IBMs Software-Sparte hat Probleme

Weil Bestellungen von Grosskunden wie UBS ausbleiben, wurde bei der Software-Sparte von IBM der Chef versetzt und zehn Verkäufer auf die Strasse gestellt.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2007/20

     

An der Vulkanstrasse in Zürich-Altstetten, am Hauptsitz von IBM Schweiz, herrscht Unsicherheit bei den Mitarbeitern. Der Grund: Die Software-Sparte steckt in grossen Problemen, denn Grosskunden kaufen nicht mehr wie seit Jahren selbstredend die IBM-Software-Produkte.
Ende September sollen deshalb, ­sagen firmennahe Quellen, zehn vor allem jüngere Verkäufer entlassen worden sein, weil sie ihre Budgetziele nicht erreichten. Und weitere zehn sollen auf der «Watchlist» stehen, weil auch ihre Leistungen zur Besorgnis Anlass geben sollen. Ein Insider zu IT Reseller: «Wenn die zehn ihre Ziele im laufenden Quartal ebenfalls nicht erreichen, werden sie über die Klinge springen müssen.»

Boykott der Grossbanken

Dass es bei IBMs Software-Sparte nicht mehr läuft wie geschmiert, hat vor allem einen Grund: Grosskunden wie UBS und Zurich Financial Services, die rund 70 Prozent der Umsätze ausmachen, akzeptierten die Preispolitik nicht mehr. Immer häufiger würden IT-Entscheider von IBM-Plattformen absehen und auf Intel-Produkte ausweichen, sagen Insider. Die IBM-Verkäufer würden als arrogant und hochnäsig angesehen, heisst es. Besonders empfindlich sollen die Umsätze bei der Grossbank UBS, einst ein Kunde mit 100 Millionen Dollar Umsatz, und Swisscom eingebrochen sein. Nun habe überdies der tiefe Dollarkurs und die Tatsache, dass UBS im dritten Quartal nicht wie gewohnt seine ­Bestellungen abgegeben hatte, zu massiven Einbrüchen geführt.

Asien läuft gut, Europa schlecht

Ein guter Wachstumsmarkt soll hingegen der asiatische Raum sein, wo insbesondere in China und Indien die Resultate äusserst zufriedenstellend seien. Doch was für den boomenden asiatischen Raum gilt, hat in Europa keine Bedeutung. So seien die Umsätze nicht nur in der Schweiz durch die vielen international ansässigen Grosskunden eingebrochen. Auch in Europa, insbesondere im hoffnungsvollen osteuropäischen Markt, sollen die Umsätze weit unter den Budgetzahlen liegen.

Deutscher soll ausmisten

Als weitere Massnahme wurde der Chef der Software-Gruppe ausgewechselt. An die Stelle von Roger Müller tritt der Deutsche Steffen Wippel (Bild). Sind weitere Schritte geplant, um die Software-Gruppe wieder auf Vordermann zu bringen? Wird die Preispolitik geändert? Wippel selbst war für eine Stellungnahme nicht zu haben, liess aber durch die Pressestelle ausrichten, man setze die Mitarbeitenden ihren Fähigkeiten entsprechend ein und nehme - sofern die Marktsituation es erfordere - auch entsprechende Anpassungen vor. «Dabei kann es durchwegs vorkommen, dass wir uns von Mitarbeitenden trennen müssen, auf der anderen Seite jedoch wieder Stellen schaffen», heisst es.
Glaubt man den Insidern, soll eine Änderung der Preispolitik nicht zur Diskussion stehen. Klar ist: Während früher bei IBM Mitarbeiter die Möglichkeit hatten, sich intern an anderer Stelle für eine Arbeit umzusehen, gilt diese Politik heute nicht mehr. Müller konnte sich noch intern für einen Job bewerben. Er ist heute SOA-Executive für Zentraleuropa, den Nahen Osten, Afrika, Österreich und die Schweiz. Die zehn jungen Verkäufer, noch nicht so «IBM-minded» wie ältere, mussten von einem Tag auf den anderen den Hut nehmen. (mh)


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