Vasco flieht vor Belgiens Steuervögten

Die belgische Vasco Data Security verlegt ihren Hauptsitz aus Steuergründen in die Schweiz. Mit Postfinance konnte ein Grosskunde gewonnen werden.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2007/10

     

Der belgische Internet-Security-Spezialist Vasco Data Security hat seinen internationalen Hauptsitz nach Zürich verlegt. Der Umzug erfolgte unter anderem auch aus Gründen der «Steueroptimierung», wie der Chief Operating Officer & President des 1997 gegründeten Unternehmens, Jan Valcke (Bild), anlässlich eines Gesprächs mit IT Reseller an der Orbit-iEX unumwunden zugibt. «Die Steuern sind in Belgien höher als überall sonst in Europa», begründet er den Schritt. Hinzu komme ausserdem, dass die Schweiz zentral in Europa liege und über eine hervorragende Infrastruktur und Lebensqualität verfüge.

Postfinance als Grosskunde

Bereits vor kurzen machte Vasco in der Schweiz auf sich aufmerksam, als der Authentifizierungs-Spezialist über einen grossen Deal mit Postfinance informieren konnte. Konkret rüstet das Finanzinstitut der Schweizerischen Post ihre 800’000 Yellonet-Kunden (Online-Banking) mit Kartenlesegeräten des belgischen Herstellers aus. ­Diese sollen die bisherigen Streich­listen ersetzten und so die Sicherheit des Dienstes erhöhen.
Für Valcke geht es dabei nicht nur um einen grossen Auftrag, er sieht den Deal mit Postfinance auch als Türöffner zum Schweizer Markt. «Bislang sind wir in der Schweiz noch viel zu unbekannt. Künftig wird aber jeder fünfte Postfinance-Kunde uns kennen.»
Dies, so hofft er, werde Vasco hierzulande die Tür ins lukrativere Enter­prise-Security-Geschäft öffnen. Das E-Banking-Business ist aktuell das grösste Betätigungsfeld der Belgier. «Dabei geht es um Geschäfte mit hohen Stückzahlen, aber niedrigen Margen», so Valcke. Im Enterprise-Security-Umfeld sei es genau umgekehrt.

Jeden Tag neun neue Kunden

Im Moment beschäftigt Vasco rund 200 Mitarbeitende mit denen die ­Firma einen Jahresumsatz von rund 77 Mio. Dollar erzielt. «Allein im letzten Quartal sind wir um 93 Prozent gewachsen», erklärt Jan Valcke stolz. Ausserdem akquiriere seine Firma im Schnitt neun Neukunden an jedem Arbeitstag. «Darunter zwei Banken», so Valcke.
In der Schweiz fällt das Wachstum jedoch verhaltener aus. Man wolle sich zuerst auf die Banken konzentrieren, begründet dies der flämische COO. «Sicherheit setzt Vertrauen voraus. Wenn die Schweizer Firmen erst einmal sehen, dass sich grosse Finanz­institute auf unsere Lösungen verlassen, wird es sehr viel einfacher, sie als Kunden zu gewinnen.»

«Ein Flame kann nicht lange weg»

Im neuen Hauptsitz im «World-Wide Business Center» in Balsberg am Zürcher Flughafen sind fünf der rund 200 Angestellten beschäftigt. Darunter
– aus nachvollziehbaren Gründen auch der Executive Vice President & Chief Financial Officer Clifford Bown.
Jan Valcke selber könnte es sich durchaus vorstellen, auch mal für ein paar Jahre in die Schweiz zu ziehen. «Das Leben ist in der Schweiz angenehmer als in Belgien, allein schon wegen der Verkehrssituation.» Wenn sich am Morgen die Pendler auf den Weg nach Brüssel machten, seien die Strassen stehts völlig verstopft.
Länger als vier bis fünf Jahre würde er es im Ausland allerdings nicht aushalten: «Die flämische Mentalität erlaubt es uns nicht, lange ausserhalb der Heimat zu leben. Viele schaffen es nicht einmal, ihren Geburtsort zu verlassen.» (mag)


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