht es möglich.

Markteinstieg dank Swisscom

Den Einstieg in den Schweizer Markt fand der Dienstleister dank eines grossen Oracle-Projektes für die Vereinten Nationen mit einem Rollout in 150 Ländern. «Wenn man für eine international tätige Organisation wie die UNO arbeitet, spielt es keine Rolle ob man aus Europa, China oder Indien kommt», ergänzt Heij.

Der zweite Schritt war schwieriger. «Wir haben das Land und die Kultur nicht verstanden», so Varma. «Wir waren auf eine Art Türöffner angewiesen.» Da kam es gelegen, dass Swisscom gerade auf der Suche nach einem indischen Partner war. Zunächst erbrachte Satyam Software-Entwicklungs- und Wartungs-Dienstleistungen im Telco- und Bankenumfeld. «So ist heute die Grossbank Credit Swiss, welche wir zusammen mit der Swisscom-Tochter Comit bedienen, unser grösster Kunde in Europa», so Varma.

Kein Lohndumping in der Schweiz

Die Partnerschaft mit einer durch und durch Schweizerischen Firma wie dem Ex-Monopolisten habe Satyam sehr geholfen, so Heij. Doch auf Dauer mache es keinen Spass, die zweite Geige zu spielen. «Wir arbeiten mit Swisscom IT Services nur in einigen wenigen Branchen zusammen», sagt Varma. Jetzt sei man dabei, die Abhängigkeit abzulegen und Neukunden direkt anzugehen. So konnten unter anderen Nestlé, Novartis und der Weltfussballverband Fifa als Kunden gewonnen werden. «Das ist der wahrscheinlich schwierigste Schritt», ist Heij überzeugt. Die Firma muss sich sprachliche und kulturelle Fähigkeiten aneignen, um erfolgreich an potentielle Kunden herantreten zu können. «Unser Ziel ist es deshalb, in allen Ländern mindestens 25 Prozent der Belegschaft aus dem lokalen Arbeitsmarkt zu rekrutieren.» In der Schweiz hat die Mitarbeitersuche gerade begonnen. Unter den indischen Angestellten wird munter rotiert. Projektmitarbeiter bleiben maximal für zwei Jahre im Land, während Verkäufer länger vor Ort sind. «Durch diese Wechsel können wir den Austausch zwischen den Kunden in Europa und den Mitarbeitern in Indien aufrechterhalten und so das Verständnis für die Kundenbedürfnisse verbessern», erklärt Varma.


Wichtig ist es ihm dabei, festzuhalten, dass seine Firma weder lokale Arbeitsplätze vernichtet noch die Löhne drückt. «Auch unsere indischen Angestellten in der Schweiz verdienen marktübliche Löhne.» Insgesamt seien rund 11'000 bei Satyam für den europäischen Markt tätig, davon 3000 vor Ort, so Heji. «Diese Leute zahlen Steuern, schicken ihre Kinder in die Schule und sind Teil des lokalen Wirschaftssystems.» (Markus Gross)


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