Vista mit der Brechstange

Das Ende von Windows XP naht am 30. Juni. Schweizer Systemhersteller trauen Vista nicht. Sie fordern eine Verlängerung der XP-Lizenzverkäufe.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2008/08

     

Die Schweizer PC-Systemhersteller sind wenig begeistert von Microsofts Betriebssystem-Strategie. Ab 30. Juni wird der Verkauf von Lizenzen für Windows XP Professional als OEM und Retail-Version eingestellt. Nur noch Systembau-Versionen von «XP Professional» ohne Handbuch und Treiber sowie «XP Home» für Klein- und Billig-PCs sind darüber hinaus erhältlich. Dann soll in der Vorstellung von Microsoft endlich die grosse Stunde für «Vista Business» schlagen. «Die Situation ist nicht akzeptabel», sagt André Ihnenfeld, Einkaufsleiter von Steg Computer.

Grosse Nachfrage nach XP

«Die Nachfrage nach XP ist immer noch hoch. Vista ist zwar mit SP1 besser, es sind damit einige Mängel ausgeräumt, aber die meisten Kunden sind damit immer noch nicht zufrieden», so Ihnenfeld. Man könne jenen nicht einfach Vista andrehen. «Sie müssten einen Unterschied spüren und von zusätzlichen Funktionen profitieren. Für Privatkunden sind diese Voraussetzungen mit der DX10-Grafikschnittstelle und der hübscheren Nutzeroberfläche gegeben. Geschäftskunden sind aber nach wie vor skeptisch», sagt Ihnenfeld. Einige Kunden seien sogar schon auf Apple und Mac OS X ausgewichen.


Auch bei Littlebit spürt man die Skepsis von Geschäftskunden gegenüber Vista und hofft, ihnen weiterhin XP anbieten zu können. «Wir sind nicht erfreut, dass XP wegfällt. Die Kunden sind gegenüber Vista immer noch zurückhaltend», bestätigt Roland Bachmann, Product Manager bei Littlebit.

Vista-PCs bald billiger als XP-Rechner

«Wir könnten über Distributoren weiterhin XP einkaufen, hätten dann aber nicht mehr die gleichen Einkaufsbedingungen. Das wäre teurer und würde sich auf den Endverkaufspreis schlagen», erklärt Ihnenfeld. Faktisch wären dann XP-Rechner teurer als diejenigen mit Vista. «Das ist ja auch genau das, was Microsoft erreichen will». Wird sich Microsoft mit den PC-Herstellern erbarmen? «Ich hoffe darauf und bin zuversichtlich», sagt Ihnenfeld. «Wir müssen es akzeptieren», sagt Bachmann von Littlebit und verweist auf die Konfiguration ohne Betriebsystem. «Das würde nicht viel unseres Gewinns schmälern, wäre aber natürlich ein herber Umsatzverlust und würde grösseren Support­aufwand erfordern», so Bachmann.

Für Händler eine Katastrophe

«Es ist eine Katastrophe, dass XP eingestellt wird», erklärt Slatko Loborez, Produkt-Manager für Peripherie und Komponenten von Rotronic. Er hält fest: «Auf Vista kann man verzichten. XP wird immer noch am meisten angefragt», so Loborez. Er sieht Supportaufwand kommen. Wohl gäbe es Downgrade-Programme, die eine XP-Lizenz für Vista Business dazugeben und rege genutzt werden, aber das sei keine Lösung, so Loborez: «Wir sind den PC-Herstellern ausgeliefert.» (Marco Rohner)


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