In nur neun Jahren in die Top-Liga

Momentan ist VMware das IT-Unternehmen schlechthin. An der Hausmesse «VMworld» markierten die Kalifornier Stärke und wurden von sämtlichen Branchengrössen hofiert. Das neue Zauberwort heisst Automatisierung.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2007/16

     

In nur neun Jahren ist aus Vmware ein Grosskonzern geworden und aus der jährlich stattfindenden Hausmesse eine gigantische Veranstaltung mit knapp 11’000 Besuchern und 147 Ausstellern. Dieses rege Interesse schien selbst Diane Greene (Bild), VMware-Gründerin und CEO der EMC-Tochter, zu beeindrucken, als sie im Hauptsaal des Moscone Convention Centers in San Francisco die vierte Ausgabe der Vmworld eröffnete. Sichtlich nervös und zu Beginn etwas stotternd pries sie die neuesten Innovationen ihres Unternehmens an.
In der Folge drückten sich Topmanager von fast allen internationalen IT-Konzernen das Mikrofon in die Hand. Auf Diane Greene folgte der Chef der Digital Enterprise Group von Intel, Pat Gelsinger, und AMD-CEO Hector Ruiz, während Michael Dell sowie die Chefs von IBM, HP und anderen Hardware-Riesen per Videobotschaft ihr Bekenntis zur virtuellen Zukunft ablegten.

Die Virtualisierung im Schlepptau

Der grösste Streich gelang Vmware zweifelsfrei mit dem an der Keynote live vorgeführten ESX Server 3i. Hierbei wird die Virtualisierungs-Software direkt in Hardware von Dell, Fujitsu, HP, IBM und NEC integriert und so bereits mit der Fähigkeit zur Virtualisierung durch einen vorinstallierten Hypervisor ausgeliefert. Der Hypervisor wird dabei direkt, ohne Betriebssystem, auf die Hardware installiert. «Damit können unsere Kunden den Server starten und direkt im Hypervisor booten», erklärt Diane Greene dem Publikum und demon­striert gleich selbst, wie einfach eine virtuelle Maschine einzurichten ist. Obwohl die technische Innovation bei den Zuschauern durchaus Begeisterung auszulösen vermochte, gab es auch kritische Stimmen, die befürchteten, dass VMware durch die Verknüpfung seiner Software mit der Hardware der grossen Hersteller seine Marktposition im Stile Microsofts zur uneinnehmbaren Festung ausbauen könnte. Bereits jetzt hat VMware nach eigenen Angaben einen Marktanteil von über 70 Prozent.

Das automatisierte Rechenzentrum

Dass die Energieeffizienz in Rechenzentren mit Hilfe der Virtualisierungstechnologie gesteigert werden kann, ist unbestritten. Ob die VMware-Technologie aber tatsächlich einen fundamentalen Beitrag zur Senkung des Energieverbrauchs leisten kann (wie dies an der Keynote wiederholt behauptet wurde), zweifeln auch einige Mitarbeiter der kalifornischen Firma an; nicht offen zwar, aber es waren doch einige Wider­sprüche in ihren Aus­sagen auszumachen.
Zum einen wurde dem Thema Energiesparen ein hoher Stellenwert im Konferenzprogramm eingeräumt, zum anderen sprachen die Verantwortlichen aber auch davon, dass durch die Einsparungen, welche die Virtualisierung nach sich ziehe, neue Mittel frei würden, mit denen sich aus Kostengründen bisher nicht eingeführte Applikationen finanzieren liessen – was nichts anderes bedeutet, als dass freigewordene Ressourcen nicht zwangsläufig stillgelegt, sondern anderweitig verwendet werden.
Da virtuelle Server weniger kosten und schneller eingerichtet werden können als physische Maschinen besteht auch noch eine andere Gefahr: «Wenn die virtuelle Infrastruktur nicht sorgfältig verwaltet wird, besteht die Möglichkeit eines Wildwuchses virtueller Maschinen», erklärt Vmwares Senior Director Product Marketing Bogomil Balkansky auf Anfrage von IT Reseller. Das führt nicht nur zu chaotischen Zuständen im Rechenzentrum, es geht auch zu Lasten der Sicherheit, wenn längst in Vergessenheit geratene Server still und leise weiterlaufen.
Der ebenfalls an der Vmworld angekündigte Kauf des auf Lifecycle-Management für virtuelle Maschinen spezialisierte Lausanner Unternehmen Dunes Technologies soll helfen, den Lebenszyklus der virtuellen Server zu kontrollieren. VMware-CEO Diane Greene ging sogar noch einen Schritt weiter und deutete an, dass die gekaufte Technologie ein erster Schritt in Richtung neuer Sicherheitsprodukte für virtuelle Umgebungen darstellen würde. «Das ist aber noch längst nicht spruchreif.»
Ein weiteres Automatisierungstool, diesmal fürs Destaster Recovery, stellte Vmware mit dem «Site Recovery Manager» vor, der die Systemwiederherstellung «per Knopfdruck» ermöglichen soll. Das durchgängig automatisierte Rechenzentrum scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein. (mag)

VMworld 2008 Europe

Vom 26. bis 28. Februar 2008 findet im französischen Cannes die erste VMworld in Europa statt. Sie soll künftig jedes Jahr abgehalten werden und beinhaltet wie die amerikanische Version eine Ausstellung und Seminare rund ums Thema Virtualisierung. Weitere Informationen gibts unter www.vmworld.com.


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