Viel Rumoren bei Alcatel-Lucent

Der frisch fusionierte Konzern kommt nicht zur Ruhe. Eine Gewinnwarnung, Stellenabbau – nur in der Schweiz scheint alles normal weiterzulaufen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2007/02

     

Dem Netzwerkausrüster Alcatel-Lucent stehen einmal mehr bewegte Zeiten ins Haus. Gemäss französischen Medienberichten sollen binnen der nächsten Monate weltweit 20’000 Stellen, rund 20 Prozent des Personalbestandes, abgebaut werden. Nachdem die Fusion zwischen den beiden traditionsreichen Unternehmen aus Frankreich (Alcatel) und den USA (Lucent) kurz vor Ende Jahr bewilligt wurde, war von 9000 Jobs die Rede, die gestrichen werden. Nach einer Gewinnwarnung, die in der zweiten Januarhälfte veröffentlicht wurde, dürften es nun mehr werden.
Die Radikalkur trägt die Handschrift von Patricia Russo. Die Konzernchefin von Alcatel-Lucent hat bereits in der Vergangenheit mit einer Rosskur auf sich aufmerksam gemacht. Sie hat Lucent 2003 mit einem rigiden Sparprogramm in die schwarzen Zahlen zurückgehievt.

Fluktuation im üblichen Rahmen

Die Zahl von 20’000 entbehre jeder Grundlage, heisst es bei der Schweizer Niederlassung von Alcatel. Hierzulande sind gegenwärtig rund 210 Mitarbeitende beschäftigt. Erst kürzlich wurden rund 50 Mitarbeitende aus dem Bereich Bahnsicherung an die Thales Group ausgelagert.
Zu den besten Zeiten sah es anders aus. Da waren allein in der Schweiz über alle Konzerngesellschaften hinweg mehrere Tausend Mitarbeitende beschäftigt. Weltweit waren es damals 118’000, und der Umsatz belief sich auf 33 Mrd. Franken.
Branchengerüchte, wonach bei der Schweizer Niederlassung aufgrund der Fusion die Fluktuationsrate sprunghaft zugenommen habe, weisst Firmensprecherin Bianca Rühle zurück. Im Marketing gab es einen Abgang, im Vertriebsteam habe die Fluktuation im üblichen Rahmen gelegen, so Rühle.
Im Vergleich mit der Situation in anderen Ländern waren die Gegebenheiten hierzulande speziell. Gerade einmal ein Lucent-Vertriebsmitarbeiter war vor der Fusion beschäftigt und der sei der Firma treu geblieben.

Keine Fusionslähmung

Bekanntgegeben wurde die Fusion der beiden Unternehmen im April letzten Jahres. Bis sie alle regulatorischen Hürden nahm, wurde es Dezember. Dass die Geschäfte dadurch stockten, sei in der Schweiz nicht spürbar gewesen. Eine Fusionslähmung habe es nicht gegeben, sagt Sprecherin Rühle.
In der zweiten Januarhälfte gab Alcatel-Lucent vorab eine Gewinnwarnung heraus. Man habe im vierten Quartal des Geschäftsjahres praktisch keinen Betriebsgewinn erwirtschaftet und der bereinigte Umsatz sei von 5,25 auf 4,42 Mrd. Euro zurückgegangen, hiess es aufgrund der vorläufigen Geschäftszahlen. Die definitiven Zahlen wurden letzten Freitag veröffent­licht, nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe. Ein Update zur Kostensituation war zu diesem Anlass ebenfalls angekündigt worden.
Als letzte Woche die Meldung die Runde machte, dass mehr Stellen als angekündigt abgebaut würden, ging der Kurs der Aktie am New York Stock Exchange aufwärts und lag kurz vor Redaktionsschluss bei 13,09 Dollar und damit zumindest um einiges besser als der Kurs der Lucent-Aktie vor dem Merger, als Pennystock um die Marke von 1 Dollar herumkroch. (map)


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Vor wem mussten die sieben Geisslein aufpassen?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER