Mini-Notebooks wachsen ein bisschen

Mobilität ist alles.Trotzdem ist die Nachfrage nach Mini-Notebooks verhalten. Die kaum lancierten Winzlinge werden zwecks Bedienbarkeit wieder grösser.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2008/10

     

Mobilität wird auch im Consumer-Umfeld immer mehr zum grossen Thema. Im Privatanwender-Umfeld nimmt der Anteil mobiler Rechner am Gesamt-PC-Umsatz sowohl im Retail als auch im Fachhandel zu. Bei Interdiscount beispielsweise trägt dieser Teil derzeit zum Gesamt-Umsatz im Bereich PC-Hardware 65 bis 70 Prozent bei, wie Peter Späni, Category Manager Personal Computing & New Business bei Interdiscount, gegenüber IT Reseller sagt. «Die letzen Monate waren von einer verstärkten Segmentierung bezüglich Nutzung und Formfaktor im mobilen PC-Bereich geprägt», sagt Späni.

Abwarten bei Sub-Notebooks

Dem Trend hin zu immer kleiner werdenen Sub- und Mini-Notebooks sieht der Handel jedoch skeptisch entgegen. Im PC-Bereich verzichtet Grosshändler Migros beispielsweise aktuell fast gänzlich auf die viel diskutierten Sub-Notebooks, wie Migros-Mediensprecher Urs Peter Naef gegenüber IT Reseller verlauten lässt. Der Umsatzanteil zum Standardsortiment liege bei etwa drei Prozent. «Das Thema wird massiv heisser gekocht als es gegessen wird. Wir hatten bis anhin einen Kunden, der sich darüber erkundigt hat», erklärt Naef. «Wir haben keines der aktuellen Geräte gelistet, weil es in unseren Augen keinen Sinn macht, Geräte mit Linux-Software ins Sortiment aufzunehmen», so Naef. Grundsätzlich kaufe der Privatkunde eher ein Gerät analog dem EeePC von Asus (übrigens mit Linux-Software!), das aktuell in der Presse ist, sich aber wirklich nur für die einfachsten Aufgaben eignet, sagt Naef. «Die Geräte anderer Hersteller wie beispielsweise Lenovo sind klar für den Business-Kunden und bewegen sich in einer anderen Preisklasse.» Die Migros bietet eine ganze Palette an Geräten für den mobilen Einsatz bei Privatkunden an. «‹Normale› Notebooks in den Grössen 15,4 und 17 Zoll laufen gut, alle anderen Grössen eher schlecht», sagt Naef.


«Aus unserer Sicht ist der Erfolg dieser Produktgruppe noch nicht umfassend abschätzbar», doppelt Späni nach. «Er hängt mitunter direkt mit der richtigen Platzierung im Kundenverständnis zusammen. Grundsätzlich handelt es sich nicht um ein Notebook, sondern um ein sogenanntes Internet Applicance Product, also um ein ultramobiles Gerät, das praktisch ausschliesslich auf die umfassende Internet-Kommunikation ausgerichtet ist. Zielgruppe ist sicherlich die Business Community, aber auch Jugendliche und sehr junge Anwender, die in diesem preisgünstigen Produkt ein weiterentwickeltes Instrument für ihre 'jetzt und überall'-Kommunikation sehen», sagt Späni. Wer diese Geräte als klassische Notebooks versteht, dessen Erwartungshaltung wird in jedem Fall enttäuscht. Dennoch werden in den kommenden Wochen oder Monaten praktisch alle führenden Hersteller mit solchen Ultra-Mobility-Produkten auf den Markt kommen. Allerdings zeichnet sich bereits eine Wende zur 9-Zoll-Grösse ab. Tastatur und auch Monitor werden zugunsten einer besseren Bedienbarkeit und Bearbeitungsfunktionalität also bereits leicht vergrössert, bevor die Geräte überhaupt den Markt erobern konnten. «Dieses Produkt wird auch unter der steigenden Nachfrage nach 'internet everywhere'-Provider-Dienstleistungen weiter zulegen», erklärt Späni von Interdiscount.

EeePC trotz Mängel gefragt

Gut läuft der EeePC von Asus: Der Mini-Computer wurde in der Schweiz offiziell am 28. April eingeführt und war im Nu ausverkauft. Von den Distributoren Alltron und Also, die den kleinen Bruder des Laptops vertreiben, ist nicht zu erfahren, wann Nachschub zu bekommen ist. Nur bei Orange kann man den Eee-PC, in Verbindung mit einem Zwei-Jahres-Abo fürs mobile Internet für 399 Franken noch erstehen. Ohne Abo wird’s allerdings teuer: Orange verlangt einen Wucherpreis von 999 Franken für den Mini-PC. Das sind 520 Franken mehr, als das Gerät andernorts kostet.

«Der EeePC hat eine Vorreiter-Rolle eingenommen», sagt Späni von Interdiscount. «Er verblüfft mit einem Minimalisten-Konzept und hat dennoch vertretbare Hardware-Qualität. Mit einem 7-Zoll- Monitor und 900 Gramm Gewicht passt er in jede Westen- und Handtasche und gibt der grenzenlosen Mobiliät und Internet-Zugänglichkeit eine neue Dimension», so Späni. Auch bei Interdiscount ist das Produkt gut angelaufen, aber auch beim Retailer leidet man unter schlechter Verfügbarkeit.


Der EeePC ging weg wie warme Semmeln und das, obwohl er einige Defizite aufzuweisen hat: Er verfügt über kein DVD-Laufwerk und über sehr geringen Speicherplatz (neben dem Betriebssystem bleiben gerade 1,3 GB). Mit 800x480 Pixeln ist auch die Bildschirmauflösung schlechter als bei jedem Standard-Laptop. Die Batterien halten maximal drei Stunden, im Wlan-Betrieb noch weniger. Zudem ist standardmässig eine deutsche Tastatur eingestellt, die sich, wie IT Reseller im Selbsttest feststellen musste, nur über komplizierte, versteckte Menüeinstellungen ändern lässt. Zudem sind die Tasten für das Zehnfingersystem, besonders für männliche Benutzer, einfach zu klein. Software und Linux-Betriebssystem hingegen sind benutzerfreundlich. (Susann Klossek)


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