«Die Euro ist ein Image-Projekt»

Urs Schaeppi hat für Swisscoms Grosskunden-Bereich das Netz der Euro 08 unter sich. Im besten wie im schlechtesten Fall ist Schaeppi gefragt wie nie. IT Reseller traf ihn vor dem grossen Fussballfest zum Interview.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2008/10

     

Urs Schaeppi hat als Hauptverantwortlicher der Swisscom-Infrastruktur für die Euro 08 die oberste Aufsicht über die Datenübertragung. Schaeppi ist seit 2006 CEO von Swisscom Solution und mit deren Überführung in die Swisscom (Schweiz) AG im Januar dieses Jahres Leiter des Geschäftsbereichs Grossunternehmen.

Die Transformation vom Kommunikationsanbieter zu einem Systemhaus und Serviceunternehmen zählt er zu seinen Hauptaufgaben. Schaeppi muss die Kompetenz des Unternehmens in neuen Geschäftsfeldern aufbauen und gleichzeitig mit erhöhter Effizienz die sinkenden Margen im Kerngeschäft sichern, seinen Geschäftsbereich von der Konkurrenz differenzieren und trotzdem die Leistung gewährleisten. Der Rückgang des Kerngeschäfts Festnetztelefonie fordert seit Jahren die Neugestaltung der Swisscom, die er an vorderster Front im Geschäft mit den Grosskunden mitgestaltet und als Mitglied der Swisscom-Geschäftsleitung im In- und Ausland beeinflusst, auch als Verwaltungsrat der Breitband-Tochter Fastweb. IT Reseller hat ihn in Zürich zum Gespräch getroffen.


Herr Schaeppi, werden Sie ein Spiel besuchen oder sind Sie beschäftigt?
Natürlich! Ich werde mehrere Matches besuchen, sicher das Eröffnungsspiel und ein oder zwei weitere. Mal sehen - die Nachfrage von Partnern war bei uns noch nie so gross. Falls kein Notfall eintritt, kann unser Team ungestört arbeiten - da braucht es mich hoffentlich nicht.

Wann müssten Sie eingreifen?
Eigentlich nie. Es ist alles geregelt. Für Projekte in dieser Grösse haben wir eine Ad-hoc-Organisation, die instruiert wird und dann läuft es. Solche Event-Teams gibt es mehrere, die alle selbständig agieren. Ich bin da im Hintergrund, stelle die Mittel bereit und halte die Teams übergeordnet zusammen. Bei einem Event wie der Euro müssen viele verschiedene Instanzen miteinander kooperieren, da können Prioritäten-Konflikte entstehen, die ich dann zu lösen habe. Das ist aber nur ein kleiner Teil meiner Arbeit.

Gibt es Fälle, die Sie erfordern würden, zum Beispiel eine Bombe?

Dann wäre ich natürlich mehr gefordert, an den Prioritäten würde sich aber nicht viel ändern. Wir sind auch dafür abgesichert. Als nationaler Supporter sind wir ja nur ein Player unter vielen.

Was ist Ihre grösste Angst?
Keine. (überlegt) Bei einer Katastrophe wären alle betroffen. Ich rechne mit einem normalen Ablauf. Wir haben uns klinisch vorbereitet. Das Projekt läuft nun seit gut zwei Jahren und wir konnten ausserdem auf die Erfahrung aus der WM 2006 der Deutschen Telekom zurückgreifen. Es herrscht hier und in Österreich ein stabiles Umfeld und wir sind mit flankierenden Massnahmen auf mögliche Situationen vorbereitet. Unsere besten Leute sind in den Teams und machen einen hervorragenden Job. Ich bin mir sicher, dass dieses Projekt ein Erfolg wird, sonst würden wir nicht mitmachen.

Was ist die Herausforderung beim Euro-Projekt?

Im Vorfeld mit sehr wenig Zeit die komplette Infrastruktur einzurichten und während des Events flexibel zu sein, um viele Änderungen auf Zuruf bearbeiten zu können. Beispielsweise, wenn ein Journalist einen Platz braucht. Die Flexibilität trotz der grossen und weitverzweigten Organisation ist unsere grösste Herausforderung. Wenn sich Probleme ankündigen, ist es sehr wichtig, dass man schnell mit allen Entscheidungsträgern eine Lösung findet.

Wie profitiert Swisscom davon für die Zukunft, abgesehen vom Image?

Besonders das Live-Event-Team, das vor Ort die Hauptarbeit stemmt, profitiert an wertvoller Erfahrung. Auch unser Prozess- und Projektmanagement, das in der Vorbereitung und im Hintergrund die Fäden zieht, kann für die Zukunft lernen. Wir können beweisen, grosse Projekte in kürzester Zeit auf die Beine zu stellen. Wertvoll ist die neue Erfahrung aus der Euro 08 auch für eine flexible Arbeitsorganisation im grossen Stil.

Was sind Vergleichsprojekte?
Die Euro ist für Swisscom ein Image-Projekt. Wir haben viele Grossprojekte und die Euro ist natürlich ein sehr wichtiges, wenn nicht derzeit das wichtigste Projekt für uns, aber es gibt vom Umfang her grössere.


Zum Beispiel?
Beispielsweise der komplette Netzaufbau für ein multinationales Unternehmen oder die Einrichtung dualer Netze sind häufig anspruchsvoller. Das Datennetz der Euro aufzustellen ist nichts Weltbewegendes, hier liegt der Hauptfokus im Service vor Ort, der keine Wartezeiten oder Verzögerungen im Netz zulassen darf. (Marco Rohner)


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Vor wem mussten die sieben Geisslein aufpassen?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER