900 Mio. Euro Bussgeld muss
Microsoft an die Europäische Union zahlen, weil das Unternehmen auch nach den im März 2004 ausgesprochenen Sanktionen seine Marktposition weiter ausgenutzt und seinen Konkurrenten weiterhin Lizenzgebühren für Interoperabilitäts-Informationen verrechnet hat. Das sind umgerechnet 1,6 Mio. Franken pro Tag, was dann wohl sogar dem grössten Softwarehersteller der Welt zu teuer zu stehen kam.
PR-mässig orchestriert, hatte Microsoft einen Tag vor Bekanntwerden der EU-Mega-Busse die Weltöffentlichkeit über den Paradigmenwechsel informiert, dass man nun Produkte für Kunden, Partner und Konkurrenten öffnen wolle, der Interoperabilität zu- liebe (s. Kasten).
Microsoft wird «erwachsen»
Als zweiten Grund für die neuerliche Offenheit von
Microsoft sieht Andreas Zilch, Vorstand des Marktforschungsunternehmens Experton-Group, dass heterogene Systeme in grossen Unternehmen mittlerweile die Regel und nicht die Ausnahme sind. «Das bedeutet, dass die Interoperabilität zwischen Anwendungen und Diensten ein Muss ist. Insofern ist Microsoft jetzt endgültig in der Enterprise-IT angekommen und muss die Interoperabilitätsanforderungen der Anwenderunternehmen ernst nehmen», sagtt er. Zilch glaubt allerdings nicht, dass sich Microsoft zu einem gläsernen Unternehmen entwickeln wird: «Microsoft wird immer gerade so viel tun, wie im Kontext von Marktanforderungen, Partnern und Kartellbehörden notwendig ist.» Es sei kaum zu erwarten, dass Microsoft freiwillig auf seine durch die Quasi-Monopolstellung erworbene «Gelddruckmaschine» verzichtet.