PC-Markt Schweiz durch sinkende Preise beflügelt

Konstanter Preiskampf im PC-Markt fordert Opfer. Der Gesamtumsatz ist trotz gestiegener Absatzzahlen gesunken. Kleinere Hersteller leiden deshalb an weniger Umsatz. Grosser Gewinner ist HP. Dell musste 2007 am meisten Federn lassen. Knapp dahinter nehmen Acer, Apple, Asus und Lenovo die Verfolgung auf.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2008/02

     

Der Schweizer PC-Marktforscher und erfahrene Branchen-Berater Robert Weiss hat das «Weissbuch 2007» vorgestellt. Der PC-Markt hat 2007 stark zugelegt. Nach einem schwierigen Jahr 2006, das mit einem Wachstumsrückgang abschloss, stieg der Gesamtmarkt für PC-Systeme auf einen neuen Rekordwert. Der Topwert von 2005 mit 1’486’000 verkauften Systemen wurde im vergangenen Jahr mit 1’494’000 übertroffen. Satte 8,8 Prozent ist der Stückzahlenverkauf gegenüber 2006 gewachsen. Allerdings sind auch die Durchschnittspreise im Vergleich zum Vorjahr um 130 Franken oder 8,4 Prozent gefallen. 2007 kostete ein PC-System durchschnittlich nur noch 1338 Franken, im Gegensatz zu 2006, als man noch 1460 Franken berappen musste. Möglich machte dies der starke Preiszerfall bei den Notebooks um durchschnittlich rund 200 Franken und ihr gestiegener Anteil am Gesamtmarkt.
Die Notebooks haben 2007 mit ihrem Anteil am Gesamtmarkt erstmals die Führung eingenommen. Ihr Preisunterschied zu den Desktops hat sich verringert; den Durchschnittspreis eines Notebooks hat Weiss mit 1490 Franken errechnet, 2006 waren es noch 1757 Franken. Das ergibt einen Preissturz von 15 Prozent. Der Stückzahlenverkauf von Notebooks in allen Bereichen (Business und Home) ist gewachsen. Aber auch der Absatz von Desktops für zu Hause ist gestiegen.

Preis und Mobilität sind entscheidend

Es tobt ein Verdrängungskampf. Der forcierte Verkauf von Notebooks und die damit verbundenen Preisrutsche sind das Ergebnis des unerbittlichen Preiskriegs zwischen den Herstellern, die um jeden Marktanteil im wachsenden Markt rangeln. Gleichzeitig steigt die Attraktivität für Kunden durch tiefe Preise sowie das Bedürfnis nach Mobilität.
Aufgesplittet nach Gerätekategorie sank der Durchschnittspreis bei Business-Notebooks von 1957 auf 1693 Franken, bei Business-Desktops von 1203 auf 1115 Franken. Im Unterschied zu den Desktops ist die Nachfrage nach Notebooks nicht gesunken. In diesem Bereich tobt der Preiskrieg mehr denn je.
Die qualitativ hochwertigeren Business-Notebooks sind im Durchschnitt noch rund 420 Franken teurer als die eher kurzlebigen Heimgeräte, was die Margen noch nicht gleich unter Druck bringt wie im Heimbereich.
Anzahlmässig liegen die Verkäufe der Business-Notebooks noch immer vorn, konnten aber mit einem Plus von 4,3 Prozent auf 408’000 Stück nur gering zulegen. Die Home-Notebooks hingegen machten einen Sprung von 52 Prozent, was einem stückzahlenmässigen Zuwachs um rund 133’000 auf 391’000 Systeme entspricht.

Schwache Nachfrage nach Desktops

Business-Desktops wurden im vergangenen Jahr 7,2 Prozent weniger verkauft als 2006, das entspricht einem Minus von rund 34’000 auf 438’000 Stück. Der Durchschnitts­preis der Business-Desktops fiel um 7,3 Prozent auf 1115 Franken. Beide Minusstatistiken zeigen eine geringere Nachfrage der Kunden nach stationären Bürorechnern; trotz der bis heute nur für Desktops erhältlichen und teuren Quadcore-Prozessoren - sie blieben 2007 noch ein rares Werkzeug für Spezialanwendungen.
Die Desktop-Rechner scheinen 2005 ihren Zenit mit 834’000 Stück erreicht zu haben. Neue Entwicklungen wie die kleinen, kompakten Desktop-Rechner für das Wohnzimmer, hinter Monitoren oder unter der Tischplatte, sind noch zu wenig bekannt, um dem Trend zu kleineren, mobilen Systemen wie Notebooks Paroli zu bieten.

Umsatz leidet unter Preisschlacht

Der Gesamtumsatz des Schweizer PC-Marktes ist trotz gestiegener Absatzzahlen fast gleich ausgefallen wie im Jahr zuvor, als die Preise höher und die Stückzahlen kleiner waren. Der Umsatz sank gegenüber 2006 sogar leicht um 5 Mio. Franken (oder 0,3 Prozent) auf 1,999 Mrd. Franken. Die Business-Umsätze sind um 11,5 Prozent zurückgegangen, die Home-Umsätze um 22 Prozent gewachsen. 2006 war das Umsatzwachstum genau umgekehrt: plus 3 Prozent im Business- und minus 24 Prozent im Home-Bereich.
Wie die Aufteilung nach Hersteller zeigt, brachte die Preisschlacht 2007 mehr Marktanteile und mehr Umsatz für grosse Hersteller; kleine Hersteller leiden jedoch immer mehr an weniger Abverkäufen und somit auch weniger Umsatz. Die grossen Hersteller haben aufgrund der besseren Einkaufskonditionen mehr Spielraum bei der Preisgestaltung und nutzen diese Stellung aus, um Marktanteile dazuzugewinnen. Gleichzeitig drängen weitere ausländische Hersteller in den Schweizer Markt und erzeugen Druck. Die Schweizer Hersteller und Assemblierer hatten einen sehr schweren Stand 2007 (mehr dazu im Artikel über Assemblierer).

HP baut Führung aus

Der marktführende Hersteller HP konnte seine Position 2007 weiter ausbauen, unter anderem weil Dell gesamthaft 4,3 Prozent weniger Sys­teme als 2006 verkaufte und gesamthaft Marktanteile verlor. Hauptsächlich konnte Marktführer HP seine Stellung ausbauen, weil das Unternehmen 2007 die 400’000er Stückzahlengrenze überschreiten konnte. Mit rund 414’000 verkauften PCs führt HP einsam in der Rangliste und hat, wenn die Entwicklung so weitergeht, bald doppelt so hohe Stückzahlen in der Jahresstatistik wie der nächste Verfolger. Das Stückzahlen-Wachstum betrug 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
In den einzelnen Business-Segmenten Notebooks und Desktops hat Dell jedoch Marktanteile gewonnen: bei Notebooks 2,7 Prozent und bei Desktops ein knappes Prozent. Insgesamt konnte Dell aber nur 245’000 Systeme absetzen, das entspricht 4,3 Prozent weniger als 2006.

HP überholte Dell in allen Bereichen

Den Unterschied zwischen HP und Dell machen die Consumer-Systeme aus. Im Business-Sektor liegen beide mit über 200’000 Geräten einsam an der Spitze vor dem nächsten Verfolger. HP hat 2007 insgesamt 262’000 Systeme abgesetzt (plus 7,4 Prozent), Dell 207’880 Systeme (minus 0,9 Prozent). HP hat Dell nun auch bei den Business-Notebooks knapp überholt: 96’534 Stück von HP stehen 92’700 von Dell gegenüber. Lenovo folgt mit 59’227 Stück auf dem dritten Rang.
Die besten drei Business-Notebook-Hersteller HP, Dell und Lenovo konnten klar zulegen. Sie belegen zusammen 60 Prozent des wachsenden Marktbereichs. Bei den Verfolgern errang Apple den vierten Platz von Acer, beide verloren allerdings an Stückzahlen gegenüber 2006. Hinter ihnen haben Toshiba, Fujitsu Siemens Computers (FSC) und Asus sowie Sony und Maxdata ihre Plätze gehalten. Die hinteren Plätze unter «Rest» brachen beim Marktanteil um 54 Prozent ein. Sie lieferten 2007 zusammengenommen nur noch 13’691 Mobile Business-Systeme und liegen damit im Bereich von FSC.
Bei den Business-Desktops gewannen von den Top-5 HP, Apple und Lenovo an Marktanteil, während Dell, FSC, Maxdata und Acer im Tausenderbereich Stückzahlen verloren. In der Rangfolge der Business-Desktops änderte sich jedoch nichts gegenüber 2006, ausser dass Brack sich mit einem stärkeren Zuwachs als Steg und ARC neu vor den beiden und knapp hinter Acer auf Rang 8 positionieren konnte.
Im gesamten PC-Markt konnten HP, Acer, Apple und Lenovo sowie Asus und Sony an Marktanteilen zulegen. Dell, FSC, Toshiba und Steg verloren Marktanteile, obwohl von ihnen nur Dell auch bei den Stückzahlen verlor. Im Business-Markt mussten Acer, FSC, Maxdata und Asus Marktanteil-Verluste hinnehmen. Dell und Apple setzten ebenfalls weniger Business-Systeme ab, stärkten aber dennoch ihren Business-Marktanteil. (Marco Rohner)


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